Buchbesprechungen

Die Rote Armee Fraktion - RAF - 14.5.1970 bis 20.4.1998

Von Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger

Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2004, 207 Seiten, DIN A5; Broschur;

Preis: 19,80 Euro

ISBN: 3-8329-0533-2
Die RAF hat in drei Generationen bis 1993 allein 35 Menschen ermordet und mehr als 100 Personen als Geiseln genommen oder gefangen gehalten. Sie war als bundesweit und darüber hinaus operierende terroristische Vereinigung fast drei Jahrzehnte lang eine erhebliche Gefahr für die innere Sicherung und Ordnung in unserem Staat. Dies gilt vor allem für das Jahr 1977 mit den terroristischen Gewalttaten im sog. „Deutschen Herbst". Der Staat hat auf die Herausforderung durch den Terroristen der RAF - auch im Jahr 1977 - entschlossen und wirksam, aber stets mit Augenmaß und der jeweiligen Gefährdungssituation angepasst reagiert. Auf den von der RAF erklärten Krieg hat sich der Staat nicht eingelassen. Er hat durch neue Gesetze die Möglichkeiten der Bekämpfung des Terrorismus jedweder Couleur verbessert. Dabei hat eine „Demontage des Rechtsstaats" nicht stattgefunden.

Die RAF wurde zerschlagen. Sie hat ihr Ziel, Staat und Gesellschaft zu ändern oder den Bestand des Staates zu erschüttern, nicht erreicht. Das haben die Mitglieder der Gruppe 1998 selbst erkannt und kapituliert. Der mit Morden und Geiselnahmen operierende Terrorismus der RAF existiert nicht mehr. Er ist zu einer Episode in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands geworden.

Von dieser Episode zeichnet Klaus Pflieger, der während seiner Zugehörigkeit zur Bundesanwaltschaft schon in meiner Amtszeit auch mit der Verfolgung von Straftaten der RAF befasst war, in seiner Schrift mit hervorragender Sachkunde ein umfassendes Bild. In einer lückenlosen Chronik der RAF zeigt er auf, wann, wie und mit welchen Personen diese terroristische Vereinigung entstand und was ihre strategischen und politischen Ziele waren. Dabei wird - auch durch Mitteilung von Tatbekennungen - die menschenverachtende Ideologie der RAF klargestellt. Besonders informativ ist die detaillierte Aufzählung aller Straftaten der RAF, der dabei festgestellten Täter, der Opfer, der verhängten Strafen, der erkennenden Gerichte, der jeweiligen Dauer der Strafverbüßung und erfolgter Begnadigungen.

Bedrückend ist die Namensliste der von der RAF Getöteten, eindrucksvoll auch die Liste der zu Tode gekommenen Terroristen. Pfliegers Darstellung macht auch deutlich, vor welch schwere Entscheidungen die Bundesregierung, die Justiz und Sicherheitsbehörden bei der Bekämpfung der RAF gestellt waren, insbesondere im Falle der Entführung von Dr. Schleyer und der Lufthansamaschine Landshut im Herbst 1977.

Die Schrift von Klaus Pflieger ist für jeden, der sich über den deutschen Linksterrorismus der Nachkriegszeit orientieren will, ein wichtiges Hilfsmittel - für Politiker, Juristen und Angehörige von Sicherheitsbehörden, aber auch für jeden historisch Interessierten.

Prof. Dr. Kurt Rebmann,
Generalbundesanwalt a.D.



Praktische Eigensicherung - Grundlagen für Ausbildung und Praxis

Von Arnold Schacht, Wolfgang Bopp und Herbert Frese. 200 Seiten, illustriert mit 271 Farbbildern, DIN A5, 16,90 Euro. Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH, Buchvertrieb; Hilden/Rhld., 2003. ISBN 3-8011-0474-5

In der nunmehr 4. Auflage des Buches „Praktische Eigensicherung" haben die drei Autoren die neuesten Erkenntnisse zur Eigensicherung eingearbeitet, die sich seit der letzten Auflage 1995 ergeben haben. Zielgruppe sind insbesondere Auszubildende im Polizeiberuf. Mit Farbbildern anschaulich illustriert werden verschiedene, schlüssig untergliederte Themen aufgearbeitet. Eingriffs-, Zugriffs- und Transporttechniken, ebenso wie das Vorgehen in verschiedenen polizeitypischen Situationen, sind nachvollziehbar dargestellt. Nicht zu kurz kommt in der Veröffentlichung auch der Umgang mit den Hilfsmitteln der körperlichen Gewalt und Polizeiwaffen.

Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Autoren es nicht versäumt haben, darauf hinzuweisen, dass ihr Werk nicht die Notwendigkeit ersetzt, sich mit Ausbildern und Kollegen immer wieder im Gespräch und durch praktische Übungen auf Eigensicherungssituationen vorzubereiten.

PHK Günther Heni, Mühlheim



Kriminalistisches Lehrbuch der Polizei - Arbeitsbuch für den Wach-, Wechsel- und Ermittlungsdienst

Von Hubert Meyer, Klaus Wolf und Reiner Müller. 8. Auflage 2003, 554 Seiten, DIN A5, Broschur, Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH, Buchvertrieb, 40721 Hilden/Rhld., 2003. ISBN 3-8011-0482-6

Bei der nunmehr 8. Auflage des „Kriminalistischen Lehrbuches der Polizei" wurde das bisherige Autorenteam durch Reiner Müller, Fachlehrer bei der PAI Selm, verstärkt. Das über-

arbeitete und stofflich erweiterte Arbeitsbuch lehnt sich bundesweit erfolgreich an die
Grund-, Fortbildungs- und Studienlehrpläne des Polizeivollzugsdienstes an. Allerdings dominiert bei den Beispielen für Organisationsstrukturen und Meldewege die polizeiliche Struktur des Landes Nordrhein-Westfalen.

Einem Ziel der Autoren Lehrinhalte aus Unterricht und Vorlesung eigenständig nacharbei
ten zu können - wird das Buch durchaus gerecht. Aber auch als „Nachschlagewerk" für „Fortgeschrittene" - für Polizeibeamte im täglichen Dienst - ist das Buch nicht zu unterschätzen. Es deckt sehr praxisorientiert und aktuell eine große Bandbreite der praktischen Kriminalistik ab.

PHK Günther Heni, Mühlheim/D.

Soziologie. Studienbuch für die Polizei.

Von Bernhard Frevel, Hans-Joachim Asmus, Hermann Groß, Jörg Lamers, Karlhans Liebl. 1. Auflage 2002, 224 Seiten, DIN A5,

Broschur, Preis: 16,90 Euro, 30,10 sFr.
ISBN 3-8011-0469-9
Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH, Buchvertrieb

„Polizeiliches Handeln ist immer auch Handeln in der Gesellschaft und für die Gesellschaft", heißt es im Vorwort zu diesem Soziologie-Studienbuch, das fünf Polizei-Fachhochschullehrer verfassten. Im konsequenten Unterschied zu anderen Einführungswerken in die Soziologie beschränken sich die Darstellungen in dieser Publikation nicht auf Grundlagen der mikro- und makrosoziologischen Erkenntnisse, sondern beziehen diese auf die so konkreten Handlungsbezüge der Polizei. Damit gelingt es, soziologisches Wissen so aufzuarbeiten, dass es für die Polizistinnen und Polizisten neben den Rechtskenntnissen, den Prinzipien der Einsatzlehre sowie auch dem psychologischen Verständnis als „vierte Säule" der Orientierung in der Praxis dienen kann.

In acht Kapiteln schlagen die Wissenschaftler den Bogen von den Grundfragen der Soziologie und der Behandlung des sozialen Handelns zum Thema der Gesellschaftsstruktur. Sie analysieren gruppen- und organisationssoziologische Erkenntnisse, betrachten das Spannungsfeld von Konformität und abweichendem Verhalten einerseits und der Bedeutung des Rechts andererseits.

Auch berufssoziologische Aspekte werden behandelt. Die Themenauswahl orientiert sich sowohl an der spezifischen Relevanz für das polizeiliche Handeln als auch an den Soziologie-Lehrplänen, die an den Polizeifachhochschulen der Bundesländer gelten. Damit wird das Lehr- und Studienbuch ein wichtiges Werk zur Vor- und Nachbereitung sowie zur Vertiefung und Ergänzung des Unterrichts.

Die fünf Autoren, die in vier Bundesländern tätig sind, verdeutlichen mit ihrem jeweiligen Stil und spezifischen Erkenntnisinteresse, welche methodische und analytische Vielfalt die Soziologie auszeichnet. Verständlich geschrieben und trotzdem wissenschaftlich korrekt werden die Inhalte dargestellt.

PR Raimund Klaiber, Ehingen