Islamische Dschihad-Union

Ein greifbares Phantom

Am 4. September 2007 wurden nach monatelangen nachrichtendienstlichen Vorermittlungen drei mutmaßliche Mitglieder einer Islamischen Dschihad-Union (IJU, Islami Cihad Ittehadi, Ittihad al-Jihad al-Islami) im sauerländischen Oberschledorn festgenommen. Laut der Anklage war die von der IJU gesteuerte Sauerland-Gruppe „von dem Willen getrieben, auch in Deutschland die Feinde des Islam – vornehmlich US-Bürger – zu vernichten und dabei das Ausmaß der Anschläge vom 11. September zu erreichen„.1 Doch auch deutsche Opfer seien einkalkuliert gewesen: „Wenn jeder fünfzig tötet und ein paar verletzt, dann sind das 150 Tote„, soll ein im Auftrag der terroristischen Vereinigung handelnder Islamist kurz vor der Festnahme gesagt haben.2

Dr. Michail Logvinov
Technische Universität
Chemnitz

Die Bemühungen der in Deutschland aufgewachsenen Täter, mehrere Anschläge mit möglichst hohen Personen- und Sachschäden zu verüben, brachten eine in der Bundesrepublik bis dahin nicht gekannte Tätertypologie des „home grown„-Terrorismus zum Vorschein.3
Auf einer türkischsprachigen Dschihadisten-Seite4 bekannte sich die IJU zu den vereitelten Anschlagsplänen der Sauerland-Gruppe. Auf derselben Webseite verkündete die terroristische Vereinigung im März 2008 die Ausführung eines Selbstmordanschlages auf amerikanische und afghanische Truppen in der Provinz Khost durch einen bis April 2007 in Bayern wohnhaften türkischen Staatsangehörigen.5 In einem als Märtyrer-Testament inszenierten Video warb der Ansbacher Cüneyt Çiftçi um Nachahmer aus Europa und der Türkei: „Mein Ziel ist es, dass meine Botschaft, so Gott will, bei jungen Gotteskriegern in der Türkei und in Europa ankommt, die Liebe und Feuer des Dschihad in ihrem Herzen tragen, und die auf dem Weg Allahs mit Herz, Seele, Hab und Gut zum Dschihad schreiten. Durch diese Selbstmordaktion möchte ich sie dazu bewegen, […] Selbstmordaktionen durchzuführen„.6


„Bassamat al-Farah“ (das Lächeln der Freude):
Selbstmordattentäter aus Bayern Cüneyt Çiftçi alias
Saad Ebu Furkan Nesed, Quelle: www.sehadetzamani.com

Terrorismusexperten gelangten auf Grundlage dieser und weiterer Indizien zur Erkenntnis, dass die IJU die angestrebte Internationalisierung des Dschihad durch Kontakte mit Al-Qaida, den Taliban und türkischen Terroristen erfolgreich zu implementieren wußte.7 Seitdem ist von einer „Internationalisierung des usbekischen Dschihadismus„, „türkischen Al-Qaida„8, „Al-Qaidisierung des usbekischen Terrorismus„9 und „IJU als Schlüssel Al-Qaidas zur Turkwelt„10 die Rede. Die 2002 unter dem Namen Islamische Jihad Group gegründete Organisation wird von den US-Behörden unter dutzend Namen als Terrororganisation geführt.11 Der Al-Qaida/Taliban-Sanktionsausschuss der Vereinten Nationen auf der Grundlage der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrates verzeichnet diese seit 2005 ebenfalls auf der Liste terroristischer Vereinigungen. Dennoch waren weder die Urheberschaft der früheren Attentate in Usbekistan, die der IJU zugeschrieben wurden, noch die Existenz dieser Organisation nach den vereitelten Anschlägen in der Bundesrepublik unumstritten. So erklärte der Beamte des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, Benno Köpfer, gegenüber dem ARD-Magazin „Monitor„, die IJU existiere lediglich als Erfindung im Internet. „Die Islamische Dschihad Union, so wie sie sich uns darstellt, ist erst mal eine Erfindung im Internet und hat nur eine Präsenz im Internet„.12


IJU-Kämpfer, Quelle: www.sehadetzamani.com

Im Hinblick auf das Bekennerschreiben der Organisation vom September 2007 meinte der Islamismusexperte des Innengeheimdienstes: „Dieses Bekennerschreiben, was wir ausgewertet haben und gesichert haben auf einer türkischsprachigen Internetseite, ist in türkischer Sprache und nicht in englisch oder usbekisch, wie man bei einer usbekischen Organisation, die die IJU sein soll, erwarten würde„.13 Der britische Botschafter in Usbekistan zwischen 2002 und 2004, Craig Murray, äußert in seinem Buch, Murder in Samarkand, Zweifel an der Urheberschaft der Taschkenter Anschläge von 2004.14 Die Angriffe seien zum großen Teil vorgetäuscht und fast sicher das Werk usbekischer Sicherheitskräfte gewesen, so seine Untersuchungen vor Ort zu jener Zeit.15 „Ich traf keinen in Usbekistan, auch keinen von islamischen Gruppen, der von der IJU gehört hatte. Ich erkundigte mich intensiv. Die IMU16, von der sich die Gruppe angeblich abgespalten hat, hat sie niemals irgendwo erwähnt. Keiner in Islamistenkreisen in Großbritannien oder in usbekischen Exilkreisen auf der ganzen Welt hat je von der IJU gehört. Keiner kann ein Mitglied, geschweige denn eine Führungsfigur beim Namen nennen. Die Sicherheitsdienste haben eine erstaunliche Menge an elektronischer Kommunikation zwischen Extremisten und verdächtigen Terroristen abgefangen. Die IJU wurde in diesem Zusammenhang nie erwähnt„, heißt es im Buch.17 Es gebe also keinen wirklichen Beweis dafür, dass die IJU existiere. Die Bomben, von denen die Rede war, hätte es nicht gegeben. Die Islamische Dschihad-Union sei das erste Mal als propagandistische Täuschung aufgetaucht, schlussfolgert der britische Diplomat.18 In der Tat sind die Angaben usbekischer Regierungsstellen schwer verifizierbar. Dazu kam 2007 ein stark ausgeprägter Trend, die Angaben der zentralasiatischen Regierungen über den regionalen Terrorismus grundsätzlich in Zweifel zu ziehen, was die Einschätzung von Murray bestätigt.19 Es ist überdies nicht möglich, die Behauptung eines im englischen Exil lebenden usbekischen Ex-Nachrichtendienstlers zu überprüfen, die Islamische Dschihad-Union sei vom usbekischen Geheimdienst ins Leben gerufen worden.20 Aber selbst wenn die Verschwörungstheorien stimmen, haben sie für die Gegenwart keine prinzipielle Bedeutung mehr. Denn die IJU hat sich offenbar wie so viele gesteuerte Terrororganisationen verselbstständigt. Spätestens seit den Selbstmordanschlägen von Çiftçi gilt als „zweifelsfrei erwiesen„, daß die usbekische Terrororganisation keine Unbekannte in der internationalen Dschihadisten-Szene und mitnichten ein Mythos oder ein Phantom ist.21 Auch Geständnisse der Sauerland-Gruppe ermöglichen tiefere Einblicke in den Gotteskriegeralltag im afghanisch-pakistanischen Raum.22 Unter welchen Bedingungen hat sich die IJU formiert? Welche Ziele verfolgt diese terroristische Vereinigung und wie operiert sie außerhalb Europas? Wie ist die Ideologie der Islamischen Dschihad-Union zu beschreiben? Wie gefährlich ist die Organisation für Deutschland?

Entwicklung der IJU

Islamische Bewegung Usbekistans:
Mutterorganisation der IJU


Islamische Bewegung Usbekistans (IBU/IMU), auch: Harakat ul Islamiyyah Özbekistan, hat sich de facto bereits während der tadschikischen Bürgerkriegswirren (1992-1997) formiert. Sie wurde allerdings erst nach einer zwischen der Regierung und militanter Opposition Tadschikistans ausgehandelten Friedenslösung ins Leben gerufen.23 Als eine der Kriegsparteien – die Partei der islamischen Wiedergeburt (PIW) Tadschikistans – sich in die Regierung einbinden ließ, akzeptierten zwei usbekische Anführer der so genannten Namangan Bataillon – Tahir Juldaschew und Dschuma Chodschijew alias Namangani – die Waffenruhe nicht und lehnten sich gegen die Entscheidung des PIW-Rates auf, den Dschihad in Zentralasien einzustellen.24 Beide waren bereits während des Bürgerkrieges bestens mit den Taliban und der Al-Qaida vernetzt. Beide verfügten über reichliche Erfahrungen in Guerillataktiken und standen unter dem Einfluß des Wahhabismus bzw. Deobandismus.25
Im Sommer 1998 verkündeten Juldaschew und Namangani aus Kabul, wohin sich die beiden wegen der Verfolgung in ihrem Heimatland Usbekistan absetzten, die Gründung einer bis zu Bombenanschlägen in Taschkent 1999 und dem Überfall auf kirgisische Provinz Batken kaum bekannten Organisation.26


