Editorial

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

 

ein ereignisreiches Jahr, das zuletzt noch einige Überraschungen zu bieten hatte, neigt sich dem Ende zu. Vor Ihnen liegt die Weihnachtsausgabe der Fachzeitschrift „Die Kriminalpolizei“, in der wir einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema „Fußballsport, Fangewalt und Maßnahmen der Sicherheitskräfte“ gelegt haben. Alle Beiträge der Zeitschrift können Sie sich im Übrigen auch über unsere Homepage (www.kriminalpolizei.de) und seit September zusätzlich die App „DP DIGITAL“ erschließen, die in den Stores als iOS- und Android-Version unter „DP DEUTSCHE POLIZEI“ zur Verfügung steht.


Gewalttätige Handlungen bei Fußballspielen sind ein Problem, das sowohl in den Profiligen als auch im Amateurbereich auftritt. Seitens der regelmäßig einberufenen Sportministerkonferenz wurde zuletzt am 18. Oktober 2024 im Beisein von Spitzenvertretern von DFB und DFL darauf hingewiesen, dass der Fußballsport trotz seiner sozial integrativen Potentiale wie keine andere Sportart von gewalttätigen Zusammenstößen begleitet wird. In der Konsequenz seien daher wirksame Einzelmaßnahmen zur Prävention sowie zur zielgerichteten Sanktionierung von Gewaltakten zu treffen. Prof. Dr. Thomas Nern, der in der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst Hannover lehrt und forscht, hat sich mit dieser Problemstellung grundlegend beschäftigt und dabei auch die verschiedenen Möglichkeiten der Prävention und Repression herausgearbeitet. Im Ergebnis plädiert er insbesondere dafür, bereits bestehende Strategien, darunter auch Impulse zur Selbstregulierung von Problemfans und die aktive Mitwirkung von Fanbeauftragten, umfassend zu berücksichtigen und miteinander zu vernetzen.


Darauf aufbauend nimmt Prof. Dr. Raphael Röttinger zur Gewalt gegen hoheitlich und privatrechtlich handelnde Sicherheitskräfte bei Fußballspielen Stellung. Als Mitglied der Geschäftsführung der Röttinger Unternehmensgruppe GmbH spricht er sich für die verstärkte Einbindung der gewerblichen Sicherheit sowie gemeinsame Besprechungen und Übungen mit hoheitlich handelnden Einsatzkräften aus. Durch ein engeres Zusammenwirken der verschiedenen Akteure können nach seiner Auffassung Gewalttaten reduziert und die Sicherheit bei Fußballveranstaltungen signifikant verbessert werden.


Aus Anlass des 75. Geburtstages des Grundgesetzes hat sich die Polizeidirektion Itzehoe mit den besonderen Demonstrationslagen rund um das in ihrem Zuständigkeitsbereich liegende Kernkraftwerk Brokdorf sowie der Leitentscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 15.12.1985 (BVerfGE 69, 315 – „Brokdorf-Beschluss“) auseinandergesetzt. Die wesentlichen Ergebnisse werden durch den Leitenden Polizeidirektor Frank Ritter in dem Fachbeitrag „Versammlungslagen – Die Besondere Aufbauorganisation (BAO) im Wandel“ zusammengefasst. In diesem Kontext geht der Leiter des Führungsstabes der Polizeibehörde auch auf den „Einsatzabschnitt Folgemaßnahmen“ und die damit verbundene standardisierte organisatorische Einbindung der Kriminalpolizei bei Versammlungen ein.


Die Grundsätze des Adhäsionsverfahrens im Sinne der §§ 403 ff. StPO werden durch Dr. Sören Pansa, Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Schleswig, vorgestellt. Danach kann der Verletzte gegen den Beschuldigten einen aus der Straftat erwachsenen vermögensrechtlichen Anspruch, der zur Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte gehört und noch nicht auf andere Weise gerichtlich anhängig ist, im Strafverfahren geltend machen. Dadurch sollen die Rechte der Geschädigten, zu denen auch im Dienst verletzte Polizeivollzugsbeamte gehören können, gestärkt und zugleich die Zivilgerichte entlastet werden.


In weiteren Aufsätzen geht es um die „Evaluation sicherheitsbehördlicher Eingriffsgrundlagen“, „Diskriminierungsrisiken im polizeilichen Handeln“, „Gewaltkriminalität durch Kinder und Jugendliche“, „Prostitutionsgesetzgebung“ und „gesprengte Geldautomaten“. Für die Bearbeitung dieser Themen konnten unter anderem Prof. Dr. Claudius Ohder und Prof. Dr. Birgitta Sticher, Prof. Dr. Herbert Csef, Manfred Paulus sowie Dr. Reinhard Scholzen gewonnen werden. Die Auseinandersetzung mit Diskriminierungsrisiken stellt dabei den Auftakt zu einer fünfteiligen Beitragsreihe dar, in der Claudius Ohder und Birgitta Sticher bis Ende 2025 an den Merkmalen der psychischen Auffälligkeit, sexuellen Identität, geringen Lese- und Schreibfähigkeit sowie Sexarbeit ansetzen, bestehende Risiken exemplarisch erörtern, die in dem aktuellen Diskriminierungsdiskurs verwendeten Kategorien, Ebenen und Dimensionen erschließen und Bezüge zu theoretischen Grundlagen herstellen.


Schließlich runden eine strafrechtliche Rechtsprechungsübersicht, Aktuelles aus dem Netz, Rezensionen und gewerkschaftspolitische Nachrichten unsere Zeitschrift ab.


Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und sind auf Ihre Rückmeldungen gespannt, die uns erfreulicherweise zuletzt in größerer Zahl erreicht haben. Zugleich wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest, einige erholsame Tage zwischen den Jahren sowie ein glückliches, erfolgreiches und gesundes Jahr 2025. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch mit Ihnen.


Für das Redaktionsteam


Ihr


Hartmut Brenneisen

 

 

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