Wissenschaft  und Forschung

Intimizide durch Polizisten

Von Prof. Dr. Herbert Csef, Würzburg



Im Januar 2014 lernte der damals 20 Jahre alte Polizist aus der Steiermark seine aus Kärnten stammende und zwei Jahre ältere Lebensgefährtin über ein Dating-Portal kennen. Sie hatte einen starken Kinderwunsch und wurde ein halbes Jahr später schwanger. Der gemeinsame Sohn Noah wurde geboren. Mittlerweile zog das Paar nach Wien, weil der Polizist dort eine Stelle erhielt. Während er zunehmend als noch sehr junger Polizist im Dienst aufging, wurde sie immer „besitzergreifender“. Sie forderte mehr gemeinsame Zeit und Aufmerksamkeit und äußerte verstärkt Unzufriedenheit. Sie war sehr auf ihn fixiert und wollte nicht, dass er Freunde oder seine Herkunftsfamilie trifft. So hatte er in den drei Jahren dieser Beziehung nur noch sehr wenige Kontakte nach außen und fühlte sich eingeengt. Nun machte sie ihm öfter Vorwürfe, er sei ein schlechter Vater und verdiene zu wenig Geld. Gleichzeitig äußerte sie wiederholt Wünsche nach einem zweiten Kind.


Im Sommer 2016 fuhr die Lebensgefährtin gemeinsam mit dem Sohn zu ihren Eltern nach Kärnten, um dort den Führerschein zu machen, weil ihr das dort leichter erschien als in Wien. Sie verbrachte dort mehrere Wochen. Er hatte jetzt „eine sturmfreie Bude“, eine günstige Gelegenheit für lustvollere Ablenkungen. Bereits am ersten Tag ihrer Abreise begab sich der junge Polizist auf die Suche nach einer Affäre im Internet. Auf dem vertrauten Dating-Portal wurde er bald fündig, machte dort falsche Angaben zu seiner Beziehungssituation, hatte mir ihr regen Austausch über WhatsApp-Nachrichten, die teilweise später im Gerichtssaal vorgelesen wurden. Es wurde bald eine sexuelle Beziehung. Als die schwangere Lebensgefährtin aus Kärnten zu ihm zurück nach Wien kam, realisierte sie bald, dass hinter ihrem Rücken eine Affäre lief. Bei ihren Fragen und Nachforschungen beschwichtigte und log er. Das Doppelleben war perfekt. Aber die schwangere Lebensgefährtin wurde immer eifersüchtiger und es gab immer häufiger Streit. Ende September 2016 gab es einen ersten Tötungsversuch. Er versuchte sie von hinten zu erwürgen. Sie konnte sich befreien. Er entschuldigte sich mehrmals, machte große Versprechungen und pflegte nebenher intensiv den Kontakt mit seiner Affäre. Vier Tage später kaufte der schuldbewusste Polizist in einem Baumarkt Blumen für seine Partnerin und nahm dabei gleich große Müllsäcke und eine Axt mit. Diese deponierte er unter dem Ehebett. Nun kamen immer drängendere Tötungs-Phantasien. Eine Tötung mit der Axt war ihm nicht geheuer. Seine Partnerin entdeckte die Axt und die Müllsäcke unter dem Bett. Er beschwichtigte wieder mit Ausreden. Sie brachte beides in den Baumarkt zurück. Vier Tage später deponierte er seine Dienstwaffe im Schlafzimmer. Im Internet recherchierte er über „Hinrichtung durch Kopfschuss“. Als sei es unaufhaltsames Schicksal, nahm das Beziehungsdrama seinen tragischen Verlauf. Es kam wie es kommen musste. Der Rubikon war überschritten. Es kam zu einem Streit im Schlafzimmer. Mit einem Kopfschuss streckte er seine weinende Frau nieder. Sie blutete stark aus der Kopfwunde und war sofort tot. Da sie stark blutete, war das Bett voller Blut. Der 22 Monate alte Sohn Noah schlief während der Tat im Wohnzimmer nebenan. Der Polizist beseitigte die Blutspuren, putzte die ganze Wohnung und legte die Leiche vorerst in die Badewanne. Kurz danach traf er sich in Begleitung seines Sohnes mit der Geliebten. Sie gingen gemeinsam in einen Vergnügungspark, den „Family Fun Park“. Am nächsten Morgen erwürgte er seinen Sohn. Dann recherchierte er im Internet über „Wie kann man eine Leiche entsorgen“. Er wickelte beide Leichen in Plastikfolien, verstaute die Leiche der Lebensgefährtin in einem großen Koffer und die des Sohnes in einer Sporttasche. Dann gab er eine Vermisstenanzeige bei seiner Dienststelle auf und brachte heimlich seine Dienstwaffe zurück. Die Mutter der Lebensgefährtin schöpfte Verdacht und alarmierte die Polizei. Am nächsten Tag fuhr er mit den beiden Leichen in seinen Geburtsort in der Steiermark und versteckte die Leichen auf einem verlassenen Grundstück. Kurz danach wurde er von Polizeikollegen verhaftet.


