Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

 

vor Ihnen liegt die Ausgabe 3/2020 unserer Zeitschrift „Die Kriminalpolizei“. In ihr widmen wir uns neben allgemeinen Fach-themen insbesondere den Auswirkungen der weltweiten Corona-krise auf die Polizeiarbeit sowie in einem Sonderteil aktuellen Bedrohungen durch kriminelle Cyber-Attacken auf die deutsche Wirtschaft.


Zunächst kommen Verantwortliche aus den Bereichen Polizei, Hochschule, Bürgerrechte und Kinderschutz zu Wort und bewerten die mit der Corona-Pandemie verbundene besondere Ausgangslage sowie mögliche kurz-, mittel- und langfristige Folgen. Für Interviews konnten PolizeipräsidentRalf Martin Meyer aus Hamburg, Landespolizeidirektor Michael Wilksen und KD Rolfpeter Ott aus Kiel sowie die Dekanin des Fachbereichs Polizei und Sicherheitsmanagement der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Prof. Dr. Sabrina Schönrock, gewonnen werden. Dabei geht es unter anderem um die Betroffenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Erfahrungen mit dem Homeoffice und der Online-Lehre unter geänderten Rahmenbedingungen, die Auswirkungen von Reise-, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, Versammlungs- und Veranstaltungsverbote, relevante Kriminalitätsformen, das Auftreten von extremistischen Gruppierungen und Verschwörungstheoretikern sowie die Verhältnismäßigkeit hoheitlicher Eingriffsakte. Einen Appell der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz e.V. („Corona-Pandemie bekämpfen, Bürgerrechte und Datenschutz wahren!“) erläutert der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte und Mitautor der Kritikschrift Peter Schaar. Die Referentin, Präventionstrainerin und Buchautorin Josefine Barbaric, beschreibt schließlich die schwierige Lage des Kinderschutzes während des allgemeinen „Shutdowns“ und mögliche Lösungsansätze. Alle Gesprächspartner gehen auch auf die Frage ein, ob prägende Erkenntnisse aus der Krisenzeit vorliegen, die auch künftig Berücksichtigung finden sollten.

Mit einem Sonderteil zur Wirtschaftskriminalität knüpfen wir an das im Oktober 2019 erschienene Special unserer Zeitschrift an und stellen die überragende Bedeutung von Cybercrime und Cybersecurity für Wirtschaftsbetriebe dar. In diesem Kontext wird durch Prof. Dr. Stefan Goertz die bestehende Gefährdungslage untersucht. Dabei nimmt unser im Fachbereich Bundespolizei der Hochschule des Bundes in Lübeck lehrender und forschender Autor unter anderem auf die Analyse des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Bezug. PRMartin Hoch M.A. zieht sodann eine Verbindungslinie zwischen der Coronakrise und der immer bedeutsamer werdenden Internetkriminalität. Der Dozent im Fachgebiet IX „Cybercrime und digitale Ermittlungen“ der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz erklärt anschaulich, warum und in welcher Form bekannte Phänomene wie der „Enkeltrick“, „Phishing“ oder „Social Engineering“ durch Kriminelle lagebezogen weiterentwickelt werden. Er fordert nachdrücklich eine intensive und zielgerichtete polizeiliche Auseinandersetzung mit der Thematik, damit das „Coronavirus SARS-CoV-2“ nicht zu einem neuen Treiber für diese besonderen Kriminalitätsformen werden kann. Die Terminologie der Internetkriminalität bis hin zur digitalen Forensik wird schließlich fachkundig durch EKHK Christian Zwick erläutert, der das Kommissariat 16 (IT-Forensik/Technische Ermittlungsunterstützung) der Zentralen Kriminalinspektion Ludwigshafen leitet und im Redaktionsteam unserer Zeitschrift mitwirkt.

In weiteren Beiträgen geht es um Ursachen und Präventionsansätze zur Vorbeugung der Delinquenz von Ausländern und Migranten, geeignete Schutzmaßnahmen von Kindern gegen Gewalt einschließlich der (noch) bestehenden Defizite im Strafrecht und der aktuellen rechtspolitischen Diskussion sowie die polizeiliche Prävention von Jugendkriminalität. PK`in Hülya Duran, der Vorstandsvorsitzende „Deutsche Kinderhilfe – Die ständige Kindervertretung e.V.“  PD a.D. Rainer Becker und EKHK a.D. Klaus Kemper haben dazu beachtenswerte Fachaufsätze verfasst.

Eine strafrechtliche Rechtsprechungsübersicht, Rezensionen neu erschienener Fachbücher und ein gewerkschaftspolitischer Beitrag zum Thema „Homeoffice während der Coronakrise“ runden unsere Zeitschrift schließlich ab.

Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen. Zugleich wünschen wir Ihnen und Ihren Familien beste Gesundheit. Lassen Sie uns gemeinsam darauf hoffen, dass sich die Situation weiter entspannt.


Für das Redaktionsteam


Ihr

Hartmut Brenneisen

 

 

Foto: H. Immel/GdP