Das autoritäre Syndrom in den arabischen Gesellschaften

Eine sozialpsychologische Analyse

Von Dr. Marwan Abou-Taam, Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz

Um die Ereignisse in den arabischen Gesellschaften verstehen zu können, müssen im Kontext moderner Entwicklungen die Denkstruktur der Menschen und die damit zusammenhängende zivilisatorisch begründete Weltanschauung nachgezeichnet werden. Ausschlaggebend für die Einbeziehung des Ansatzes vom „autoritären Charakter“ bei der Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen arabischer Gesellschaften ist die Tatsache, dass sich die Handlungsweisen von Menschen nicht allein durch „ökonomische Vorgänge erklären [lassen]“ (Horkheimer u.a. 1936: 9f). Gesellschaften reagieren auf Grund des typischen Charakters ihrer Mitglieder, der sich ebenso sehr im Zusammenhang mit der früheren wie mit der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung gebildet hat. Denn um nachvollziehen zu können, „warum eine Gesellschaft in einer bestimmten Weise funktioniert, warum sie zusammenhält oder in Auflösung begriffen ist, gehört […] die Erkenntnis […], wie sich ihr Charakter im Zusammenhang mit allen kulturellen Bildungsmächten der Zeit gestaltet hat.“ (ebd.)

Das zentrale Element, das ein Grundmuster im arabischen Denken nationenübergreifend darstellt, ist das Patriarchat, das auf ´assabia/Esprit de Corps und ´aqida/Grundprinzipien des Glaubens aufbaut. In seinem Grundcharakter ist es autoritär und versucht stets, sich bestehenden Resonanzstrukturen anzupassen (vgl. Gamson 1992). Das arabische Patriarchat basiert auf historischen Mythen, welche ihrerseits Anknüpfungspunkte für höchst unterschiedliche Entwicklungen bieten können (Fearon/Laitin 2000). Die sich darauf gründende Macht wird vielerorts von den Ideologien als Mechanismus eingesetzt. Linke, Nationalisten oder gar Islamisten nutzen in ihren Diskursen Deckungsgleiche Argumentationslinien und nutzen ähnliche Mechanismen.