Die Gerichtsverhandlung zog zahlreiche Zuhörer und Schaulustige an. Der Gerichtssaal war bald überfüllt und es musste zusätzlich Raum geschaffen werden. Das Medieninteresse war riesig, die Resonanz groß. Der Verlauf der Tragödie wurde minutiös aufgerollt. Der Gerichtsmediziner schilderte den Tathergang und berichtete über den Befund des ungeborenen Embryos. Der Forensische Psychiater hielt den Angeklagten für voll schuldfähig und zeigte sich ratlos bei Fragen nach dem Warum oder nach Erklärungen des Verbrechens.


Am Schluss wurde von der Richterin die letzte WhatsApp-Nachricht des Opfers vorgelesen, die sie einen Tag vor dem Mord an den späteren Täter schrieb. Sie lautete: „Mein Schatz, ich liebe dich von ganzem Herzen […] Wir schaffen alle Höhen und Tiefen, du bist mein Traummann.“

 

7 Auftragsmord durch einen Polizisten


Der Polizist Klaus D aus Bottrop war bereits mehr als 20 Jahre im Polizeidienst. Er war etwa 20 Jahre mit seiner Frau Karin D verheiratet, hatte zwei Töchter und ein Pflegekind. Die älteste Tochter war zum Tatzeitpunkt fast volljährig, die jüngere 14 Jahre alt. Das Ehepaar hatte einen aufwändigen Lebensstil, der ein Polizistengehalt überstieg. Deshalb betrieb er mit Genehmigung des Dienstherrn nebenher zu seinem Polizeidienst noch ein Versicherungsbüro. Die Familie hatte ein großes Haus, zwei Autos und Pferde für die Kinder. Im Dienst kam er als Polizeibeamter zu einer neun Jahre jüngeren Frau, die schon mehrmals die Polizei alarmierte, weil sie sich von ihrem gewalttätigen Mann bedroht fühlte. Zwischen beiden verheirateten Personen entwickelte sich eine Affäre. Der Polizist und die Geliebte beschlossen, dass die störende Ehefrau beseitigt werden müsse. Das Versicherungsbüro lief gut, so dass der Polizist sogar einen Mitarbeiter beschäftigen konnte. Dies war ein ehemaliger DDR-Soldat, durchaus gewalterprobt und gewaltbereit. Er ließ sich zu einem Auftragsmord anheuern, erschlug die Ehefrau und vergrub sie. Er war ein gut trainierter NVA-Nahkämpfer, der „mörderische Schlagkombinationen“ beherrschte. Bald flog das Mörder-Trio auf und wurde verhaftet. Das Landgericht Essen verurteilte die drei wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe.


Die Mordtat geschah im Januar 1999. Bereits im Dezember 1999 wurde das kaltblütige Trio verurteilt. In der WAZ-Reihe „Der Gerichtsreporter“ findet sich ein 30 Minuten langer Podcast über diesen Auftragsmord unter dem Titel „Der fast perfekte Mord.“ Dort wird die langfristige und kaltblütige Planung des Mordes ebenso beschrieben wie der Prozess-Verlauf, die Beziehungsverstrickungen und die Tatmotive.

 

8 Versuchter Intimizid in Neubrandenburg


Ein 56 Jahre alter Polizist, der 35 Jahre lang bei der Kriminalpolizei in Rostock tätig war, hatte von Dezember 2019 bis März 2020 eine Beziehung mit einer 23 Jahre jüngeren Frau. Sie wurde schwanger und eine Tochter wurde geboren. Sie forderte Unterhalt und der Polizist erhielt ein Schreiben vom Jugendamt. Es wurde über einen Vaterschaftstest und Geldforderungen gestritten. Im Oktober 2021 drang der Polizist in die Wohnung der Ex-Geliebten ein. In der Wohnung waren noch deren Mutter und das Baby. Der Polizist hat sie nach einem kurzen Streit niedergeschlagen und gewürgt. Die Mutter der Partnerin hat er ebenfalls bewusstlos geschlagen. Dann hat er die Ex-Geliebte mit Spiritus übergossen und angezündet. Nach der Tat ist er geflohen und wurde bald verhaftet. Nachbarinnen retteten das Baby und riefen Notarzt, Feuerwehr und Polizei. Die Ex-Geliebte erlitt erhebliche und lebensgefährliche Verbrennungen, hat den Anschlag aber überlebt. Das Baby musste wegen einer Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Am 17. Mai 2022 verurteilte das Landgericht Neubrandenburg den Polizisten wegen Mordversuches und Körperverletzung zu 11 Jahren Gefängnis.