IBU-Anführer: Tahir Juldaschew, Quelle: http://www.longwarjournal.org

Am 2. September 1999 publizierte eine aserbaidschanische Zeitung die Dschihad-Erklärung der IBU: „Am 13 džuma-d-ul-avval 1420 (25. August 1999) hat der Emir der ‘Islamischen Bewegung Usbekistans’ und Hauptkommandeur der Mudschaheddin, Muhhamad Tahrir, dem Taschkenter Regime den ‘Djihad’ erklärt„.27 Bis Ende 2001 operierte die IBU von Guerillacamps im von ethnischen Tadschiken und Usbeken bewohnten Norden Afghanistans aus und kontrollierte die Nordroute für afghanische Opiate gen Zentralasien.28 Als Ende 2001 der Krieg gegen die Taliban einsetzte, änderte sich die Lage der IBU im Norden Afghanistans spürbar. Bei einem Raketenangriff kam der führende Kopf der Organisation und Feldkommandeur der ausländischen Kämpfer in Taloqan, Namangani, ums Leben. Die IBU mußte spürbare Verluste davon tragen. Die wichtigste Finanzierungsquelle ihrer Aktivitäten, der Drogenhandel, wurde vorerst ausgetrocknet. Die Mobilisierungsräume im afghanischen Norden blieben den Dschihadisten weitgehend vorenthalten. Während ein großer Teil der IBU-Kämpfer und ihrer Familien in Afghanistan verblieben, begab sich der neue Emir der Organisation, Juldaschew, nach Nord-Waziristan, wo er wie seine Mitstreiter einen Unterschlupf fanden und ihre Terroroperationen fortsetzten29.

Regionalisierung vs. Internationalisierung des Dschihad: Abspaltung der Islamischen Jihad Group

Trotz ihres Namens war die IBU zu keinem der Zeitpunkte eine genuine usbekische Organisation. Der Kampf gegen das Karimow-Regime beinhaltete auch eine stark ausgeprägte transnationale Komponente. Die IBU fungierte als Auffangbecken für Gotteskrieger aus ganz Zentralasien und Kaukasus. Darüber hinaus sympathisierte ein Teil der militanten Islamisten mit dem internationalen Dschihad. Tadschikische PIW-Führer behaupten sogar, es sei Bin Ladens Initiative gewesen, eine usbekische Dschihadistengruppe zur Bekämpfung des Karimow-Regimes zu schaffen.30 Zwar erklärten die IBU-Anführer, ihr Ziel sei der Sturz der usbekischen Regierung und nicht die Errichtung eines Kalifats Zentralasiens.31 Dennoch war die IBU auch in anderen Ländern Zentralasiens aktiv. Es gab in den Reihen der IBU-Kämpfer einen stark ausgeprägten Internationalisierungstrend, der von dem Krieg gegen die Koalitionstruppen in Afghanistan zusätzlich befördert wurde. Es war vor allem Juldaschew, der sich kontinuierlich darum bemühte, die verlässlichen Kontakte zu transnationalen Netzwerken aufzubauen und dergestalt die Organisationsfinanzierung und logistische Unterstützung zu sichern. Terrorismusexperten sind sich darüber einig, daß die Entstehung der IJU als Folge einer Orientierungs- bzw. Identitätssuche der IBU zwischen dem regionalen und globalen Dschihad zu deuten ist. Über die Frage, welcher Flügel der IBU für welchen Entwicklungspfad der Organisation plädiert haben könnte, gibt es unter den Experten allerdings Meinungsverschiedenheiten. So argumentiert Steinberg, daß die IJU 2002 unter dem Namen Jama’at al-Jihad al-Islami oder Islamische Jihad Group gegründet wurde, nachdem eine Reihe von international gesinnten Aktivisten ihre Mutterorganisation verlassen habe. Die Gründung der IJG sei eine Folge der ablehnenden Haltung der IBU gegenüber internationalistischen Ambitionen ihrer jungen Islamisten gewesen. Die IBU unter Juldaschew soll ihre Ideologie lediglich an das Aufkommen der IJG angepaßt haben.32Demgegenüber geht Sandee davon aus, daß die IJG aus den Gotteskriegern bestand, die über die Einstellung des Kampfes gegen das usbekische Regime enttäuscht waren und daher sich von der Mutterorganisation abgespalten hätten. Und zwar mit dem Ziel, den Dschihad in Usbekistan fortzusetzen. Erst nach 2004 habe sich die IJG von einer „single issue„-Vereinigung hin zu einer ins Al-Qaida-Netzwerk eingegliederten Organisation entwickelt.33 Für diese Argumentation im Hinblick auf die IJG zwischen 2002 und 2005 spricht eine Reihe von Indizien. Zum einen gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, daß die IBU in diesem Zeitraum Terroranschläge in Usbekistan geplant hat. Bekanntlich erklärte Juldaschew im Januar 2006, nichts mit der Organisation von Angriffen auf Andischan und Selbstmordattentaten von 2004 zu tun gehabt zu haben. Am 3. April 2004 beanspruchte dagegen die IJG in einer E-Mail an die Webseite www.stopdictatorkarimow.com die Anschläge für sich.34 Am 30. April 2004 bekannte sich die IJG in einem Schreiben zu Selbstmordanschlägen auf die amerikanische und israelische Botschaft sowie auf das Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft in Taschkent. Überdies firmierte die IJG unter weiteren Namen, die ihre regionale Agenda hervorgehoben haben – Islamische Jihad Group Usbekistans, Mudschaheddin Zentralasiens, Jama’at der Mudschaheddin Zentralasiens –, und hatte regionale Ableger in Usbekistan (Emir Ahmad Bekmirsaew alias Molik/Malik) und in Kasachstan (Emir Jakschibek Bijmursajew). Diese arbeiteten mit der Unterstützung seitens der IJG aktiv auf die Anschläge von 2004 hin.35 Die IBU war zu dieser Zeit wie auch später vornehmlich in pakistanischen Stammesgebieten aktiv.36 Vor diesem Hintergrund hält die Internationalisierungsthese der IJG zwischen 2002 und 2005 der Kritik nicht stand.
Zwar waren die Selbstmordattentate auf die israelische und die amerikanische Botschaft die ersten Anschläge in Zentralasien auf westliche Ziele. Dennoch blieb Diktator Karimow der größte Feind der IJG. Dies spiegelt sich auch in der Auswahl der Anschlagsziele wider. Vier von sechs Attentaten in der Anschlagsserie von 2004 waren gegen die usbekische Infrastruktur gerichtet.37 Ein zusätzliches Pro-Argument für diese These liefert übrigens auch ein auf der Internetseite Sehadet Zamani veröffentlichtes Interview mit dem Emir der IJU.38 Es ist eher umgekehrt der Fall gewesen und die IBU orientierte sich nach 2001 von einer staatsorientierten hin zu einer überregionalen dschihadistischen Terrororganisation um. Zahab und Roy stellen fest, daß die IBU zwischen 2001 und 2002 einen signifikanten Internationalisierungstrend durchlief, der mit der „De-Usbekisierung„ ihrer Zielsetzungen einherging.39 Die „Internationalisten„ strebten die Ausweitung der Rekrutierungsbasis und die Integration ins finanzielle Gefüge der Al-Qaida und Taliban an. Raman berichtet, daß manche IBU-Kämpfer sich der Internationalen Islamischen Front angeschlossen hätten.40 Daher ist es durchaus möglich, daß nicht die IJG, sondern die IBU zwischen 2001 und 2002 eine strategische Entscheidung traf, sich der globalen Dschihad-Bewegung anzunähern. 2002 bestätigte der Schura-Rat der IBU die Abkehr von der „Usbekistan zuerst„-Strategie, woraufhin eine Gruppe um Nadschmiddin Dschalolov41 alias Ebu Yahia Muhhamad Fatih bzw. Commander Ahmad die IBU verließ.


