Polizeiausrüstung im Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen
Von KHK Ralf Schmidt, Wiesbaden*
5 Alte Kameraden 1945 bis 1950
Mit der Befreiung im Mai 1945 durch die Alliierten endete die Terrorherrschaft der Nazis. Die deutsche Polizei war während dieser Zeit auf das Engste mit dem Nationalsozialismus verknüpft. Sichtbarster Ausdruck dabei war die Personalie Heinrich Himmler: Der führende Nazi war gleichzeitig „Reichsführer-SS“, „Chef der deutschen Polizei“ und Reichsinnenminister. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Beamten, die vor dem 8. Mai 1945 bei der Polizei waren, zunächst entlassen und durch Neulinge ohne polizeilichen Hintergrund und Erfahrung ersetzt. Je nach Standpunkt und eigener Polizeitradition, wählten die Alliierten in den Besatzungszonen unterschiedlichste Wege. Die sog. „Entnazifizierung“ fand dann aber nicht in der beabsichtigten rigorosen Form statt. Schnell nach Kriegsende zeichnete sich der Kalte Krieg ab. Die Mitgliedschaft in einer der Naziorganisationen war jetzt grundsätzlich kein Hindernis mehr in den Staatsdienst zurückzukehren. Unzählige Beamte, die bereits während der NS-Zeit im Polizeidienst waren, kehrten in den Dienst zurück. Vieles wurde verschwiegen, vertuscht und verharmlost.
6 Vier Besatzungszonen
Vielerorts waren die Polizisten in einer Art „Räuberzivil“ lediglich mit einem Knüppel und einer Armbinde oder Plakette etwa als „German Police“ erkennbar. Nachdem die Besatzungsmächte 1945 die Entwaffnung der gesamten Polizei angeordnet hatten, stellte sich schnell heraus, dass eine unbewaffnete Polizei im Chaos der Nachkriegszeit nicht in der Lage war, die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Der Alliierte Kontrollrat ordnete so die Wiederbewaffnung der Polizei an. Die Waffenvielfalt und das unterschiedliche Aussehen der Polizisten ergab sich auch aus den gravierenden politischen Unterschieden zwischen der Sowjetunion auf der einen und den drei Westalliierten Frankreich, Großbritannien und USA auf der anderen Seite. Eine der ersten Waffen, die offiziell an die deutsche Polizei ausgegeben wurde, war der italienische Karabiner Carcano Modell 1891/41 mit einem sechs Patronen Magazin. Daneben standen den neuen Polizisten pro Revier häufig nur eine Pistole zur Verfügung. Dort wurden etwa die spanische „Star“ Modell B, der „Colt“ Modell 1911/1911 A1, die „Astra“ Mod. 3000 oder die „FN“ Mod. 1910/22 streng unter Verschluss gehalten. Auch Revolver der Marke „Smith u. Wesson“ Mod. Victory und Karabiner Modell .30 M1, mit 15 Patronen Magazin, wurden genutzt. Zunächst durften die deutschen Ordnungshüter nicht alleine auf Streife gehen, sie wurden von Soldaten oder Militärpolizei begleitet. Die Waffen wurden lediglich nachts ausgegeben.
7 Deutsche Demokratische Republik (DDR) 1948 bis 1990
In der „SBZ“, der sowjetisch besetzten Zone, entstanden lokale sowie regionale Polizeieinheiten, die als Volkspolizei bezeichnet wurden. Auch die Volkspolizei hatte durch den personellen Umbruch nach 1945 deutlich an Professionalität eingebüßt. Sie fungierte als tragender Teil des sozialistischen Herrschaftssystems und schützte die SED-Diktatur. Auch hier prägten Waffen das äußere Erscheinungsbild der Polizei. Das Gewehr „Tokarew SWT 40“ und die sowjetische Maschinenpistole „MP41“ mit Trommelmagazin („PPSch-41“) fand in ihren Einheiten bis 1959 Verwendung. Ab 1960 folgte die Ablösung durch die „Maschinenpistole“ (Sturmgewehr war in der DDR nicht gebräuchlich) Kalaschnikow AK-47. Die markante Waffe im Kaliber 7,62 mm x 39 und ihre Nachfolgemodelle gehörten danach zur Standardausrüstung der „bewaffneten Organe“ der DDR. Als Kurzwaffe wurden vornehmlich die Modellvarianten der „Makarov“- Selbstladepistole geführt.
8 Die 1950er-Jahre
Die Vorstellungen der Westalliierten über den Aufbau einer zivilen Polizei wandelten sich spätestens mit Ausbruch des Koreakriegs 1950. Der Kalte Krieg war nun in vollem Gange und die Aufstellung von „KVP“-Verbänden (Kasernierte Volkspolizei) in der DDR führten dazu, dass 1951 in Westdeutschland sich erste Einheiten des Bundesgrenzschutzes (BGS) formierten. Der BGS sollte bei inneren Unruhen und im Kriegsfall eingesetzt werden und hatte somit Kombattanten-Status. Die Einheiten erhielten eine militärische Ausbildung und Ausrüstung, bestehend aus gepanzerten Fahrzeugen, Maschinengewehren, Handgranaten, Tarnanzügen und dem Stahlhelm des 2. Weltkrieges. Dazu passte, dass das Führungspersonal schon bei der ehemaligen Wehrmacht gedient hatte – damals ein typischer Karriereverlauf. 1956, im Rahmen der Internationalen Polizeiausstellung in Essen, wurden dann die ersten modernen Wasserwerfer von Mercedes-Benz präsentiert. Die Schutzpolizei war mit Schaftstiefeln, kombiniert mit Reiterhosen und mit Einsatzfahrzeugen der Marke Opel Kapitän auf Streife. Kradfahrer trugen riesige grüne Gummimäntel, die mit dem „Leibriemen“ zusammengehalten wurden und offene weiße Helme mit einer markanten Schutzbrille. 1959 erfolgte in den Bereitschaftspolizeien die Umstellung vom Karabiner „98k“ auf das „FN“ Gewehr 1 (G1) vom belgischen Hersteller „Fabrique Nationale“. Das neue, „moderne“ Polizeigewehr hatte eine Magazinkapazität von 20 Patronen im Kaliber 7,62 mm x 51.
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