Editorial Juni 2012
Liebe Leserin,
lieber Leser,
erhebliche Beeinträchtigungen der körperlichen und geistigen Entwicklung sind nicht selten der Preis, den Kinder nach einem sexuellen Missbrauch bezahlen. Die Opfer werden in einer Lebensphase traumatisiert, die von Urvertrauen und dem Bedürfnis nach einem Höchstmaß emotionaler Zuwendung geprägt ist. Die Ereignisse zerstören nicht selten diese jungen Menschen und verfolgen sie ein Leben lang, auch weil sich die Täter zumeist aus dem unmittelbaren sozialen Nahbereich rekrutieren. Die aktuelle Kriminalitätsstatistik offenbart erneut schockierende Zahlen, denn die Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern haben nach der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) für das Jahr 2011 erneut zugenommen. Auch der Besitz von Kinderpornografie stieg dramatisch an. Die Zahl erhöhte sich demnach um 4,9 Prozent auf 12 444 Taten, berichtet Focus-Online im Mai des Jahres. Diese Zahlen werden bekanntlich von einer hohen Dunkelziffer begleitet. Auch beim Besitz und der Beschaffung von Kinderpornografie zeigen sich geradezu dramatische Zunahmen von 23,3 Prozent auf 3896 registrierte Fälle.
Herbert Klein Ltd. Kriminaldirektor, Polizeipräsidium Rheinpfalz, Chefredakteur
Der Beitrag von Manfred Paulus, Erster Kriminalhauptkommissar a. D., aus Ulm unter dem Titel „Sexueller Missbrauch von Kindern - Über die Anzeige- und Schweigepflicht und darüber, wie Täter geschützt und Opfer im Stich gelassen werden„ setzt sich kritisch mit diesem Phänomen auseinander. Kinder, so behaupten wir nur all zu gerne, sind unsere Allerliebsten. Sie sind unser kostbarstes Gut, das Wertvollste, was wir haben. Kinder sind Zukunft, auch unsere Zukunft. Und Kinder brauchen unseren Schutz…aber werden Kinder in unserer Gesellschaft ausreichend geschützt, auch und vor allem vor sexueller Ausbeutung ? - fragt Manfred Paulus einleitend. Das Tatmittel Internet und die touristische Entwicklung fördern die Entwicklung. Unzureichende Präventions- und Strafverfolgungsmaßnahmen führen zu der unangenehmen aber nur schwer widerlegbaren Erkenntnis, dass wir unsere Kinder entgegen unserer Beteuerungen und Schwüre nicht in ausreichendem Maße schützen, sondern nur all zu oft erbarmungslos im Stich lassen, stellt er fest. Unter anderem eine verbreitete Kultur des Wegschauens und Schweigens, welche sich in allen gesellschaftlichen Bereichen eingenistet hat, scheint mit dafür verantwortlich zu sein. Kaum irgendwo ist es jedoch so ausgeprägt wie bei sexuell motivierter Kriminalität, begangen an den Wehrlosesten und Kleinsten. Er beklagt, dass es in der Vergangenheit zahlreiche „Runde Tische" auf allen Ebenen gab, an denen das Thema „Sexueller Missbrauch von Kindern" erörtert wurde. Entscheidende Fortschritte im Kampf gegen diese Kriminalität sind hingegen nicht erzielt worden. Selten waren die Ergebnisse so dürftig, so enttäuschend und in Teilen so unbrauchbar, wie am Ende des Jahres 2011. Manfred Paulus schließt mit der Feststellung: Wenn es ein Maßstab für den Zustand einer Gesellschaft ist, wie sie mit ihren Kindern umgeht und wie sie ihre Kinder (und die Kinder Anderer) schützt, dann ist es um die unsere nach wie vor nicht gut bestellt.
Angesichts der negativen Entwicklung bei diesem menschenverachtenden Kriminaltätsphänomen sind die nationalen und internationalen Reaktionen überaus enttäuschend. „Wer nichts tut macht mit", lautet seit dem Jahr 2000 das Motto einer Präventionskampagne für mehr Zivilcourage. Es bleibt die große Hoffnung und Zuversicht, dass alle Kolleginnen und Kollegen weiterhin mit großer Sensibilität und hoher Professionalität auf jedweden Hinweis reagieren, bei dem ein Kind der Gefahr des Missbrauchs ausgesetzt ist.
Herbert Klein
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