IJU-Gründer und Anführer Nadschmiddin Dschalolov, Quelle: Elif Medya


Zusammen mit Suhail Buranov (Mansur Suhail bzw. Abu Huzaifa) folgten dem Emir der IJG zwischen 100 und 200 erprobte Kämpfer nach Mir Ali im pakistanischen Nord-Waziristan, von wo aus die Aufsehen erregenden Aktionen gegen das Karimow-Regime geplant und koordiniert wurden.42

Islamische Jihad Group: Vom regionalen zum internationalistischen Dschihad

Trotz der „Usbekistan zuerst„-Strategie brachte die IJG-Führung den Dschihad in Zentralasien mit dem „heiligen Krieg„ ihrer muslimischen „Brüder„ in Verbindung.43 Zwar verfolgte die IJG operativ primär nationale bzw. regionale Ziele. Die Ausrichtung auf den globalen Dschihad stellte jedoch einen festen Bestandteil ihrer Ideologie dar.44 Abgesehen von punktuellen Erfolgen zwischen 2004 und 2005 brachte der regionale Kampf für einen islamischen Staat in Usbekistan lediglich beschränkte internationale Resonanz und nur wenige Erfolge für die IJG. Die Verluste unter den Gotteskriegern und der Druck usbekischer Sicherheitskräfte waren dagegen unverhältnismäßig groß. Auch die mediale Aufmerksamkeit blieb gering. Selbst die Anschläge auf die amerikanische und israelische Botschaft sowie auf das Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft in Taschkent 2004 wurden bereits nach einigen Stunden durch die Berichterstattung über ein Selbstmordattentat auf den pakistanischen Premierminister Schaukat Asis überschattet.45 Die IJG-Aktivitäten in Zentralasien und im afghanisch-pakistanischen Raum waren allerdings ausreichend, um der Al-Qaida und den Taliban näher zu kommen. Denn die IJG setzte sich für den islamischen Staat im postsowjetischen Raum kontinuierlich ein und griff überdies die Ziele des „fernen Feindes„ an.46 Angesichts finanzieller Schwierigkeiten kamen die Kontakte zwischen der IJG-Führung und dem Al-Qaida-Chef für externe Operationen, Hamza Rabi’a, den Dschihadisten um Dschalolov zugute. Sandee spricht in diesem Zusammenhang von einem Auftrag, den die IJG von der Al-Qaida bekommen haben soll.47 Dieser habe in der Rekrutierung sowie Ausbildung deutscher und türkischer Gotteskrieger bestanden. Finanzielle Engpässe und das Ausbleiben eines Durchbruchs im Kampf für einen islamischen Staat in Zentralasien brachten die IJG-Führung dazu, ihre „Usbekistan-zuerst„-Strategie zu überdenken. 2005 vollzog die IJG die Ausweitung ihrer strategischen Zielsetzungen und schloß sich nun der globalen Dschihad-Bewegung nicht nur ideologisch, sondern auch operativ an. Ein wichtiges Bindeglied Al-Qaidas zur IJU war der 2008 getötete Zentralasien-Beauftragte Abu Laith al-Libi.
Dennoch bezeichnet Dschalolov den Sturz des usbekischen Präsidenten Karimow weiterhin als ein wichtiges Etappenziel, was die Bedeutung Zentralasiens im Kalkül al-Qaidas womöglich unterstreicht.48 In einem Anfang Juni 2009 veröffentlichten Video nimmt der IJU-Kommandeur Abu Fatih die Anschläge auf Usbekistan vom Mai für seine Gruppe in Anspruch, die von einer „Transoxanien-Brigade„ durchgeführt worden seien.49 Der Strategiewechsel bot sich aber auch aus geographischen Gründen an. Denn das Rückzugsgebiet der IJU in Pakistan wurde allmählich ein wichtiges Zentrum für ausländische Gotteskrieger. Im Mai 2005 erfolgte auch die Namensänderung der IJG in die Islamische Dschihad-Union. Zentralasiatische Insurgenten haben sich im Kampf gegen die USA und ihre Verbündeten sehr loyal gegenüber Al-Qaida verhalten, die zwischen 1000 und 2000 Tadschiken, Usbeken und Uiguren für den Krieg in Afghanistan zu gewinnen verstand.50 Darüber hinaus sind zentralasiatische islamistische Organisationen wie die IJU aufgrund ihrer Verwandtschaft mit anderen Turkvölkern „in geradezu idealer Weise zur Rekrutierung von Türken geeignet„.51 Mit der Annäherung der IJU an die Al-Qaida bestehe für die letztere die Chance, mehr türkische Extremisten52 und europäische Islamisten für den globalen Gotteskrieg anzuwerben, die bereits seit Längerem mit dem Kampf der Zentralasiaten sympathisieren.53 Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß die Motivationslage türkischer Islamisten, die in Tschetschenien oder auf dem Balkan in den 1990er Jahren gekämpft haben, sich ursprünglich gravierend von den Motiven arabischer Kämpfer abhob.54 Allerdings wandten sich im Verlauf der Zeit auch viele von ihnen dem globalen Dschihad zu. Durch den Anschluß an die Al-Qaida und Taliban scheint sich die IJG von einer „sozial-revolutionären„, staatsorientierten Terrororganisation hin zu einer umma-orientierten Terrorgruppe, die den internationalen Dschihad mitträgt, entwickelt zu haben.55

Aktionismus der IJU

(Dschihadistische) Online-Propaganda

Als Craig Murray sich nach einer Islamischen Dschihad-Union erkundigte und aufgrund des Informationsmangels ihre Existenz anzweifelte, firmierte die Organisation unter einem anderen Namen. Darüber hinaus war ihr Operationsgebiet 400 km vom zentralasiatischen Usbekistan entfernt und die Berichterstattung aus Pakistan unterschied selten zwischen der IBU und IJG.56 Dies mag zur Informationsknappheit über die IJG zusätzlich beigetragen haben. Revisionsbedürftig ist auch die Kritik von Köpfer, denn es ist für eine Terrororganisation mitnichten abwegig, die positive Zielgruppe bzw. potenzielle Rekrutierungsbasis in ihrer Sprache anzuwerben. Darüber hinaus zeugt das fehlerhafte Türkisch ebenso davon, daß Texte der IJU entweder von Usbeken oder seit Langem in Deutschland bzw. in Europa lebenden Türken verfaßt werden.57 Hinsichtlich der PR-Kampagne der IJU im Internet hat Köpfer allerdings Recht, denn es war vor allem die Dschihadistische Propaganda der IJU, die seit 2007 die Aufmerksamkeit der Experten auf sie lenkte. Allerdings: Die ersten veröffentlichten Propagandatexte und -videos der IJU gingen bereits Ende April bzw. Mai 2007 online.58 Es war neben weiteren Indizien auch die Online-Propaganda, die den Verdacht erhärtete, IJU kooperiere erfolgreich mit den Taliban. So nutzen die Taliban und die usbekische-türkische Terrororganisation dasselbe Propaganda-Rohmaterial.59 Während die Ersteren die Bilder von Jalaluddin Haggani in den Film einschnitten, „um zu beweisen, daß dieser am Leben ist„, legt die IJU „in ihrer Fassung den Schwerpunkt auf die Rekrutierung neuer Attentäter aus dem türkischen Raum und der türkischen Diaspora im Westen„.60 Im Anfang Juni 2009 veröffentlichten Video mit „Abu Fatih„ zeigt sich zum ersten Mal ein IJU-Führungskader mit einem hochrangigen al-Qaida-Ideologen, Abu Jahia al-Libi. Die Veröffentlichung zeige an, daß die IJU „den Anspruch habe, eng mit al-Qaida zusammenzuarbeiten„.61
Auf einer türkischsprachigen Internetseite, wo die IJU ihre Propagandamaterialien, darunter „operative Berichte„ und Videos absetzt, ist unter anderem nachzulesen, daß die IJU-Anführer trotz dem Jihad gegen die „Zionisten„ und „Besatzungsmächte„ Usbekistan weiterhin im Blickfeld behalten. So heißt es in einem Anfang Juli 2009 veröffentlichten Text, das Karimow-Regime habe 15 mutmaßliche Mitglieder der IJU inhaftiert, die gar keine seien. Dies sei typisch für das Regime, das Muslime systematisch politischer Verfolgung aussetze, sie unterdrücke und foltere. Daher sei der Jihad gegen Diktator Karimow notwendig.62 Doch auch Propaganda auf Deutsch bzw. gegen Deutschland fehlt nicht. In einem Interview mit Eric Breininger alias Abdul Gaffar al-Almani geht der deutsche Konvertit auf die Gründe ein, warum das „Besatzungsland„ Deutschland die Anschläge zu befürchten habe.63 Vor diesem Hintergrund sind die vereitelten Anschläge auf amerikanische und weitere Ziele in der Bundesrepublik auszulegen, die die US-Kreuzzügler und deutschen „Besatzer„ gleichzeitig als Unterstützer des Karimow-Regimes bestrafen sollten. In einem 2008 veröffentlichten Video ließ er „den Brüdern in Deutschland„ überdies eine klare Botschaft zukommen: „Wenn ihr Gott und seinen Gesandten liebt, dann kommt zum Dschihad, denn das ist der Weg zum Paradies„.64


Der deutsche Konvertit Eric Breininger in Pakistan (Mitte), Quelle: www.sehadetzamani.com

In der deutschsprachigen „Botschaft der IJU-Kämpfer in Afghanistan„65 spricht ein IJU-Mann in einem unsicheren Deutsch über die „Sicherheit als geteiltes Schicksal„ der westlichen und muslimischen Welt. Wenn Muslime von „Zionisten„ und „Besatzungsmächten„ angegriffen und getötet werden, werden auch diese „definitiv„ angegriffen und getötet, so der Grundtenor. Dies sei ein „korrekter Ausgleich„. Denn es könne keinen Frieden mit den Feinden geben. Im Video erwähnt der IJU-Kämpfer explizit „Frau Merkel und ihr Kabinett„ und warnt, die IJU habe „Überraschungspakete an die Besatzungsmächte vorbereitet„. „Denn der Verbündete von den Besatzungsmächten muß immer mit unseren Angriffen rechnen„, heißt es weiter.
In etlichen Propagandavideos bemüht sich die Islamische Dschihad-Union darum, den Eindruck einer schlagkräftigen Terrororganisation zu erwecken. Es werden Ausbildungsaktivitäten in den IJU-Camps gezeigt, die die angehenden Dschihadisten an den Umgang mit Schießwaffen heranführen und künftige Selbstmordattentäter vorbereiten. Dabei springt als Erstes eine begrenzte Zahl der Kämpfer, darunter auch Kinder, ins Auge, die in konventioneller Guerilla-Manier ihr Training absolvieren. Mehrere von der IJU produzierte propagandistische Videos dokumentieren Vorbereitung und Durchführung des Selbstmordanschlages von Çiftçi in Afghanistan.

