Wissenschaft  und Forschung

Islam

Von Bernd Kratzer, Kriminalhauptkommissar, München

1. Einleitung


Derzeit gibt es nahezu rund um den Erdball, vor allem aber im Nahen Osten, Teilen Afrikas und Asiens Kriege, Bürgerkriege und sonstige bewaffnete Konflikte. Auch ist eine Bedrohung durch mögliche terroristische Anschläge nahezu weltweit gegeben.

Die Ursachen dieser Handlungen sind häufig religiös und oder kulturell bedingt. Sehr häufig sind an diesen Auseinandersetzungen islamische Gruppen ursächlich beteiligt. Da der Islam, wie fast alle Religionen, eine Vielzahl von Glaubensrichtungen und Strömungen aufweist, werden die wichtigsten hier aufgelistet und zum Teil kurz erklärt.

Diese Ausarbeitung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wurde nicht nach den gültigen wissenschaftlichen Regeln erarbeitet. Auch beinhaltet die Ausarbeitung keine Schuldzuweisung an den Ursachen der Auseinandersetzungen.
Ziel dieser Ausarbeitung ist eine sehr vereinfachte Darstellung der Zugehörigkeit der Konfliktparteien zu den Hauptströmungen des Islam.

2. Der Islam


Der Islam ist eine monotheistische Religion, die im frühen 7. Jahrhundert in Arabien durch den Propheten Mohammed gestiftet wurde. Mit 1,6 Milliarden Anhängern ist sie nach dem Christentum heute die zweitgrößte Weltreligion. In Deutschland bekennen sich etwa fünf Prozent der Bevölkerung zum Islam.
Der arabische Begriff Islam (islam / ) bedeute vereinfacht „Unterwerfung unter Gott„ oder auch „völlige Hingabe an Gott„. Die Bezeichnung für denjenigen, der dem Islam angehört, ist Muslim. Die eigentliche Bedeutung von Muslim ist also „derjenige, der sich Gott unterwirft„. Im deutschsprachigen Raum wird dieser Begriff auch als Moslem wiedergegeben. Eine Definition für den Islam findet man im Koran nicht, sondern nur in den Berichten über den Propheten. Der Islam besteht nach dieser Hadith (Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed) aus:

  • Das Bekenntnis, dass es keinen Gott gibt außer Gott und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist,
  • den 5 täglichen Pflichtgebeten,
  • der Wohltätigkeit gegenüber Mitmenschen (Armenabgabe),
  • das Fasten im Ramadan,
  • Die Pilgerfahrt nach Mekka, wenn man dazu in der Lage ist.
  • Dies wird auch als die fünf Säulen des Islam bezeichnet.

Der Islam teilt sich in mehrere hier nicht abschließend aufgeführte Richtungen:

  • Die Sunniten mit ihren Rechtsschulen, die sich wiederum in Hanafiten, Malikiten, Schafiiten, Hanbaliten und den an die Hanbaliten angelehnten Wahhabiten teilen.
  • Die zweitgrößte Glaubensrichtung des Islams, die Schiiten mit den Imamiten oder Zwölferschia, die Zaiditen oder Fünferschia, den Aleviten – welche nicht mit den ebenfalls den Schiiten zuzurechnenden Alawiten bzw. Nusairier zu verwechseln sind.
  • Der Sufismus mit hauptsächlich esoterischen Aspekten.


Aus dem schiitischen Islam haben sich die eigenständigen Religionen der Drusen, des Babismus und die Religion der Baha’i entwickelt.

2.1 Sunnitischer Islam

Die Sunniten bilden mit ca. 85 % der gläubigen Moslems die größte Glaubensrichtung im Islam. Sie werden als Volk der Tradition bezeichnet. Die Bezeichnung Sunniten stammt von dem Wort Sunna, die Tradition des Propheten des Islam, Mohammed. Sunnitische Muslime werden auch als Volk der Tradition und der Einheit der Muslime bezeichnet, was darauf hinweisen soll, dass die Sunniten vereinigt sind. Sie stellen einen Zweig des Islams dar, der dem von Abu Bakr gegründeten Kalifat entstammt.
Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime, mit Ausnahme von Iran, Irak, Oman, Libanon, Aserbaidschan sowie Bahrain.
Die Sunniten lassen sich nach den Rechtsschulen Madhhab in Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten einteilen.

2.1.2 Wahhabiten

Als Wahhabiten werden die Anhänger einer puristisch-traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islams bezeichnet, die der hanbalitischenRechtsschule folgen. Die Bewegung gründet sich auf die Lehren Muhammad Ibn Abd al-Wahhabs. Die Wahhabiten lehnen den Sufismus, den Kalam und auch alle Formen des schiitischen Islams ab. Sie wenden sich darüber hinaus auch strikt gegen Heiligenverehrung, Wallfahrten zu Gräbern und die Feier des Prophetengeburtstags.
Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, werden von ihnen in der Regel als unislamisch deklariert. Die meisten Wahhabiten leben heute in Saudi-Arabien.
Die Bezeichnung „Wahhabiten“ wird nur von Gegnern dieser Gruppierung verwendet. Sie selbst bezeichnen sich in der Regel nicht so, sondern als Salafis oder einfach als Sunniten. In Deutschland sind sie vor allem unter dem Begriff Salafisten bekannt.

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