Die zentrale Ausund Fortbildung der Wasserschutzpolizeien in Hamburg

Von PD Olaf Hagenloch, Hamburg*

 

In Hamburg befindet sich nicht nur der Hafen, sondern auch die zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung der Wasserschutzpolizeien von 15 Bundesländern. Bereits 1945 gegründet, besteht die Schule seit nunmehr 78 Jahren.

 

 

War die Wasserschutzpolizei-Schule zunächst nur für die Ausbildung Hamburger Beamtinnen und Beamten gedacht, traten nach und nach 14 Bundesländer dem Abkommen über die Aufgaben und die Finanzierung der Wasserschutzpolizei-Schule bei und lassen ihre Beamtinnen und Beamten zentral aus- und fortbilden.


In den historischen Mauern des Gebäudekomplexes schlägt ein modernes Herz. Als zentrale Aus- und Fortbildungseinrichtung muss die Schule die unterschiedlichen wasserschutzpolizeispezifischen Bedarfe der Bundesländer decken. Hierfür hat sie ein breites Spektrum an Ausbildungs- und Fortbildungslehrgängen sowie Fachseminaren.

 

 


Abb. 1: Hauptgebäude der Wasserschutzpolizei-Schule.


Mit insgesamt elf Fachlehrern und einer Fachlehrerin werden die Hauptbestandteile der Ausbildung abgedeckt. In der Fortbildung kommen neben den Fachlehrenden auch Experten anderer Behörden, Hochschulen und der Wirtschaft zum Einsatz.


Die Ausbildungslehrgänge sind für Berufseinsteiger der Wasserschutzpolizeien konzipiert. Sie bilden die Grundlage für die wasserschutzpolizeiliche Aufgabenwahrnehmung. Über die zentrale Ausbildung wird ein einheitlicher Qualitätsstandard in der Aufgabenwahrnehmung der Wasserschutzpolizeien gewährleistet. Die Lehrgänge erfolgen überwiegend in Präsenz an der Wasserschutzpolizei-Schule, dadurch ist es den Beamtinnen und Beamten möglich, sich über Ländergrenzen hinweg zu vernetzen.


Die Fortbildungslehrgänge haben als Zielgruppe Wasserschutzpolizeibeamtinnen und -beamte mit Berufserfahrung. In diesen Lehrgängen werden spezielle fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, die in Fachdiensten oder für spezialisierte Aufgabenwahrnehmung erforderlich sind. Dazu zählen nicht zuletzt die Bereiche der Umweltkriminalität, der Gefahrgutbeförderung und die Schiffsunfallermittlung. In der Fortbildung kann unter anderem auf aktuelle Entwicklungen in den betreffenden Rechtsgebieten, technische Entwicklungen, neue Ermittlungsansätze und Erfahrungen eingegangen werden. Durch den Einsatz von den oben bereits aufgeführten Experten als Gastdozenten wird gewährleistet, dass die Lehrinhalte stets aktuell und praxisorientiert sind.


Was ändert sich in der Aus- und Fortbildung an der Wasserschutzpolizei-Schule aktuell? Eine moderne Aus- und Fortbildung erfordert eine moderne Ausstattung. Nicht zuletzt durch die zurückliegende Pandemie wurde sehr viel in die technische Ausstattung der Wasserschutzpolizei-Schule investiert. Die Hörsäle sind mittlerweile mit elektronischen Tafeln ausgestattet und untereinander vernetzt.


Durch die Fachlehrerschaft wurde eine elektronische Lernplattform eingerichtet, in der die Unterlagen für die Lehrgangsteilnehmenden abrufbar sind. Auch wird über diese Plattform Online-Unterricht gehalten. Im Zuge der Pandemie wurde den Grundlehrgängen eine dreiwöchige Online-Phase vorgeschaltet, welche bis heute Bestand hat.


Die Wasserschutzpolizei-Schule besitzt mehrere moderne Simulatoren. Dabei handelt es sich um einen Radar-Simulator, einen ECDIS-Simulator, einen Maschinensimulator und als jüngstes Mitglied, noch in der Inbetriebnahme befindlich, einen Binnenschiffsführungssimulator.


Die Simulatoren werden sowohl in der Ausbildung, als auch in der Fortbildung eingesetzt. Damit wird nicht zuletzt den Lerngewohnheiten und den Erwartungen der jüngeren Generation Rechnung getragen.

 


Abb. 2: Fahrstand des Binnenschiffsführungssimulators.