(Guerilla-)Operationen in Pakistan und Afghanistan

Bevor die Islamische Dschihad-Union im September 2007 als dubiose Strippenzieherin der Sauerland-Gruppe ins mediale Rampenlicht rückte, sorgte sie für eine Reihe Aufsehen erregender Anschläge auf die pakistanischen Ziele. Am 4. Oktober 2006 führte sie eine Explosion im Ayub-Park in der Nähe von der Residenz des Präsidenten Muscharraf herbei. In den nächsten zwei Tagen entdeckte der pakistanische Geheimdienst ISI zwei ferngesteuerte Sprengsätze, die ca. 200 Meter von der Residenz entfernt waren.66 Berichten der pakistanischen Sicherheitsdienste zufolge plante die IJU weitere Sprengstoffanschläge und einen Raketenangriff auf Islamabad, die am 22. Oktober 2006 vereitelt werden konnten.67 Die IJU-Kämpfer werden überdies für den Anschlag auf den pakistanischen Militärkonvoi im Dezember 2007 im Swat-Tal verantwortlich gemacht. Darüber hinaus unterstützte die Islamische Dschihad-Union die Taliban im Kampf gegen die pakistanische Armee.68 Die Usbeken betreiben außerdem im pakistanischen Mir Ali Trainingscamps, die zum Mekka für europäische „Abenteurer„ geworden sind.69 In kleineren Gruppen zwischen 15 und 25 Mann wurden hier aus Deutschland stammende Islamisten, auch der Selbstmordattentäter Çiftçi für den Einsatz im Westen ausgebildet. 2008 verlagerte sich der operative Schwerpunkt der Organisation nach Afghanistan. Dem Selbstmordanschlag vom deutschstämmigen Türken Çiftçi am 3. März 2008 folgte ein Selbstmordattentat eines weiteren IJU-Mitglieds, Said Kurdi, in der Nähe von Dschalalabad. Kurdi lenkte am 31. Mai 2008 seinen mit Sprengstoff beladenen Wagen in einen Hummer-Konvoi und tötete einen US-amerikanischen Soldaten. Drei wurden verletzt.70 Am 4. Juni sprengte ein türkischer Islamist, Hasan Alpfudan alias Abu Muslim Kurdi’nin, seinen schwarzen Toyota vor dem Gebäude des afghanischen Nachrichtendienstes in der Provinz Khost.71 Überdies führte die IJU eine Reihe von Guerillaoperationen durch und griff auch zusammen mit den Taliban die NATO-Streitkräfte sowie das afghanische Militär an.72 Experten gehen davon aus, daß die Islamische Dschihad-Union ihre Operationen mit dem Haggani-Netzwerk koordiniert. Sirajuddin (Siraj) Haggani, Sohn des einflußreichen Mudschaheddin und Verbündeten Bin Ladens, Jalaladdin Haggani, adoptierte 2007 in Afghanistan die Irak-Taktik Al-Qaidas, zu deren wichtigsten Bausteinen die Selbstmordattentate und Anschläge mit unkonventionellen Sprengvorrichtungen zählen.73 Siraj Haggani preiste dementsprechend die Märtyrer-Operation der IJU vom 3. März 2008.


IJU-Kämpfer im pakistanischen Trainingscamp, Quelle: www.sehadetzamani.com

IJU – eine (usbekisch-)türkische Al-Qaida?

Ob die IJU ihre Scharnierfunktion zwischen der Al-Qaida und den türkischen sowie zentralasiatischen Dschihadisten weiterhin erhalten wird, ist schwer einzuschätzen. Es gibt Indizien, die sowohl Pro- als auch Contra-Argumente liefern. Auf der einen Seite bemüht sich die terroristische Vereinigung sichtlich darum, ihr Organisationsimage unter dem türkischen Namen „Islami Cihad Ittehadi„ aufzubauen und die IJU-Propaganda unter besonderer Berücksichtigung der türkischen Zielgruppe zu gestalten. Auf der anderen Seite sind die Botschaften der Organisation recht widersprüchlich. In einem für die Kämpfer aus der Türkei wenig schmeichelhaften Interview berichtet der eventuelle Anführer des türkischen Flügels, Mudschaheddin Ebu Yasir El Türki, über die negativen Erfahrungen, die die IJU-Führung mit den „türkischen Brüdern„ gemacht hat.74
Er teilt diese in drei Kategorien. Zur ersten Kategorie gehören diejenigen, die sich unter dem Einfluß der Actionfilme für den Dschihad entschieden hätten. Die zweite Gruppe schließt sich dem Kampf an, um den sozialen und anderen „weltlichen„ Problemen zu entfliehen. Der Rest möchte den Freunden beweisen, daß sie die besseren Koranschüler sind, so der IJU-Kämpfer. Ebu Yasir El Türki läßt kein gutes Haar an den türkischen „Mudschaheddin„. Sie seien feige Taugenichtse, die als „Urlauber„ nach Afghanistan kommen, um spannende Geschichten zu Hause erzählen zu können. Von ca. 2000 türkischen Mudschaheddin, die zwischen 2001 und 2002 in Afghanistan weilen sollten, seien lediglich 50 oder 60 Märtyrer geworden. Der Rest habe sich entzogen. Den Angaben von Ebu Yasir zufolge, hätten sich 2008 lediglich 150 Kämpfer aus der Türkei in Afghanistan aufgehalten. Ohne religiöse Indoktrination würden diese nach einigen Operationen den afghanisch-pakistanischen Grenzraum wieder verlassen. Das größte Problem mit den Türken bestünde darin, daß sie in einer demokratischen Gesellschaft aufgewachsen seien und sich daher in jegliche Entscheidungsfindung einmischen, indem sie, anstatt Befehle zu akzeptieren, mitdiskutieren möchten. Wenn die „unbrauchbaren„ Mudschaheddin aus der Türkei dann von IJU-Kommandeuren nach Hause geschickt werden, beharren sie allerdings darauf, daß sie mit der Kämpferrekrutierung beauftragt worden seien. Sie bauen ihre eigenen Zellen auf und schleusen neue „Mudschaheddin„ nach Pakistan ein, die, glaubt man Ebu Yasir, keiner in Afghanistan und Pakistan haben wolle.
Ob das Interview ein Teil der perfiden Propaganda ist oder als Aufruf an die erprobten und motivierten Gotteskrieger bzw. als Angriff auf die Rückkehrer gedacht war, bleibt offen. Man muß allerdings festhalten, daß die Islamische Dschihad-Union eine Vielzahl von türkischen „Abenteurern„ ausgebildet hat.75 Kann aber vor diesem Hintergrund von einer „(usbekisch-)türkischen„ Al-Qaida die Rede sein? Die Aktivitäten der usbekischen Dschihadisten in Pakistan und Afghanistan veranschaulichen generell die von der IBU und IJU ausgehende Gefahr. Die „Al-Qaidisierung„ des zentralasiatischen Terrorismus ist daher keine Fantasie. Die „usbekische Hydra„ (Chaudet) entwickelte sich im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhundert zu einem destabilisierenden Faktor nicht nur in „Greater Central Asia„, sondern auch über die regionalen Grenzen hinweg. Daher sei es wichtig, das Problem des Terrorismus im afghanisch-pakistanischen Grenzraum effizient und nachhaltig zu lösen.76 Weitere Entwicklung der Islamischen Dschihad-Union hängt unmittelbar mit den Erfolgen der Terrorismusbekämpfung im afghanisch-pakistanischen Raum zusammen. Die IJU sei eine extrem kleine Organisation, die nach einigen schweren Rückschlägen und ohne externe Unterstützung von der Bildfläche verschwinden könne, so Steinberg. Daher sei sie auf Unterstützung der Taliban und Al-Qaidas angewiesen. Da die IJU für die Letztere die Chance biete, eine große Zahl von Türken für den globalen Dschihad zu sensibilisieren, würde die Gefahr auf hohem Niveau bleiben oder sogar weiter eskalieren.77 Es ist zwar verfrüht, der Islamischen Dschihad-Union das Etikett einer „türkischen Al-Qaida„ anzuhängen, denn die Mudschaheddin um Dschalolov haben bis dato kein Netzwerk errichten können. Dennoch hat die IJU Dutzende westliche und türkische Islamisten auf die Anschläge vorbereitet. Dies macht sie zum einen wertvoll für die globale Dschihad-Bewegung. Zum anderen könnten die Rückkehrer aus den IJU-Trainingscamps motiviert sein, Netzwerke in der Türkei und Europa zu schaffen sowie Anschläge zu verüben.
Die Ermittlungen des BKA haben eine türkische Verbindung des „Ulm-Sauerländer-Netzwerkes„ ergeben. Darüber hinaus muß die Organisation Erfolge verbuchen können, um neue Mitglieder rekrutieren zu können. Attentate im Westen wären ohne Weiteres medienwirksam. Bisher haben Dschalolov und seine Mitstreiter lediglich als Objekte der Einflussnahme transnationaler Gruppen fungiert. In der IJU-Propaganda ist aber eine gewisse Abgrenzung zur restlichen Mudschaheddin-Szene festzustellen, die ein Zeugnis davon ablegt, daß sie noch nicht ganz in der globalen Dschihad-Bewegung angekommen ist.79 Die Führungskader der terroristischen Vereinigung schwanken offensichtlich immer noch zwischen der „Usbekistan zuerst„-Strategie bzw. dem zentralasiatischen Regionalismus und dem Internationalismus einer Al-Qaida. In einem geschickt geschnittenen Propagandavideo mit dem arabischen und russischen O-Ton vom 30. April 2007 kommt dieser „internationalistische Regionalismus„ deutlich zur Geltung.80 Die IJU setzt sich gekonnt in den Mittelpunkt der globalen Dschihad-Szene, indem sie die regionale Agenda in die Nähe des weltweiten Kampfes auf dem Weg zum Allah rückt. Gleichzeitig projiziert sie aber die globalen Glaubenskriegsmuster auf den Kampf gegen die Unterdrücker in Zentralasien und im Kaukasus. Der ganze Film wirkt daher wie ein für die indigenen Anliegen gemachtes Schulungsvideo, das den Unterdrückten ihre Pflicht in Erinnerung rufen soll, den Dschihad zu machen bzw. diesen zu unterstützen. „Der Dschihad braucht Geld und die Männer brauchen den Dschihad„, heißt es im Video. Auch in einer am 11. September 2009 veröffentlichten Videobotschaft wirbt nun Eric Breininger neben anderen Kämpfern für mehr Spenden aus Deutschland für den afghanischen Dschihad: „Wenn Du nicht auf dem Weg von Allah kämpfen kannst, dann spende wenigstens dein Geld, damit wir unser Leben für Allah opfern können, damit unsere Länder endlich wieder von diesem Dreck befreit werden„.81 Die Islamische Dschihad-Union scheint eine heterogene Gruppe bzw. eine aus Zellen mit unterschiedlichen Zielsetzungen bestehende Dachorganisation zu sein. Das ist auch an den Statements der sich bis heute äußernden Führungskader festzumachen.82 Daher bleibt ihre Zukunft offen. Infolge des steigenden Drucks in Afghanistan und Pakistan ist allerdings die Radikalisierung der Kämpfer zu erwarten, die mit großer Wahrscheinlichkeit dem Internationalisierungstrend zum Durchbruch verhilft und die IJU mit den transnationalen Netzwerken noch stärker zusammenschweißt. Sollte es den Usbeken jedoch gelingen, die türkischen Sympathiereflexe für den Kampf in Zentralasien und Kaukasus zu instrumentalisieren und in die bare Münze bzw. reale Schlagkraft umzusetzen, wird ihr Operationsgebiet mit Sicherheit auf Zentralasien ausgeweitet werden.



