Keine offizielle Krankheit
Die exzessive Internetnutzung ist bislang nicht als eigenständige Krankheit im weltweit gültigen Diagnoseklassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation WHO aufgenommen worden. Zwar ist der Zulauf von „internetsüchtigen“ Menschen bei Suchtberatungsstellen in den vergangenen Jahren gestiegen, es ist aber noch nicht geklärt, ab wann von einem Abhängigkeitsverhalten zu sprechen ist.
Aktuelle Studien belegen, dass zwischen 1,6 und 8,2 Prozent der Internetnutzer als abhängig eingestuft werden können. Beim pathologischen Computer- und Internetgebrauch nutzen die Betroffenen den Computer und das Internet exzessiv und zeigen ein Abhängigkeitsverhalten. Das ist vor allem im Zusammenhang mit Internet-Spielen der Fall. Wer Online-Games spielt, muss nicht gleich auch süchtig danach sein. Indizien für eine Abhängigkeit sind:
- die exzessive Nutzung des Internets
- der Kontrollverlust meist spezifischer Nutzungsformen wie Onlinecomputerspielen, Chats und Messaging oder Konsum pornografischer Webinhalte
- die Vernachlässigung des alltäglichen Lebens, etwa des Berufs, der sozialen Kontakte bis hin zur Nahrungsaufnahme
- der Betroffene zeigt sich uneinsichtig
- die Unfähigkeit, den exzessiven Gebrauch des Internets zu drosseln
Erste Studie zur Internetabhängigkeit
Das Bundesministerium für Gesundheit hat eine Studie über die „Prävalenz der Internetabhängigkeit“ (kurz: PINTA) in Auftrag gegeben. Zwischen November 2010 und Februar 2011 wurde erhoben, wie groß das Ausmaß der Internetabhängigkeit in Deutschland ist. Diese erste bundesweit repräsentative Studie zum Thema kommt zu dem Ergebnis, dass rund 560.000 der 14- bis 64-Jährigen internetabhängig sind. Hinzu kommen 2,5 Millionen Menschen, die das Internet auf problematische Weise nutzen. Jugendliche sind eher betroffen als Erwachsene, Männer mehr als Frauen. Besonders stark betroffen ist die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen. Bei den 25- bis 64-Jährigen gibt es bei Männern, Ledigen, Arbeitslosen und bei Menschen mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Risiko, internetsüchtig zu werden. Befragt nach der Art der Aktivitäten im Internet gaben die meisten Befragten der PINTA-Studie an, Soziale Netzwerke zu nutzen. Bei Frauen rangiert das E-Mails-Schreiben an zweiter Stelle, bei Männern das Spielen von Online-Games.
(KS)