Das Patriachat als Konstante arabischer Gesellschaften


Die Grundstruktur der arabischen Familie liefert die wichtigsten Indikatoren für die soziologische Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen in der arabischen Welt. So zählt die Aufrechterhaltung des Status quo zu den Hauptaufgaben der Familie, wodurch die Kontinuität der Macht und damit der Autorität garantiert werden. Dies spiegelt sich in der Macht des Vaters innerhalb des Familienverbandes wider (Sharabi 1988. Sharabi konstatiert in diesem Zusammenhang, dass die Familie in der arabischen Welt die einzige Institution ist, die eine Mittlerrolle zwischen der individuellen Identität ihrer Angehörigen und der sie umgebenden wertevermittelnden Zivilisation einnimmt (ebd.; Sharabi 1975: 23). Die Familie soll demnach die vorherrschende patriarchalische Ordnung durchsetzen und damit mögliche Verteilungsschwierigkeiten regulieren. Dem Patriarchen kommt eine entsprechende Wächterrolle zu (Joseph 1996), die gesellschaftlich durch Macht, Autorität und Ansehen entlohnt wird. Im Interesse des herrschenden gesellschaftlichen Systems ist es daher so, dass „der Geist der Veränderung durch den der Unterordnung […] und der Geist der Innovation durch den des Rückzuges ersetzt werden.“ (Sharabi 1975: 55) Ein System von Verwandtschaftsbeziehungen, welches sich seinerseits der Stammesstruktur bedient, spiegelt sich in allen Institutionen der Gesellschaft wider. Darin stellt die hierarchisch strukturierte Familie mit der Autorität des Vaters an der Spitze und die Ohnmacht und der totalen Unterordnung des Kindes am Fuß der Machtpyramide den Hauptbestandteil dar.
Es lässt sich feststellen, dass das patriarchalische Grundmuster in unterschiedlichen Intensitäten Familie, Schule, Universität, soziale und politische Beziehungen sowie die Struktur politischer Parteien – soweit diese bestehen – bestimmt. Das Patriarchat kontrolliert das Leben seiner Mitglieder und festigt das Konzept zentralisierter Macht, die von dem Willen einer einzigen Autorität geleitet und determiniert werden. Dies zieht sich durch alle gesellschaftlichen Milieus mit unterschiedlichen Ausdrucksformen. Lediglich innerhalb von Frauenselbstorganisationen ist diese Aussage zu relativieren.
Diese patriarchalische Autorität hat sich in einem bestimmten historischen Kontext ausgebildet und war gerechtfertigt, solange sie den Angehörigen Schutz bieten konnte. Die gesellschaftlichen Transformationen und die dadurch verursachten politischen schaffen neuartige Konflikte in der arabischen Welt, die ihrerseits Neuauflagen des alten Patriarchats produzieren. Obwohl in Tunesien und in Ägypten die Frauen sich massiv im revolutionären Geschehen eingebracht haben, wurden sie nach dem Sturz der Regime aus dem politischen Bereich quasi ausgeschlossen. Die Neuaufstellung des alten Patriarchats erweist sich als ein vielschichtiges Konstrukt mit vielen Gesichtern, die im Spannungsfeld von Modernität und traditionellem Patriarchat stehen. Diese Spannung kann nur verstanden werden, wenn man den westlichen Einfluss auf die alten patriarchalischen Strukturen mit in die Analyse einbaut. Erst dann wird deutlich, dass der neue politische Diskurs das Produkt einer Symbiose modern anmutender Strukturen und traditioneller Wertevorstellungen ist. Die fehlende Modernität kann unter anderem damit erklärt werden, dass das alte Konzept der Loyalität und Unterordnung gegenüber der eigenen Sippe auf Kosten der Loyalität gegenüber dem Staat und seine Institutionen eben keinen innovativen Durchbruch ermöglichen. Der Religion kommt bei der Festigung patriarchalischer Strukturen eine zentrale Rolle zu. Islamische Rechtswissenschaft (arab.: fiqh) im Orient war stets überwiegend wenn nicht ausschließlich eine Männerdomäne. Diese kannte in ihrer Beziehung zur Herrschaft durchaus, auch wenn dies bestritten wird, eine Hierarchie, die patriarchalisch organisiert war. Entsprechend wurden und werden religiöse Texte und Verhaltensregeln im Sinne des Patriarchats interpretiert. Ziel der Einbindung der Religion ist es, die Masse durch geeignete Maßnahmen in ihrer infantilen psychischen Abhängigkeit zu halten. Dies beeinflusst heute noch die arabische Denkstruktur nachhaltig. Bedenkt man, dass der politische Islam sich durchsetzt, so kann man durchaus davon ausgehen, dass dieser Mechanismus an Intensität zunehmen wird.
Der Staat als Instanz, die Recht und Ordnung schafft und darüber hinaus Allokation leistet, wird als solcher nicht wahrgenommen. Die politischen Eliten und im besonderen Maße die Staatsführung verstehen sich ideologieunabhängig im Kontext der Weiterführung des patriarchalischen Gedanken als „Vater der Nation“, der alleine die volle Autorität beanspruchen darf, um seine Familie (Nation) zu schützen. Dabei bildet auch hier die Religion selbst in vermeintlich säkularen Systemen die Legitimationsideologie der entsprechenden Herrschaftsschicht auf der Grundlage der Sakralisierung zwischenmenschlicher Herrschaftsbeziehungen, der Entsubjektivierung der Menschen als gehorsamspflichtige Untertanen und der dogmatischen Setzung einer absolutistischen Interpretation der Scharia. Diese Konstitutionsfaktoren werden von der orthodoxen Ulama-Schicht garantiert, womit der organische Einbau des Islam in die „orientalische Despotie“ gewährleistet wird.

Der Herrscher als Hirte – Produzent von Gewalt


In der arabischen Literatur sowie in den Reden arabischer Könige und „quasi-Präsidenten auf Lebenszeit“ entdeckt man oft das Motiv des Hirten. Dabei handelt es sich um eine Vorstellung innerhalb der arabischen Denkstruktur, wonach der „Hirte“ (König, Präsident, Stammesführer, Vater) sich um seine Herde kümmert und sie führt. Er ist um das Wohl des Einzelnen bemüht, ohne die gesamte Herde aus dem Blick zu lassen. Diese zivilisatorische Wahrnehmung des „Führers“ verschleiert und ignoriert gleichzeitig realexistierende Interessen und Machtbestrebungen desselben. Der Patriarch führt demnach nicht, weil er vom Volk legitimiert worden und damit eine Verpflichtung diesem gegenüber eingegangen ist, also aus Pflichtbewusstsein, sondern aus Treue und Güte zu seinem Volk. Der Glaube an die moralische Qualität der Macht entfaltet durch die ständige Erziehung zum Gefühl der eigenen Sündhaftigkeit und moralischen Unwürdigkeit eine Wirkungskraft, die die Rollenverteilung innerhalb des Systems stabilisieren soll. Je stärker das Schuldgefühl der Untertanen und die Überzeugung eigener Fehlbarkeit sind, desto heller strahlt die Tugend des Patriarchen. Gleichzeitig verlangt die „väterliche“ Autorität des Patriarchen den Schützlingen ein äußerstes Maß an Pflichterfüllung und Unterordnung ab. Dieses Verhalten erklärt die Tatsache, dass alle Führer der arabischen Welt innerlich überzeugt sind, dass ihr Abtreten die Existenz ihres Staates und damit des Gemeinwesens gefährden würde. Besonders deutlich wurde dies in den Reden Mubaraks vor seinem vom Militär erzwungenen Abtritt. Ähnlich argumentierte heute auch der syrische Präsident Assad.