Gefahren für Deutschland

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die IJU ihren Einfluss auch dort geltend machen, wo es mit Islamisten sympathisierende türkische Milieus gibt. Eine „türkische Al-Qaida„ ist daher ein potentielles Risiko für die westlichen Gesellschaften mit unterprivilegierten und von der Leitkultur abgeschotteten Bevölkerungsschichten in der türkischen Diaspora. Die Behauptung in einem Zeit-Artikel, die Türken in Deutschland seien nicht so radikalisiert, wie es einige Pakistanis in Großbritannien seien, erscheint inzwischen als voreilig.83 Gilt doch Deutsch in den usbekischen Lagern mittlerweile als eine Umgangssprache. Auch die Mitglieder des „Ulm-Sauerländer-Netzwerkes„ haben sich über Jahre hinweg radikalisiert, bevor die Sauerland-Gruppe sich auf den Weg nach Pakistan machte. Auch wenn ihre Mitglieder nur durch einen Zufall in einem Terrorcamp der „Ahmad-Gruppe„ gelandet sind,84 ist davon auszugehen, daß eine um die Nachfolgerschaft buhlende und auf Belange einer Subkultur bzw. der deutschstämmigen Islamisten abgestimmte terroristische Vereinigung die Radikalisierung fördern und kanalisieren würde.
Soll das islamistische Gedankengut der potentiellen IJU-Unterstützer in den Aktionismus umschlagen, entsteht ein für viele Terrorismusarten ähnliches, operatives Risiko. Denn Personen wie Cüneyt Çiftçi oder Eric Breininger werden mit großer Wahrscheinlichkeit für gewisse Extremistenkreise eine Vorbildfunktion haben. Im Fall Deutschland hat dieses allerdings zwei Dimensionen. Zum einen besteht die Gefahr, daß die deutschstämmigen Islamisten der IJU im Kampf gegen die NATO-Streitkräfte in Afghanistan unter die Arme greifen und somit ihre Schlagkraft gegen die „Besatzungsmächte„ erhöhen. Obwohl Breininger in einem am 21. Oktober 2008 veröffentlichten Video auf die deutsche Medienberichterstattung über seine Person reagierte und erklärte, er persönlich plane keine Anschläge auf Deutschland, sind diese jedoch zu befürchten. Denn Deutschland bleibe das Ziel von Anschlägen, solange deutsche Soldaten in Afghanistan und Usbekistan stationiert seien, heißt es weiter. Doch gerade im Hinblick auf die Möglichkeiten der Islamischen Dschihad-Union müssen Abstriche gemacht werden. Der Organisation geht es finanziell denkbar schlecht, was sich auch auf das Ausbildungsniveau der Terroristen auswirkt. Das monatliche Einkommen eines Gotteskriegers schwankt zwischen 15 und 40 Euro.85 Außerdem waren sowohl in Tadschikistan in den 1990er Jahren als auch im afghanisch-pakistanischen Raum vor allem klassische Guerillafähigkeiten gefragt. Alle Kapazitäten der IJU sind unter den momentanen Bedingungen mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschöpft. Man übt sich wiederum in Insurgententaktiken.86 Die Anschläge, die von den IJU-Glaubenskriegern in der Vergangenheit ausgeführt wurden, stellten entweder Selbstmordattentate mit Autobomben oder Raketenangriffe dar.
Es ist durchaus fraglich, ob die Kenntnisse des Sprengstoffwesens und der Terrorismustaktiken von den Ausbildern in Pakistan auf dem Niveau vermittelt werden (können), das für das Agieren im urbanen Gelände unter hohem Fahndungs- und Ermittlungsdruck notwendig ist. Das Vorgehen der Sauerland-Zelle erscheint jedenfalls unprofessionell und aktionistisch. Sowohl die Beschaffenheit des Sprengstoffmaterials als auch die Art und Weise, wie die 12 Fässer mit 730 Kilogramm Wasserstoffperoxid erworben wurden, lassen berechtigte Zweifel an den Erfolgsaussichten des Unternehmens aufkommen. Auch das angeblich überzeugende Argument, dass sich in Deutschland „mit viel weniger Aufwand ein viel größerer Schaden anrichten„ lasse als mit einem Anschlag in Afghanistan,87 ist schlicht und ergreifend wirklichkeitsfremd. Darüber hinaus steht fest, daß die Sauerland-Gruppe nicht ohne Mitwirkung der Sicherheitsdienste bzw. eines türkischen V-Mannes in Besitz von militärischen Zündern gelangt ist.88 Trotzdem ist die Gefahr eines erneuten Anschlagsversuchs nicht ganz von der Hand zu weisen. Es sei nicht auszuschließen, daß das „Ulm-Sauerländer-Netzwerk„ künftig als Keimzelle des deutschen Dschihadismus gelten würde, so der Islamismusexperte Steinberg.89 Allerdings haben sich Islamisten aus Deutschland bekanntlich bereits längst den dschihadistischen Organisationen im afghanischen-pakistanisch Raum eingereiht. Inzwischen ist neben der IJU auch den pakistanischen und afghanischen Taliban, der IBU und Al-Qaida ein Link zu Dschihad-Kämpfern aus Deutschland nachzuweisen.
In einem Propagandastreifen der IBU wird gar mit dem Lebensstil eines „deutschen Dorfes„ an der afghanisch-pakistanischen Grenze um die neuen Rekruten geworben. Es gelingt den pakistanischen Sicherheitskräften hin und wieder, die deutschstämmigen Freiwilligen samt ihrer Familien und Kinder, die in den Ausbildungscamps bereits im zärtlichen Alter an Kampfsportarten und Schießwaffen herangeführt werden, auf dem Weg ins „deutsche Dorf„ abzufangen.90 Es stellt sich dabei heraus, dass neben den arabisch- und türkischstämmigen Bürgern auch deutsche Konvertiten zunehmend willig sind, ihr Leben dem Dschihad im afghanisch-pakistanischen Raum zu widmen. Diese werden von Mudschaheddin geschätzt und dazu genutzt, massive Propaganda gegen Deutschland und den deutschen Afghanistan-Einsatz zu fördern.91 Nachdem die Taliban Nordfront gegen die deutschen Truppen in Afghanistan eröffnet haben,92 scheint es auch für das „Islamische Emirat Afghanistan„ von Belang zu sein, Kämpfer aus Deutschland zu rekrutieren bzw. diese propagandistisch einzusetzen. Ende September 2009 machte das Video „Der Ruf zur Wahrheit„93 mit bisher konkretesten Drohungen Experten auf eine deutsche Taliban-Brigade aufmerksam. Sicherheitsdienste und Islamismuskenner sind sich darüber einig, dass die maßgeblichen dschihadistischen Gruppen aus der Region sich abgesprochen hätten, „Deutschland ins Visier zu nehmen – zumindest propagandistisch„.94
Der Produzent des „Rufes zur Wahrheit„, „Elif Media„, ist bisher durch Videobotschaften mit Eric Breininger aufgefallen. Die Experten mutmaßen daher, dass die kürzlich gegründete „deutsche Taliban-Brigade„ die Kämpfer der angeschlagenen IJU umfassen könnte.95 Wenn „Elif Media„ inzwischen im Dienst einer anderen Organisation bzw. der Taliban steht und die ehemaligen IJU-Kämpfer sich tatsächlich den afghanischen Taliban angeschlossen haben sollten, ändert sich die Gefahrenlage für Deutschland nicht maßgebend. Denn es befindet sich weiterhin im Fadenkreuz einer Handvoll terroristischer Vereinigungen, die den Willen bekundet haben, sowohl im Inneren als auch im Kampf gegen die „Besatzer„ in Afghanistan zuzuschlagen. In einem Kommuniqué der „deutschen Taliban-Mudschaheddin„ lässt sich ein bisher unbekannter Amir Abu Ishaq al Muhajir darüber aus, daß die Bundeswehr mit einer neuen Anschlagsintensität zu rechnen hat.96 Offenbar als Rekurs auf die Al-Qaida-Drohung vor der Bundestagswahl schimpft auch der neue afghanische Befehlshaber über den Wahlausgang: „O ihr deutschen Kreuzritter, ihr habt Merkel und dem restlichen Ungeziefer eure Treue bewiesen und habt ihr durch eure Treue eine gute Stellung bekommen, wie viele Helden habt ihr unter euch?„, heißt es im Text (Rechtschreibung im Original). Wie die IJU-Mitglieder Çiftçi und Breininger ruft auch der Chef der „deutschen Mudschaheddin„ die „Geschwister auf der Welt„ und besonders jene mit dem „Geist des Widerstandes aus Deutschland, Österreich und Schweiz„ zum bewaffneten Kampf gegen die „Kuffar„ (Ungläubige) – „so wie Allah s.w.t. es liebt„.


