Gewerkschaftspolitische Nachrichten

Gute flexible Arbeit bei der Polizei braucht gute Führung

Von Jeldrik Grups (M.A./LL.M.), Berlin*

 

„Ortsunabhängige, auch digitale Formen der Zusammenarbeit stellen einen integralen Bestandteil einer modernen Polizei dar. Die Gewerkschaft der Polizei ist überzeugt: In allen Dienstbereichen der Polizei sind flexible Arbeitsformen nicht nur möglich, sondern erforderlich, um eine beschäftigtenorientierte Arbeitsorganisation Realität werden zu lassen. Von der klassischen Telearbeit bis hin zum sog. ‚Homeoffice‘: Wir treten dafür ein, dass flexible Arbeitsformen in der täglichen Dienstverrichtung in allen Bereichen der Polizei deutschlandweit in einem möglichst breiten Rahmen und ergänzend zu den bewährten Arbeitsformen in der Dienststelle eingeführt werden. Allen Beschäftigten bei der Polizei muss flexibles Arbeiten – auf Basis von Freiwilligkeit – grundsätzlich möglich sein!“ So formulieren wir es in dem Positionspapier der GdP zur „Guten flexiblen Arbeit bei der Polizei“, mit dem der GdP-Bundesvorstand seit geraumer Zeit für mehr und bessere Möglichkeiten zur flexiblen Arbeit bei der Polizei wirbt. Das Positionspapier trifft dabei auch Aussagen mit Bezug zum Thema „Führung“. Denn es ist klar: wenn auch bei der Polizei zunehmend flexibel gearbeitet wird, müssen auch die Führungskräfte bei der Polizei wachsende Herausforderungen meistern.

 

Flexible Arbeitsformen brauchen gute polizeiliche Führung: Wie gutes Führen auf Distanz gelingen kann


Flexibles, virtuelles und/oder ortsunabhängiges Arbeiten erfordert eine sich auf Vertrauen und Kommunikation stützende sensible und empathische Führungskultur. Aufgabe der Führungskräfte ist es, auch aus der Ferne präsent zu sein und für ortsunabhängig arbeitende Beschäftigte eine auf Vertrauen basierende autonome Arbeitsatmosphäre sowie eine offene aber auch achtsame Kommunikations- und Feedbackkultur zu etablieren und zu leben. Hierzu gehört u.a., dass die Führungskräfte

 

  • mit den einzelnen Beschäftigten, die an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten, regelmäßig und umfassend kommunizieren und sie aktivieren,
  • regelmäßig den gemeinsamen Austausch im gesamten Team – auch digital – ermöglichen und teambildende Maßnahmen initiieren, um die Interaktion im Team zu fördern,
  • klare und verlässliche Absprachen tätigen und – ebenso wie im Büro – angemessene Fristen setzen, die weder zu einer fachlichen oder zeitlichen Überforderung noch zu einer Entgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben führen,
  • einer möglichen Isolierung bzw. Ausgrenzung von ortsunabhängig arbeitenden Beschäftigten (z.B. durch nachlassende Kontakte, Misstöne zwischen den Teammitgliedern) aktiv entgegenwirken,
  • sich selbst führen und Strategien für ihre eigene Resilienz entwickeln.

 

Gute flexible Arbeit…

 

… muss von Führungskräften getragen werden, die flexible Arbeitsmodelle als gleichberechtigte Arbeitsform für ihre Organisationseinheit aktiv fördern.


Sensible und empathische Führung ist der Schlüssel zu einem guten Funktionieren der mit den flexiblen Arbeitsformen einhergehenden Veränderungsprozesse. Der Umgang mit flexiblen Arbeitsmodellen muss deshalb zum Bestandteil moderner Führungssysteme werden. Voraussetzung hierfür ist, dass angehende Führungskräfte für die besondere Situation des Führens aus der Distanz sensibilisiert und befähigt werden. Moderne Führung ist auch das Ergebnis eines aktiven und kontinuierlichen Diskussions- und Bildungsprozesses.

 

Deshalb fordert die GdP

 

  • die Aufnahme der Thematik „Führung aus der Distanz“ in den jeweiligen Lehrplänen,
  • verpflichtende Führungskräftetrainings zu diesem Thema für alle Beschäftigten, die eine Führungsverantwortung anstreben oder innehaben und
  • die wissenschaftliche Befassung mit den Besonderheiten des Themas „Führen aus der Distanz in der Polizei“ an der DHPol mit entsprechendem Praxistransfer.

Das Positionspapier ist auf der GdP-Webseite als PDF Datei abrufbar.

 

Anmerkungen


* Jeldrik Grups ist Gewerkschaftssekretär beim Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei. Dort leitet er die u.a. für „Internationales“ zuständige Abteilung der Bundesgeschäftsstelle. Jeldrik Grups hat einen akademischen Hintergrund in den European Studies (M.A.) sowie im Recht der Europäischen Integration (LL.M.).