Vollzugsrecht im Wandel der Zeit

Von Prof. Michael Knape, Berlin

 

Anmerkungen

 

  1. Professor Michael Knape ist Direktor beim Polizeipräsidenten a.D.; der Autor ist heute als Gutachter, Lehrbeauftragter sowie Herausgeber u. Autor von Fachpublikationen tätig.
  2. Vgl. statt vieler z.B. den gesetzlich abgeschlossenen dreistufigen Aufbau des BbgPolG v. 19.3.1996 (GVBl. I S. 74), zul. geä. durch Gesetz v. 16.12.2022 (GVBl. I Nr. 3), insoweit Kap. 1 u. 2 einerseits sowie Kap. 4 andererseits. Anders hingegen die Gesetzeslage im Land Berlin: Dem Allgemeinen Polizei- und Ordnungsrecht für Berlin (ASOG Bln), i.d.F. der Bekanntmachung v. 11.10.2006 (GVBl. S. 930), zul. geä. durch Gesetz v. 3.1.2023 (GVBl. S. 6), folgt das eigenständige Verwaltungs-Vollstreckungsrecht des Bundes (VwVG) v. 27.4. 1953 (BGBl. I S. 157), zul. geä. durch Gesetz v. 10.8.2021 (BGBl. I S. 3436), das kraft § 8 Abs. 1 Satz 1 BlnVwVfG inkorporiertes Landesvollstreckungsrecht darstellt. Dahinter steht – soweit unmittelbarer Zwang als schärfstes Zwangsmittel anzuwenden ist – das Gesetz über die Anwendung unmittelbaren Zwanges bei der Ausübung öffentlicher Gewalt durch Vollzugsbeamte des Landes Berlin (UZwG Bln) v. 22.6.1970 (GVBl. S. 921), zul. geä. durch Gesetz v. 22.3.2021 (GVBl. S. 318). Vergleichbar ist die Gesetzeslage im Bundesrecht, insb. hinsichtlich hoheitlichen Handelns der BPOL; auch hier gilt ein dreistufiger gesetzlicher Aufbau; vgl. Heesen/Hönle/Peilert/Martens, Bundespolizeigesetz/Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz/Gesetz über den unmittelbaren Zwang, 5. Aufl. (2012). Nicht anders stellt sich die Rechtslage für Vollzugsbeamte des BKA dar (BKAG – VwVG [Bund] u. UZwG [Bund]).
  3. Vorgehen in „Schützenreihe“ oder „Schützenkette“ sowie das in Stellung gehen wurden akribisch u. intensiv geübt, wobei jede der drei Gruppen eines Zuges in sog. Gruppenbewaffnung operierte, d.h. die Schützen eins bis drei bildeten den sog. MG-Trupp (Schütze 1 trug das MG, Schütze 2 die Munitionskästen u. das Reserverohr, Schütze 3 ein Gewehr G 3, um die Schützen 1 u. 2 zu sichern), die PVB vier bis acht waren mit dem Gewehr G 3, PVB neun mit einer MP ausgerüstet. Die Munition für das MG u. G 3 waren identischen Kalibers, wobei das G 3 Einstellungen für Einzelfeuer u. Dauerfeuer besaß. Ein Zug, bestehend aus drei Gruppen, hatte somit eine enorme Feuerkraft, berücksichtigt man die vier prall gefüllten Maschinengewehrgurte des Schützen 2 in den mitgeführten Munitionskästen sowie jeweils zwei Magazine für jene PVB, die mit dem G 3 ausgerüstet waren, jedes Magazin gefüllt mit 18 Patronen.
  4. Das UZwG Bln v. 22.6.1970 (GVBl. S. 921), geä. durch Gesetz v. 13.7.1973 (GVBl. S. 1015), ergä. durch Gesetz v. 26.11.1974 (GVBl. S. 2746), regelte in einer Sondervorschrift – dem § 17 UZwG Bln – den Schusswaffengebrauch im Bereich der Demarkationslinie, der später ersatzlos gestrichen wurden; § 17 UZwG Bln ist durch keine neue Regelung ersetzt worden, so z.B. auch nicht für den Einsatz des Distanz-Elektroimpulsgeräts (Taser); vgl. dazu Knape, Ein Plädoyer für Distanz-Elektroimpulsgeräte – Standardausrüstung für die Berliner Polizei ? –, DIE POLIZEI 2015, 135 (138), ders., Waffen der Berliner Polizei – Rechtslage: Taser als neue Polizeiwaffe –, DIE POLIZEI 2017, 204 (206).