Nachwuchs für den Dschihad, Quelle: www.sehadetzamani.com
Auch wenn es für die Sicherheitsbehörden ein großes Rätsel sei, ob und inwiefern die islamistischen Organisationen aus dem afghanisch-pakistanischen Raum über die Ressourcen verfügen, tatsächlich in Deutschland zuzuschlagen,97 bleibt die Anschlagsgefahr in der deutschen ISAF-Zone auf hohem Niveau. Afghanischen Taliban ist es gelungen, nicht nur ihren Einfluss in den südlichen Provinzen dramatisch zu vergrößern, sondern auch die bis vor kurzem als ruhig geltenden Nordgebiete des Landes spürbar zu destabilisieren. Die internationalen Truppen versäumen es zusehends, den Vormarsch der Taliban im Norden und somit den Aufbau eines neuen transnationalen terroristischen Netzwerkes auf dem ganzen afghanischen Territorium zu verhindern, indem sie ihre Truppenstärke irrtümlicherweise auf den Süden konzentrieren.98 Es ist durchaus denkbar, dass die angeschlagene IJU wie auch andere zentralasiatischen Dschihadisten-Gruppen dem steigenden Bekämpfungsdruck in Pakistan ausweichen und sich in den „ruhigen„ Norden unter die Fittiche der Taliban begeben würden. Es ist durchaus plausibel, dass die deutschstämmigen Dschihadisten es als „Ehrensache„ sehen würden, die deutschen Einsatztruppen in Afghanistan zu bekämpfen. Daher geht von den um die Nachfolgerschaft aus Deutschland buhlenden Organisationen wie die „deutschen Taliban„ und die IJU eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus.

Fazit

Die pakistanischen Dschihadisten sowie das Al-Qaida-Netzwerk wurden 2009 Ziele intensiver und wirksamer US-Drohnenangriffe, die eine Vielzahl von Opfern unter den Insurgenten in Nord- und Süd-Waziristan forderten. Durch gezielte Luftangriffe gelang es den USA, neben dem prominentesten pakistanischen Taliban-Anführer, Baitullah Mehsud, eine Reihe von ranghohen Taliban- und Al-Qaida-Strategen zu tötet.
Auch die IJU musste im September herbe Rückschläge hinnehmen. Meldungen der Sicherheitsdienste bestätigen, dass die IJU ihren führenden Kopf verloren hätte. Der IJU-Chef Nadschmiddin Dschalolov wurde mit seinem Fahrer und einem weiteren Kämpfer durch eine US-Drohne getötet, was eine Traueranzeige auf der Internetseite Sehadet Zamani bestätigt.99 Der Tod von „Commander Ahmad„ ist ein schwerer Schlag für die IJU. Ein Video, in dem der neue Anführer, Abdullah Fatih, versucht, die Mudschaheddin über den Verlust von Dschalolov hinwegzutrösten, läßt darauf schließen, dass Ebu Yahia Muhhamad Fatih als eine charismatische Figur mit einer herausragenden Stellung unter den Kämpfern der Dschihad-Union galt. Es heißt inzwischen in internationalen Geheimdienstkreisen, dass von der IJU „womöglich nicht mehr allzu viel übrig geblieben [ist]„.100 In der Tat ist nicht auszuschließen, dass sie nach weiteren schweren Rückschlägen von der Bildfläche verschwindet. Dennoch sind die von der IJU ausgehenden Gefahren nicht zu unterschätzen. Sollen die Al-Qaida und die Taliban weiterhin an der Rekrutierung von Türken und deutschstämmigen gewaltbereiten Islamisten für den Kampf in Afghanistan interessiert sein, könnte sich die Islamische Dschihad-Union in dieser Sache erfolgreich einbringen. (Stand: 13. Januar 2010)

