
Editorial Dezember 2011
Liebe Leserin,
lieber Leser,
seit Jahrzehnten fasziniert die elektronische Datenverarbeitung die Menschen mit ihrer schier unfassbaren Dynamik bei der Entwicklung neuer Anwendungen, verbunden mit einer ständig zunehmenden Komplexität. Dies gilt sowohl für die technischen Komponenten als auch für korrespondierende Software. Zuweilen entsteht der Eindruck, dass sich die beiden Aspekte wechselseitig vorantreiben. Wurden vor wenigen Jahren noch Laptops mit Speichermedien mit Gigabytegrößen gefeiert, haben zwischenzeitlich erschwingliche Speichermedien im Terrabytebereich Einzug in die Wohnzimmer gehalten. Auch die Sicherheitsbehörden wurden von dieser globalen Entwicklung und dem damit verbundenen Fortschritten erfasst.
Herbert Klein Kriminaldirektor, Polizeipräsidium Mainz, Chefredakteur
Die Kehrseite dieser faszinierenden Technik hat sich nahezu zwangsläufig eingestellt – die Möglichkeiten werden national und international gezielt durch kriminelle Strukturen genutzt. Die Herausforderung für die fast ausschließlich reaktiv festgelegten Sicherheitsbehörden besteht darin, mit dem nahezu zwangsläufig vorhandenen Entwicklungsvorsprung möglichst Schritt zu halten und damit den Abstand zu professionellen kriminellen Aktivitäten nicht allzu groß werden zu lassen. Die Dimension dieser Herausforderung erschließt sich spätestens, wenn man sich vor Augen führt, dass eine Reihe von Ländern ganze „Armeen„ in dieser virtuellen Welt zum Einsatz bringen, um illegale Vorteile zu erreichen. Dies gilt vergleichbar für Information, Kommunikation und den Datenaustausch im so genannten Netz – derzeit noch dem Web 2.0. Erster Polizeihauptkommissar (M. A.), Landespolizeischule Rheinland-Pfalz/Fachhochschule für öffentliche Verwaltung-Fachbereich Polizei, beschreibt in seinem Beitrag „Die faszinierende Welt des Web 2.0„ anhand von Beispielen die Chancen und Risiken, die mit der virtuellen Welt einhergehen. Noch im Jahre 1977 verkündete Ken Olsen, Direktor der damals zweitgrößten Computerfirma der Welt (Digital Equipment Corp.) vollmundig: „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus wollen würde.„ Aus damaliger Sicht, aufgrund der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten und der Größe solcher Geräte vielleicht nachvollziehbar, jedoch aus heutiger Sicht ein historischer Irrtum, stellt Jürgen Paulus fest. Er verfolgt daß Ziel, zunächst ein wenig Licht in das Dunkel der technischen Begriffe des Internets, wie Wikis, Blogs, Microblogs, Social Networks und Social Sharing, zu bringen. Hierzu zählt die Funktionsweise der Kommunikation im Web 2.0 sowie die Beschreibung der neuen Formen der Kommunikation, Interaktion und Beziehungspflege. Gerade die letztgenannten Funktionalitäten sind es, die für den immensen Erfolg dieser Anwendungen verantwortlich sind, stellt Paulus fest. Darüber hinaus befasst er sich mit den technologischen Schlüsseltrends der nächsten Jahre. Verdeutlicht wird dies an der Entwicklung von Facebook, dessen Nutzer in wenigen Jahren auf aktuell cirka die 800 Millionen weltweit angestiegen sind (davon 21,5 Millionen nur in Deutschland) – Tendenz: weiter steigend. Der Mikroblogging-Dienst Twitter erreichte Ende 2009 bereits 75 Millionen Mitglieder. Zum fünften Geburtstag im Mai dieses Jahres gab es bereits über 175 Millionen Nutzer. Auf der Videoplattform YouTube werden täglich mehr als zwei Billionen Videos aufgerufen und beim Fotodienst Flickr befinden sich mehr als vier Billionen Bilder.
Die heute verfügbaren neuen Medien werden von Erwachsenen genutzt, die in ihrer Kindes- und Jugendzeit ohne digitale Medien sozialisiert wurden Sie werden daher nicht selten zunächst als eine „exogene Zone (fremde Welt)„ oder auch feindliche Umgebung wahrgenommen, folglich auch als bedrohlich empfunden.
Der Befund von Jürgen Paulus stellt aus der Perspektive der Erziehung unserer Kinder und auch der Führung von Mitarbeitrinnen und Mitarbeitern eine zentrale Herausforderung dar. Es wird zunehmend deutlich, dass künftig zu den tradierten Schlüsselkompetenzen „Lesen, Rechnen und Schreiben„, die Vermittlung von Medienkompetenz hinzutreten muss.
„Die Kriminalpolizei„ möchte diesbezüglich ihren Beitrag leisten und sich künftig systematisch dem Themenkomplex zuwenden.
Herbert Klein
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