  5. Der Autor war ab 1973 nach Absolvierung des sog. Unterführerlehrgangs Gruppenführer bei einer der zwölf Hundertschaften der Berliner BP u. sodann in der Ausbildungsabteilung der Berliner Polizei tätig; dort fungierte er nach seinem Studium an der Fachhochschule für Verwaltung u. Rechtspflege einige Jahre als Zugführer von Ausbildungszügen des mittleren Polizeivollzugsdienstes.
  6. Vgl. Art. 5 der Nato-Charta („Verteidigungsfall“ beim Angriff feindlicher Kräfte z.B. aus Osteuropa, insoweit des damals noch bestehenden Warschauer Paktes).
  7. Grund: Die Stadt verfügte über keine Einheiten des BGS!
  8. UZwG Bln v. 22.6.1970, a.a.O.
  9. In Art. 61 Abs. 4 des Bayerischen Polizeiaufgabengesetz (PAG) galten 2004 als dienstlich zugelassene Waffen Schlagstock, Pistole, Gewehr, Maschinenpistole u. immer noch MG sowie Handgranate, wobei für den Einsatz der besonderen Waffen (Maschinengewehre u. Handgranaten) mit Art. 69 PAG eine besondere Regelung galt; vgl. dazu z.B. Honnacker/Beinhofer/Samper, Polizeiaufgabengesetz – PAG – 18. Aufl. (2004); bemerkenswert ist, dass der liberal ausgerichtete VE ME PolG 1977 in § 36 Abs. 4 als Waffen Schlagstock, Pistole, Revolver, Gewehr, MP u. – man höre u. staune – MG u. Handgrante zuließ; vgl. Kniesel/Vahle, VE ME PolG – Text und amtliche Begründung, Kriminalistik Verlag – Heidelberg (1990).
  10. Vgl. UZwG (Bund) v. 10.3.1961 (BGBl. I S. 165), zul. geä. durch Art. 3 des Gesetzes v. 2.3.2023 (BGBl. I 2023 Nr. 56) Das Gesetz regelte zwar nur, dass Waffen die dienstlich zugelassenen Hieb- u. Schusswaffen, Reizstoffe u. Explosivmittel sind, das BMI hatte aber die Ausstattung des BGS u. des BKA mit Waffen in der damals geltenden UZwVwV speziell festgelegt (s. Abschn. VI), vgl. dazu Heesen/Hönle/Peilert, a.a.O., Rn. 8 zu § 2 UZwG (Bund): Für den BGS in den Verbänden: Schlagstöcke, Reizstoffe, Pistolen, Revolver, Gewehre, MP, MG, Schusswaffen, aus denen Sprenggeschosse verschossen werden können u. Explosivmittel. Der Grenzschutzeinzeldienst war nur mit Schlagstöcken, Pistolen u. MP ausgerüstet.
  11. Zur Bekämpfung von Schwerstkriminalität ist der Einsatz von o-Chlorbenzylidenmalondinitril (CS) i.S.d. Ausführungsvorschrift (AV Pol UZwG Bln) Nr. 12 zu 2 UZwG Bln i.V.m. Nr. 80b zu § 21b UZwG Bln nach Anordnung des Einsatzleiters zulässig.
  12. Anm.: Bis Ende der 70er-Jahre des letzten Millenniums wurden Dienstanfänger der Berliner Polizei auf einer Polizeiübungsanlage in Berlin im Zünden u. Werfen von Handgranaten trainiert/ausgebildet (bei den Handgranaten handelte es sich um Gips-Handgranaten); bis Ende der 60-er Jahre fuhren Züge der Berliner BP regelmäßig nach Niedersachsen, um dort auf BW-Gelände das Schießen mit Granatwerfern zu üben.