1
Es sollte sein wie am 11. September. Größter deutscher Terror-Prozess seit der RAF – Sauerland-Gruppe vor Gericht (NZZ vom 22. April 2009)
2
Axel Spilcker: „Ich stehe nur für Allah auf„, unter:
www.focus.de/politik/deutschland/tid-14035/terrorprozess-ich-stehe-nur-fuer-allah-auf_aid_392332.html  (22. April 2009).
3
Verfassungsschutzbericht Bayern 2008, München 2009, S. 69-70, 78.
4
Es handelt sich um eine Internetpräsenz mit dem klangvollen Namen Zeit für den Heldentod (www.sehadetvakti.com), auf der Bekennerschreiben zu den am 4. September vereitelten Anschlägen und andere Beiträge (Interviews und Videos) veröffentlicht wurden. Vgl.: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Petra Pau und der Fraktion DIE LINKE, (Drucksache 16/7916), Berlin 2008, S. 2.
5
Matthias Gebauer, Yassin Musharbash, Holger Stark, Cüneyt C. – Der erste Selbstmordattentäter aus Deutschland? 15 März. 2009, unter: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,541140,00.html  (21. Juli 2009).
6
Matthias Gebauer, Yassin Musharbash: Bayerischer Selbstmordattentäter buhlte um Nachahmer, 16. April 2009, unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,547738,00.html  (16. April 2008).
7
Steinberg, Guido: Die Islamische Jihad-Union. Zur Internationalisierung des usbekischen Jihadismus, Berlin, 2008, S. 1, unter: http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=4826  (20. Juli 2009).
8
Steinberg, Guido: A Turkish al-Qaeda: The Islamic Jihad Union and the Internalization of the Uzbek Jihadism, in: Strategic Insight, unter: http://www.ccc.nps.navy.mil/si/2008/Jul/steinbergJul08.asp  (10. Juni 2009).
9
Didier Chaudet, Islamist Terrorism in Greater Central Asia: The „Al-Qaedization„ of Uzbek Jihadism, in: Russie.Nei. Visions (35) 2008, Paris, unter: http://www.ifri.org/files/Russie/ifri_uzbek_jihadism_chaudet_ENG _december2008.pdf  (20. Juli 2009).
10
Wigen, Einar: Islamic Jihad Union: al-Qaida’s key to the Turcik World? Oslo, 2009, unter: http://www.mil.no/multimedia/archive/00122/00687_122609a.pdf  (10. Juli 2009).
11
„The Islamic Jihad Group (IJG) also known as Jamaat al-Jihad, also known as the Libyan Society, also known as the Kazakh Jamaat, also known as the Jamaat Mujahidin, also known as the Jamiyat, also known as Jamiat al-Jihad al-Islami, also known as Dzhamaat Modzhakhedov, also known as Islamic Jihad Group of Uzbekistan, also known as al-Djihad al-Islami“, unter: http://www.treasury.gov/offices/enforcement/ofac/sdn/sdnlist.txt  (5. April 2009).
12
Verfassungsschutz zweifelt an Bekennerschreiben, 4. Okrober 2007, unter:
http://www.tagesschau.de/inland/ bekennerschreiben2.html  (1. April 2009).
13
Monika Wagener, Ralph Hötte, Al-Qaida in Deutschland – Wer steckt hinter der Terrorzelle im Sauerland? Unter: http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2007/1004/alqaida.pdf , S. 3 (20. Juni 2009).
14
2004 trat IJU zum ersten Mal in Erscheinung. In einem Statement bekannte sie sich unter dem Namen Jama’at al-Jihad al-Islami zu Bombenanschlägen in Buchara sowie in Taschkent vom März/April und erklärte, die Angriffe auf israelische und US-amerikanische Botschaft verübt zu haben. Vgl.: Deutscher Bundestag (FN 4), S. 3.
15
Vgl. auch: Craig Murray: German Bomb Plot: Islamic Jihad Union, unter: http://www.craigmurray.org.uk/archives/2007/09/islamic_jihad_u.html (01. April 2009).
16
Islamic Movement of Uzbekistan
17
Zit. nach: Elsässer, Jürgen: Terrorziel Europa. Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste, Pölten 2008, S. 241.
18
Vgl. Wagener/Hötte (FN 13), S. 3. Siehe auch: „I do not say that the IJU does not exist. It may do. It may be a real terrorist organisation. It may be an agent provocateur operation. It may be a simple invention by the Uzbek security services. But it was first heard of in the context of „bombings“ which were not what the Uzbek government said they were“.
Unter: http://www.craigmurray.org.uk/archives/2007/09/islamic_jihad_u.html  (01. April 2009).
19
Vgl. Steinberg (FN 8).
20
Wagener/Hötte (FN 13). Zu weiteren Kritikpunkten siehe: Elsässer, Jürgen: Terror-Eric und das Phantom der Islamischen Dschihad Union, 26. September 2008, unter:
www.hintergrund.de/20080926265/globales/terrorismus/
terror-eric-und-das-phantom-der-islamischen-dschihad-union.html (1. August 2009).
21
FAZ.Net, In den usbekischen Lagern ist Deutsch Umgangssprache, 10. August 2008, unter: www.faz.net/s/ Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/
Doc~E4D2DE43A8D99435EA0EB3CE183CDCD03~ATpl~Ecommon~Scontent~Afor~Eprint.html  (10. August 2009).
22
Yassin Musharbash, Angeklagter gibt Details der Terrorplanungen preis, 10. August 2009, unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,641533,00.html  (10. August 2009).
23
Steinberg (FN 8), S. 4
24
Ausführlich dazu: Michail Logvinov: Terrorismus in Zentralasien zwischen regionaler Agenda und globalem Dschihad, in: Jahrbuch Terrorismus 2009, Opladen, 2009 (i.E.).
25
Wigen (FN 10), S. 10.
26
Ahmed Rashid, Jihad. The Rise of Militant Islam in Central Asia, Yale 2002, S. 148.
27
Uwe Halbach, Sicherheit in Zentralasien: T. II, Kleinkriege im Ferganatal und das Problem der „neuen Sicherheitsrisiken„, Köln (Bericht des BIOst, Nr. 25), S. 17.
28
Ronald Sandee, The Islamic Jihad Union (IJU), Washington 2008, S. 1, unter: http://www.nefafoundation.org/miscellaneous/FeaturedDocs/nefaijuoct08.pdf (1. August 2009).
29
Zahid Hussain, Frontline Pakistan. The Struggle with Militant Islam, New York 2007, S. 122.
30 Rashid (FN 26), S. 148.
31 Steinberg (FN 7), S. 3.
32 Steinberg (FN 8), S. 3-4.
33 Sandee (FN 28), S. 2, 22.
34 Chaudet (FN 9), S. 15.
35 Sandee (FN 28), S. 6.
36
Raman, B., Attacks on Uzbeks in South Waziristan, in: International Terrorism Monitor-Paper No. 208, unter: http:// www. southasiaanalysis.org/%5Cpapers22%5Cpaper2180.html (04. August 2009).
37 Wigen (FN 10), S. 31.
38
Islami Cihad Ittehadi Emiri EBU YAHYA MUHAMMED FATIH ile Röportajımız, 31. Mai 2007, unter: www. sehadetzamani.com/haber_detay.php?haber_id=1202  (2. August 2009). Unter anderem heißt es auf der Webseite in englischer Übersetzung: „After the fall of the Afganistan Islamic Administration, we who shared the same opinions came together and decied to organize groups which will conduct jihad operations against the infidel constitution of cruel Karimov in Özbekistan. The sole aim off all the emigrant-mujahedeen brothers was to find war-like solutions aganist the infidel constitution of cruel Karimov. For this aim our union was established in 2002. […]Our union‘s aim is, under the flag of justice ans Islam Dominancy,to save our müslim brothers who have been suffering from the cruelty of pre-soviet period and Özbekistan, and to take them out of the swamp of cruelty an infidelity,as well as to help other müslim brothers all around the world as god and his prophet‘s orders.And this Islamic Jihad Union is composed of sunni müslims who act under the creed of honest predecessors who fight with the principles of the sunnis in the way of god and who spread god‘s invitaion to Islam“ (Rechtschreibung im Original).
39
Miriam Zahab, Abou Oliver Roy, Islamis Networks: The Afghan-Pakistan Connection, London, 2004,
S. 7-8.
40
B. Raman (FN 36).
41
In manchen Quellen: Nadschmiddin Kamilidinovich Janov bzw.
Nazimuddin Chilalov
42
Sandee (FN 28), S. 2; Wigen (FN 10), S. 18-19.
43
Vgl.: Hillel Fradkin, Hussain Haqqani, Eric Brown, Current Trends in Islamist Ideology, Volume 2, Washington D.C. 2005, S. 57.
44
Sandee (FN 28), S. 11-12.
45
Ebd., S. 10
46
Vgl.: DAWN, Jihad declared against Uzbeks, 3. April 2007, unter: http://www.dawn.com/2007/04/03/top1.htm (1. August 2009). John C. K. Daly: Uzbek Fighters in Pakistan Reportedly Return to Afghanistan, 25. März 2007, unter: www.jamestown.org/single/  (1. August 2009).
47 Sandee (FN 28), S. 11.
48
Steinberg (FN 7), S. 3. Siehe auch: ISLAMI CIHAD ITTEHADI (FN 38).
49
Yassin Musharbash, Islamische Dschihad Union bekennt sich zur Kooperation mit al-Qaida, 5. Juni 2009, unter: www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,628733,00.html (%. August 2009).
50
Vgl.: Michael Scheuer, Central Asia in Al-Qaeda’s Vision of the Anti-American Jihad, 1979-2006, in: China and Eurasia Forum Quarterly, Volume 4, No. 2, 2006, S. 5-10.
51
Steinberg (FN 7), S. 4. Siehe auch: Wigen (FN 10), S. 8.
52
Vgl.: Yassin Musharbash, Daniel Steinvorth, Türkische Polizei hebt Zelle der Islamischen Dschihad-Union aus, 21. April 2009, unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,620391,00.html (1. August 2009).
53 Steinberg (FN 7), S. 4.
54
Brian Glyn Williams, Turkey’s Al-Qaeda Blowback, 19. Mai 2005, unter: www.jamestown.org/single/ cache=1&tx_ ttnews[tt_news]=401 (07. August 2009).
55
Islami Cihad Ittihadi Sehidlerimiz..., 21. Juli 2009,
unter: http://www.sehadetzamani.com/haber_detay.php?haber_ id=2183 (3. August 2009).
56 Steinberg (FN 8), S. 5-6.
57 Vgl.: Steinberg (FN 8), S. 2-3, Wigen (FN 10), S. 35.
58
Islami Cihad Ittehadı Mensubu Özbek Mucahid Kardeslerimizin hazırladıgı video, 30. April 2007, unter: http://www.sehadetzamani.com/haber_detay.php?haber_id=1032  (7. August 2009). A Chat With The Commender of Islamic Jihad Union Ebu Yahya Muhammed Fatih, 31. Mai 2007, unter: www.sehadetzamani.com /haber_detay.php?haber_id=1203  (1. August 2009). Rechtschreibung im Original.
59
Gebauer/Musharbash (FN 6). Siehe: Video of German Suicide Bomber in Afghanistan Cuneyt Ciftci, unter: http://www1.nefafoundation.org/multimedia-prop.html (5. August 2009).
60 Ebd.
61
Musharbash (FN 49).
62
Özbekistan Karshi Sehrinde TUTUKLANAN Müslümanlar..., 3. Juli 2009,
unter: www.sehadetzamani.com haber_detay.php?haber_id=2153 (3. August 2009).
63
Abdulgaffar El Almani I.J.U., 23. Mai 2008, unter: www.sehadetzamani.com/haber_detay.php (05. August 2009). „Wie wir wissen sind die Deutschen unmittelbar an diesem Krieg beteiligt der in Afganistan stattfindet. Sie errichten in (Tirmiz) Uzbekistan eine Basis um ihre Güter für sich selbst und die Besatzungsmächte mit Züge günstiger nach Afganistan zu transportieren. Denn die davorherige vorgehensweise mit den Flugzeugen war ihnen anscheinend zu kostspielig. Desweiteren helfen sie den amerikaner indem sie im Inland das errichten von Stützpunkte zulassen. Diese Stützpunkte werden von den amerikaner genutzt um Krieg gegen die muslime zu führen. Solange das dies der fall ist muss Deutschland und jedes andere Besatzungsland mit Anschläge von seiten der muslime erwarten. Wer Krieg will der bekommt den auch„, heißt es im Interview (Rechtschreibung im Original).
64
Yassin Musharbash, Behörden fürchten baldigen Anschlag von Eric B., 14. Juni 2008, unter: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,559608,00.html  (5. August 2009).
65
Islamic Jihad Union (IJU) Releases Message From German-Speaking Militant, 29. Januar 2009, unter: www1.nefafoundation.org/multimedia-prop.html (6. August 2009).
66 Sandee (FN 28), S. 14.
67
Vgl.: Air strike damages Musharraf‘s peace strategy, 7. November 2006, unter:
http://www.washingtontimes.com/news/2006/nov/07/
20061107-093653-9342r/ (5. August 2009); Al Qaida ally „behind Islamabad rocket plot“, 5. November 2006, unter: archive.gulfnews.com/articles/06/11/05/10080045.html (5. August 2009).
68 Sandee (FN 28), S. 15.
69
Evan F. Kohlmann, Jihad Networks in Pakistan and Their Influence in Europe, 10. Juli 2008, unter: www.nefafoundation.org /miscellaneous/FeaturedDocs/nefapakcamps0708.pdf (6. August 2009).
70
Ivan Watson, Suicide Bomber in Afghanistan Kills U.S. Marine, 31. Mai 2008, unter: www.npr.org/templates/story/ story.php?storyId=91029127 (31. Mai 2008).
71
Sandee (FN 28), S. 16. Siehe auch: Abu Muslim Kurdi‘nin (R.A) Ameli Istihadi Görüntüleri..., 25. Mai 2009, unter: www. sehadetzamani.com/haber_detay.php?haber_id=2104 (7. August 2009).
72
Ausführlich dazu: Sandee (FN 28), S. 16-17.
73 Steinberg (FN 8), S. 6.
74
Mücahid Ebu Yasir El TURKI ile Söylesi..., 23. Juli 2008, unter:
www.sehadetzamani.com/haber_detay.php? haber_id=1942 (8. August 2009).
75 Wigen (FN 10), S. 24.
76 Chaudet (FN 9), S. 26.
77 Steinberg (FN 7), S. 4; Steinberg (FN 8), S. 8.
78 Sandee (FN 28), S. 22.
79 Wigen (FN 10), S. 34-35.
80
Islami cihad ittehadi Mucahidlerinden, 30. April 2007, unter:
www.sehadetzamani.com/haber_detay.php _id=1032 (7. August 2009).
81
Yardım Kervanı Yoluna Devam Ediyor, 11. Sptember 2009, unter:
www.sehadetzamani.com/haber_detay.php (11. September 2009).
82
Ebu Yasir El Türki‘den Türkiyeli Kardeslerine…, 14. April 2008, unter:
www.sehadetzamani.com/haber_detay .php?haber_id= 1907 (7. August 2009).
83
Dorte Huneke, Roger Boyes, Keine Bombenwerfer, 22. September 2005, unter:
www.zeit.de/2005/39/T_9frken-Beist_9fck (22. September 2005).
84
Spiegel Online, Islamisten wollten in den Irak, 11. Juli 2009, unter:
www.spiegel.de/politik/deutschland/ 0,1518,635620,00.html (11. Juli 2009).
85
„Wahrlich das Geld ist knapp doch Allah der Erhabenen versorgt uns mit den wichtigsten dingen Allhamdulillah. Die Einsätze gegen die besatzungsmächte laufen hervoragend .Die Ausbildungen der ständig neu dazu kommenden brüder laufen auch sehr gut. Auch gibt es eine Gruppe die dafür da ist um Amal Istischadia zu machen möge. Allah unsere taten akzeptieren und uns zum baldigen Sieg verhelfen„, heißt aus im oben bereits zitierten Interview (Rechtschreibung im Original).
86
Vgl. Angaben aus dem Geständnis von Gelowicz: „Ihren Aufenthalt im IJU-Refugium in der pakistanischen Grenzprovinz Waziristan schildern die Terrorschüler als Mischung aus Kriegsakademie und Abenteuerurlaub. Im Sommer 2006 gelangten Gelowicz und Yilmaz demnach in ein Camp, das offenbar in der Nähe der Stadt Mir Ali liegt. Dort erhielten sie Sturmgewehre und Munition. An der Kalaschnikow seien sie alle „richtig gut„ gewesen, sagte Adem Yilmaz aus. Bald ließen ihre Ausbilder sie an größere Kaliber, mit der Panzerfaust feuerten die Rekruten aus Deutschland auf kleine Felsen in 200 Meter Entfernung, die Panzer simulieren sollten.