Der Maschinensimulator ist seit 2022 im Wirkbetrieb. Er ermöglicht die Aus- und Fortbildung in unterschiedlichsten Motoren, Antrieben und technischen Einrichtungen. Er besteht aus einem Instruktor Arbeitsplatz und sechs Traineestationen. Er kann sowohl im Einzeltraining, als auch im Teamtraining eingesetzt werden. Er stellt alle Systeme und Funktionen grafisch dar und enthält Simulationsoberflächen des Maschinenkontrollraums, des Maschinenraums und der Maschinenbedienkonsole auf der Brücke. Mit ihm lassen sich die einzelnen technischen Komponenten der Antriebsanlage in ihrer Zusammenarbeit darstellen. Für die Wasserschutzpolizeien der Bundesländer ist der Simulator nicht nur für die Aus- und Fortbildung von Interesse, kann er doch auch für Ermittlungen im Rahmen von Schiffsunfällen eingesetzt werden.


Neben dem Maschinensimulator besitzt die Wasserschutzpolizei-Schule eine Maschinenhalle, in der an Motoren und Aggregaten praktisch aus- und fortgebildet werden kann.


Aktuell wird an der Wasserschutzpolizei-Schule ein neuer Binnenschiffsführungssimulator in Betrieb genommen. Er besteht aus drei Fahrständen, zwei Instruktor Arbeitsplätzen und einer Debriefing-Station. Die Fahrstände sind einem Ruderhaus der Binnenschiff-fahrt nachempfunden. Der Simulator kann sowohl als Schiffsführungssimulator als auch als reiner Radarsimulator eingesetzt werden. Er ermöglicht die Aus- und Fortbildung auch in den Belangen der Fahrdynamik. So kann das Verhalten unterschiedlicher Fahrzeuge beim Begegnen und beim Überholen in Abhängigkeit von den hydrodynamischen Variablen praxisnah vermittelt werden. Es stehen unterschiedlichste Antriebssysteme in der Simulation zu Verfügung. Diese reichen von der „normalen“ Schrauben- über den Schottel-Antrieb bis hin zum Zykloidal-Propeller. Auch dieser Simulator kann für Ermittlungen bei Schiffsunfällen eingesetzt werden.


Derzeit wird vom Hersteller die Zertifizierung des Simulators nach der EU-Berufsqualifikationsrichtlinie vorbereitet.


Der Simulator befindet sich in dem neuen Erweiterungsbau der Wasserschutzpolizei-Schule. Mit diesem Bau, konnte die Schule ihre Unterbringungskapazität um 21 Zimmer erweitern. Somit können zukünftig bis zu 93 Lehrgangsteilnehmende zeitgleich untergebracht werden.


Durch das Kuratorium bei der Wasserschutzpolizei-Schule wurde die Überprüfung der Aus- und Fortbildung beauftragt. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe liegen in den Wasserschutzpolizeien der Länder vor. Die Arbeitsgruppe hat sich gegen eine Ausweitung der reinen Online-Lehre in den Ausbildungslehrgängen ausgesprochen. Die Vorteile der Lehre in Präsenz überwiegen und die Vernetzung und der Austausch über Ländergrenzen hinweg wird als wichtiger angesehen. Auch von Seiten der Lehrgangsteilnehmenden wird die Online-Lehre kritisch gesehen und der Unterricht in Präsenz eindeutig bevorzugt. Dennoch hat die Wasserschutzpolizei-Schule in jüngerer Vergangenheit Online-Workshops und Online-Schulungen veranstaltet. Dabei handelte es sich um Veranstaltungen, bei denen einem breitem Publikum aktuelle Rechtsänderungen vorgestellt und erläutert worden. Dabei wurde die Schule von einem Experten der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) unterstützt.


Auch wurden maritime Einsatzeinheiten aus den Binnenländern online auf ihren Einsatz im Rahmen der Errichtung der LNG-Umschlaganlagen an der Küste vorbereitet.


Es gibt also viele Themenfelder, die durch Online-Unterrichte behandelt werden können. Diese Form der Lehre wird aktuell durch die Wasserschutzpolizei-Schule aber nur in begrenztem Umfang und für aktuelle Themen, welche schnell einer größeren Teilnehmerschaft nähergebracht werden müssen, angewendet.


Die praxisnahe Aus- und Fortbildung steht im Fokus der Wasserschutzpolizei-Schule. Damit dies gelingt wurde seitens der beteiligten Bundesländer viel in entsprechende Technik investiert. Ziel der Aus- und Fortbildung muss es sein, dass die Beamtinnen und Beamten der Wasserschutzpolizeien auf Augenhöhe mit der Schifffahrt agieren.


Bildrechte: WSPS.

 

Anmerkungen


* Der Autor ist Diplomingenieur für Seeverkehrstechnik (FH) und Polizeidirektor. Er ist seit 1999 Angehöriger der Polizei Hamburg. Zu seinen unterschiedlichen polizeilichen Verwendungen gehörte u.a. die Leitung des ehemaligen Fachdienstes für Umwelt- und Verbraucherschutzdelikte (WSP21), heute Gefahrgut und Umweltschutz (WSP5). Seit April 2020 ist er Leiter der Aus- und Fortbildung an der Wasserschutzpolizei-Schule (WSPS).