Eindrucksbildung und Stereotype bei Studierenden im Polizeivollzugsdienst
8 Kritik
Kritische Punkte bei dieser Untersuchung liegen zum einen an der eindimensionalen Gruppe der Beurteilenden, die eine Verallgemeinerung der Ergebnisse erschwert. Zudem kann mit Recht vorgehalten werden, dass die Erkenntnisse auf Studierende, nicht aber Polizisten im aktiven Dienst zuträfe. Hierzu sollte eine weitere Studie Aufschluss geben.
Zum anderen muss die Qualität der dargebotenen Fotos kritisch betrachtet werden. Es wäre wünschenswert gewesen, eine größere Homogenität bei Format und Bildausschnitt der gezeigten Personen darzustellen.
Letztlich ist der Kontext, in dem die Erhebung stattfand, mit dem Kurs „Interkulturelle Kompetenz“ als kritisch einzustufen. Möglicherweise sind von diesem Kontext Impulse ausgegangen, die das Beurteilungsverhalten der Probanden beeinflusst haben. Eine Untersuchung in einem neutralen Kontext wäre wünschenswert.
9 Fazit
Urteilstendenzen sind menschlich und kommen auch bei angehenden Polizisten vor. Es ist eher nicht zu erwarten, dass Vorurteile zu zutreffenden Einschätzungen führen, sondern eher zu Fehlurteilen und ungerechtfertigten Vorannahmen. Gerade Polizistinnen und Polizisten sollten sich der oft unbewusst vorgenommenen Fehleinschätzungen bewusst sein und im Berufsalltag jeweils klären, auf welcher sachlichen Basis sie ihre Handlungen vornehmen. Sonst kann es im ungünstigen Fall zu falschen Verdächtigungen kommen.
Literatur
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Krott, Eberhard & Krott, Nora Rebekka & Zeitner, Ines (2019): Umgang mit Fremdheit- Entwicklung im Längsschnitt der beruflichen Erstsozialisation (UMFELDER). Die Polizei 110. 129-160.
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