  13. Vgl. Art. 61 Abs. 4 i.V.m. Art. 69 Abs. 1 u. Art. 67 Abs. 1 Nrn. 1, 2 u. 5 BayPAG, verknüpft mit dem Zustimmungsvorbehalt des Staatsministers des Innern oder eines von ihm im Einzelfall Beauftragten; vgl. dazu Honnacker/Beinhofer/Samper, a.a.O.
  14. Vgl. dazu nur Heesen/Hönle/Peilert/Martens, a.a.O., Rn. 15 zu § 2 UZwG (Bund) i.V.m. Fn. 39 der Kommentierung unter Hinw. auf die Ausstattung von Spezialeinheiten der BPOL.
  15. Vgl. dazu z.B. Honnacker/Beinhofer/Samper, a.a.O., Rn. 1 zu Art. 69 BayPAG.
  16. § 58 Abs. 4 PolG NRW lautete: Als Waffen sind Schlagstock, Pistole, Revolver, Gewehr u. MP zugelassen; vgl. z.B. Heise/Tegtmeyer, Polizeigesetz Nordrhein-Westfalen, 7. Aufl. (1990).
  17. Vgl. z.B. Art. 91 Abs. 2 GG.
  18. Vgl. Heise/Tegtmeyer, a.a.O., Rn. 15 zu § 58 PolG NRW.
  19. Vgl. schon Graulich, in: Lisken/Denninger, Handbuch des Polizeirechts, 7. Aufl. (2021), E. 974.
  20. Dazu schon Graulich, a.a.O., E. 974.
  21. Man denke z.B. an Berndt/Altman, Führungslehre (Band 1 u. 2) bereits erhältlich ab Mitte der 80er-Jahre.
  22. Das Vorhandensein gepanzerter Einsatzfahrzeuge älterer (SW 4) u. neuerer Bauart (Survivor) bei der Polizei für den Einsatz gegen bewaffnete Täter/Terroristen (deren „Bekämpfung“) ändert an diesem Befund nichts.
  23. So schon Graulich, a.a.O., E. 973.
  24. Vgl. Knape, DIE POLIZEI 2017, 204 ff; dazu klar u. eindeutig § 61 Abs. 3 BbgPolG.
  25. Vgl. Knape, Ein Plädoyer für Distanz-Elektroimpulsgeräte – Standardausrüstung für die Berliner Polizei? –, DIE POIZEI 2015, 135 ff.
  26. Der in Art. 20 Abs. 3 GG verankerte allgemeine Vorbehalt des Gesetzes zwingt den Gesetzgeber dazu, losgelöst vom Merkmal des Eingriffs, im Bereich der Grundrechtsausübung – soweit dieser staatlicher Regelung überhaupt zugänglich ist – alle wesentlichen Entscheidungen selbst zu treffen; er bestimmt damit das „Ob“ u. das „Wie“ gesetzgeberischen Handelns; vgl. dazu BVerfGE 49, 89 (126); E 77, 170 (230 f.); E 77, 381 (403).
  27. Vgl. Knape, DIE POLIZEI 2017, 204 ff.
  28. I.d.S. sind wohl auch die Erläuterungen in Heesen/Hönle/Peilert/Martens, a.a.O., Rn. 10 zu § 2 UZwG (Bund) zu verstehen.
  29. Vgl. Knape, DIE POLIZEI 2017, 204 ff.; ferner Heesen/Hönle/Peilert/Martens, a.a.O., Rn. 12 zu § 2 UZwG (Bund).
  30. So auch AV Pol UZwG Bln Nr. 11 zu § 2 UZwG Bln.
  31. Vgl. Knape, DIE POLIZEI 2017, 204 ff.
  32. Vgl. gewalttätige Aktionen i.S.d. PDV 100, 5.7, insb. 5.7.1.1.
  33. Nahezu mustergültig ist hier die Regelung in § 258a LVwG SH.
  34. So Bristow, Prof. für Polizeiwissenschaft am California State College L.A., in: Stammel, Mit gebremster Gewalt (2. Aufl.) 1974, 79.
  35. Dieser spezielle Schlagstock findet aktuell bei den deutschen Polizeien als Teleskopstock u. als starrer Mehrzweckschlagstock Anwendung.
  36. Vgl. nur § 2 Abs. 4 UZwG Bln v. 22.6.1970 (GVBl. S. 921), zul. geä. durch Gesetz v. 22.3.2021 (GVBl. S. 318).
  37. Vgl. nur statt vieler Heesen/Hönle/Peilert/Martens, a.a.O., Rn. 3 zu § 2 UZwG (Bund).
  38. Vgl. Hoffmann, Mitbestimmung beim Beschaffen von Schusswaffen, BVerwG, 5 P 7/20, DP 10/22, S. 18 ff., wobei die GdP insoweit stets eine tragende Rolle spielte u. spielen wird.
Seite: << zurück123