Wenn nicht gerade der Strom ausfiel oder das notwendige Material fehlte, lernten die Terror-Azubis, wie sich handelsübliche Casio-Uhren in Schaltkreise für Bombenzündungen integrieren lassen. Uhren dieses Fabrikats fanden sich in dem Ferienhaus im Sauerland, in dem Gelowicz, Yilmaz und Schneider im Sommer 2007 damit begonnen hatten, den Bombengrundstoff für ihren geplanten Anschlag herzustellen, als sie von Spezialeinheiten der Polizei festgenommen wurden. Auch dieses Aufkochen von Wasserstoffperoxid lernten sie im Lager, wo sie es mit kleinsten Mengen übten, in Blechtöpfen und auf dem Herd, auf dem sie auch ihr - stark rationiertes - Essen kochten.„ Yassin Musharbash, Marcel Rosenbach, Explosionen im Sand, unter: www.spiegel.de/spiegel/ 0,1518,641410,00.html (10. August 2009).
87
Anschlagspläne erst im Terror-Camp, 10. August 2008, unter:
www.taz.de/1/politik/deutschland/ artikel/1/anschlagsplaene-erst-im-terror-camp (20 August 2009).
88
CIA unterwandert Terrorgruppe IJU, in: Der Spiegel 37/2008, S. 16.
89 FAZ.Net (FN 22).
90
Dean Nelson, Allan Hall, Pakistan discovers „village„ of white German al-Qaeda insurgents, unter: www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/pakistan/6226935/
Pakistan-discovers-village-of-white-German-al-Qaeda-insurgents.html (25. September 2009).
91
Yassin Musharbash, Deutsche Taliban-Brigade benennt ihren Chef, unter: www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,654136,00.html (9. Oktober 2009).
92
Ben Farmer, Taliban opens northern front against German troops in Afghanistan, unter:
www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/
afghanistan/6231172/Taliban-opens-northern-front-against-German-troops-in-Afghanistan.html (25. September 2009).
93
Alman Taleban Mücahidlerinden HAKKA ÇAGRI, unter:
www.sehadetzamani.com/haber_detay.php (25. September 2009).
94
Yassin Musharbash, Matthias Gebauer, Taliban drohen Deutschland mit Anschlägen, unter: www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,651464,00.html (25. September 2009).
95
Yassin Musharbash, Deutsche Taliban-Brigade benennt ihren Chef, unter: www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,654136,00.html (9. September 2009).
96
Vgl.: „Dass eure Soldaten gegenüber unseren Märtyrerbrigaden zerstückelt werden und dass eure Truppen ausgelöscht werden in Afghanistan beobachten wir. Wir versprechen euch dass die deutschen Truppen, welche die Beschützer der zionistischen christlichen Union (!) ist, einzeln in Särgen aus den besetzten Gebieten zurückkehren werden„ (Rechtschreibung im Original). Hier und weiter siehe: Deutsche Taliban Mujahideen, unter: www.sehadetzamani.com/haber_detay.php (8. Oktober 2009).
97 Musharbash (FN. 96).
98
Vgl.: Eight years after 9/11 Taliban now has a permanent presence in 80% of Afghanistan, unter: www.icosgroup.net/modules/press_releases/eight_years_after_911 (10. September 2009).
99
Bill Roggio, Two al Qaeda leaders reported killed in North Waziristan strike, unter: www.longwarjournal.org/archives/2009/09/two_al_qaeda_leaders.php (16. September 2009); vgl. auch: www.sehadetzamani.com/haber_detay.php (26. September 2009).
100
Yassin Musharbash, Dschihad Union ernennt Nachfolger für getöteten Anführer, unter: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,653480,00.html (6. Oktober 2009).