Kriminalitätsbekämpfung

Grenzsituationen der Kriminalitätsbekämpfung und ein besonderes Jubiläum

Von LKD a.D. Ralph Berthel, Frankenberg/Sa.

 

Für Kolleginnen und Kollegen im Polizeidienst ergeben sich aus ganz unterschiedlichen Einsatzsituationen, aber auch im Rahmen ihrer Aufgaben im Bereich der Verbrechensbekämpfung besondere physische und psychische Belastungssituationen. Das ist nicht selten dienstlicher Alltag. Für den Einzelnen stellen diese Situationen bisweilen erhebliche Belastungen dar. Damit gehen in nicht wenigen Fällen Auswirkungen auf die Gesundheit, die Berufszufriedenheit und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen einher. Diese reichen teils über den dienstlichen Bereich hinaus bis weit in den der privaten Lebensführung hinein. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) widmete sich im November vergangenen Jahres im Rahmen einer Fachtagung in Berlin den damit verbundenen Herausforderungen für den Einzelnen, aber auch für die Polizeiorganisation als Ganzes. Zugleich war diese Veranstaltung Gelegenheit, ein besonderes Jubiläum zu begehen. Die Fachzeitschrift „DIE KRIMINALPOLIZEI“ konnte im vergangenen Jahr auf 40 erfolgreiche Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Aus Anlass dieses besonderen Jubiläums führten der Bundesvorstand der GdP gemeinsam mit dem Redaktionsteam der Zeitschrift diese zweitägige Fachveranstaltung durch, in der in Vorträgen und Diskussionen durch Betroffene, Vorgesetzte sowie Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Gewerkschaft ausgewählte Belastungssituationen thematisiert wurden. Dieser Beitrag will die wesentlichen Inhalte der Veranstaltung abbilden und gleichzeitig einen Blick zurück in die Geschichte der Zeitschrift werfen.2

 

1 DIE KRIMINALPOLIZEI – Wie alles begann und was die Zeitschrift auszeichnet


Die Zeitschrift DIE KRIMINALPOLIZEI wurde im Jahr 1983 vom Landesbezirk Baden-Württemberg der Gewerkschaft der Polizei ins Leben gerufen. Erster Verantwortlicher Redakteur war Kriminaldirektor a.D. Manfred Teufel. Im Geleitwort zur ersten Ausgabe prognostizierte der damalige Innenminister des Landes Baden-Württemberg und spätere Präsident des Bundesverfassungsgerichts sowie Bundespräsident Roman Herzog, dass die Zeitschrift einen wichtigen Beitrag zur Weiterbildung der Polizeibeamten leisten werde. Er lag, wie so oft in seiner beeindruckenden Karriere, vollkommen richtig.


Die Arbeit von Manfred Teufel wurde von 2005 bis 2016 durch Ltd. Kriminaldirektor a.D. Herbert Klein aus Rheinland-Pfalz fortgesetzt. Seit 2017 fungiert Professor und Ltd. Regierungsdirektor a.D. Hartmut Brenneisen (Schleswig-Holstein) als verantwortlicher Redakteur. Seinem Team gehören weiter Kriminaldirektor Frank Wimmel und Erster Kriminalhauptkommissar Christian Zwick (beide Rheinland-Pfalz) sowie Erster Polizeihauptkommissar Dirk Weingarten (Hessen) an.


1999 haben die Bundesgeschäftsstelle der GdP und der Verlag Deutsche Polizeiliteratur (VDP) die Verantwortung für die Zeitschrift übernommen. Damit einher ging die Förderung der bundesweiten Verbreitung. Heute ist DIE KRIMINALPOLIZEI eine anerkannte Fachpublikation und kann eine Auflage von 20.000 Exemplaren vorweisen.


Mehr noch, neben vielen Praktikern zählen auch anerkannte Wissenschaftler zu den Autoren, die regelmäßig die Zeitschrift mit ihren Beiträgen bereichern. Gerade die damit verbundenen unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Polizei im Allgemeinen und die Kripo im Besonderen machen den besonderen Charakter der Zeitschrift aus. Zudem tragen auch die regelmäßigen Rezensionen aktueller Fachliteratur und die Rubriken „Strafrechtliche Rechtssprechungsübersicht“ und „Aktuelles aus dem Netz“ mit einer Fülle komprimierter und ausgezeichnet aufbereiteter Informationen dazu bei, dass die Zeitschrift einen großen Zuspruch erfährt.

 


Das aktuelle Redaktionsteam der Zeitschrift (v.l.): Christian Zwick, Hartmut Brenneisen, Dirk Weingarten und Frank Wimmel.

 

2 Die Idee zur Jubiläumsveranstaltung


Die Idee für die thematische Ausrichtung der Jubiläumsveranstaltung erwuchs u.a. aus einer Ringveranstaltung im Fachbereich Polizei der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung Schleswig-Holstein (FHVD) in den Jahren 2002/2003 zu besonderen Belastungssituationen im Polizeidienst und einer in diesem Zusammenhang entstandenen Buchdokumentation im Verlag Deutsche Polizeiliteratur3. In der Folge sollen exemplarisch einige Inhalte der, soviel sei vorangestellt, außerordentlich informativen Veranstaltung dargestellt werden.

 

3 Dynamische Veränderungen, echte Belastungen und wirksame Empfehlungen für die Kriminalitätsbekämpfung der Zukunft aus Sicht der Polizei Rheinland-Pfalz …


stellten der Inspekteur der Polizei Rheinland-Pfalz Friedel Durben und Ltd. Kriminaldirektor Jörg Wilhelm, Leiter des Referats Kriminalitätsbekämpfung im Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz im Rahmen des ersten Referates vor. In den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellten die Referenten drei aktuelle Analyseprojekte in der Polizei Rheinland-Pfalz. Im Teilprojekt „Gesünderes Arbeiten in der Kriminalpolizei“ wurden und werden mit wissenschaftlicher Begleitung von 2019 bis heute Fragen der psychischen Widerstandskraft und Belastungen in der rheinland-pfälzischen Kriminalpolizei untersucht. In der AG „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“ befasst man sich seit 2022 mit dem Themenbereich „Psychische Resilienz und Belastungssituationen in der Polizei Rheinland-Pfalz“. Auch hier legt man Wert auf wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens. Vorschläge für die Fortentwicklung der Organisation der Kriminalitätsbekämpfung und der Stärkung der Kriminalpolizei in Rheinland-Pfalz wurden im dritten Teilprojekt, der „AG Kriminalitätsbekämpfung“, die von 2021 bis 2023 tätig war, untersucht. Zu den Ergebnissen, die bezogen auf die Kripo erzielt wurden und sich gegenwärtig in der Umsetzungsphase befinden, zählen u.a. eine gezielte Nachwuchswerbung für die Kriminalpolizei, kompetenzorientierte Qualifizierungen, Angebote zum Dienstzweigwechsel und die Förderung von Fachkarrieren. Unbedingt hervorhebenswert erscheint auch die Feststellung, dass die Polizei Rheinland-Pfalz künftig mehr den Blick von außen zulassen will und sich daher stärker für wissenschaftliche Erkenntnisse öffnen sowie ein aktives Monitoring im Bereich der Kriminalitätsentwicklung betreiben will, wie die beiden Referenten betonten.

 

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