Weitere Implikationen sind die Wahrnehmung des Individuums als doch mehr oder weniger unmündig, so dass es der Fürsorge und Führung des Patriarchen bedarf, um sein Glück zu finden. Das Verhältnis zwischen Patriarch und „Herde“ ist jedoch reziprok, denn der autoritäre Charakter bewirkt eine Befreiung von Angst bzw. Gewährung von Schutz durch Anlehnung an eine gewaltige Macht einerseits und als Erfüllung der eigenen Wünsche nach Größe und Stärke durch das Aufgehen in der Macht andererseits. Somit verkörpert die Autorität auch Ideale, so dass nicht nur Angst, sondern auch Bewunderung empfunden wird.
Die im Unbewussten weiter drängenden und treibenden Ansprüche und Bedürfnisse äußern sich dann im Extremfall in offenkundig irrationalen Wahnvorstellungen und neurotischen Zwangshandlungen. Misserfolge werden hingegen verschwörungstheoretisch gedeutet. Tatsächlich wird selbst unter den Eliten der arabischen Welt ein Verschwörungsdenken gepflegt, das die eigene Schieflage lediglich durch das Verschulden des Westens deutet. Dies geschah vor den Umstürzen und geschieht heute in gesteigerter Intensität.Bezieht man die Ergebnisse der Autoritarismusforschung mit in die Analyse arabischer Gesellschaften ein, so erhalten wir ein weiteres Instrument, das uns beim Verstehen dieser hinsichtlich ihres autoritären Charakters (Adorno u.a. 1950: 295) hilft. Durch die Erwartung, sich stets dem Patriarchen unterzuordnen, auch wenn dieser seinen Aufgaben nicht nachkommt bzw. nicht nachkommen kann, entsteht ein sozialer Druck, der sich bei Nichteinhaltung in der Regel in Form sozialer Sanktionen ausdrückt. Diese Sanktionen sind in ihrer Bedeutung sehr zentral, denn sie stabilisieren nicht nur das System, sondern sie leisten einen wichtigen Beitrag bei seiner Reproduktion. Die Ahndung der Fehltritte des Normabweichlers gewährt die Identifikation mit den Autoritäten. Sie ermöglicht aber auch, die eigenen moralischen Unzulänglichkeiten zu externalisieren und auf Schwächere zu projizieren, um sie stellvertretend zu sanktionieren. Die beiden Kategorien „mächtig“ und „machtlos“, die der autoritäre Charakter impliziert, ergänzen sich meistens in einem Menschen, der zur Macht aufblickt und nach unten aggressiv zuschlägt. Innergesellschaftlich wird der Hass gegen den Stärkeren verdrängt und erscheint in Form massiver gewissermaßen sadistischer Grausamkeit gegen Schwächere. Diese Beschreibung trifft auf weite Teile der derzeitigen arabischen Kultur zu. Repressives Verhalten, Gewalt und Ohnmacht sind überall zu beobachten.
Trotzreaktionen gegen die Autorität, selbst politische Umstürze, sind keineswegs Zeichen der Veränderung, denn Ziel ist, die Macht zu bekommen, um mit denselben Instrumenten der Macht zu herrschen. In einem derartigen Erziehungsklima misslingt der entscheidende Entwicklungsschritt hin zur kritischen Auseinandersetzung mit den politischen Werten und sozialen Normen. Dies geschieht, weil die im Rahmen der Sozialisation erlernten Rollen tief verankert sind. Das Patriarchat wird durch diese Verinnerlichung nur in den seltensten Fällen in Frage gestellt. Dieser Sachverhalt ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass ein Zweifel am System gleichzeitig eine Identitätskrise verursachen kann. Hinzu kommt, dass durch die Erziehung eine Disponierung der Individuen zur Unterwerfung unter Autoritäten stattfindet. Hierbei wird gegenüber der elterlichen Autorität eine furchtsame Unterwerfung gelebt. Dabei muss das Kind am Fuß der Hierarchie genuine Bedürfnisse und Triebansprüche immer wieder zurückstellen. Die dennoch vorhandenen Bedürfnisse erzeugen Angst und Schuldgefühle, die wiederum Unterwürfigkeit und Abhängigkeit von der Autorität verstärken.
Die Angst vor Bestrafung durch externe Autoritäten bleibt auch im Erwachsenenalter der entscheidende Bestimmungsgrund sozialen Verhaltens. Die Unterwerfung unter die unbegriffene und unberechenbare externe Disziplin und Autorität erzeugt Ablehnung, Hass und Angst. Diese Ängste dürfen wiederum selbst nicht artikuliert werden, denn in einem Klima, das von rigider Disziplinierung und konventioneller Werteorientierung geprägt ist, würden derartige Regungen nur weitere Sanktionen nach sich ziehen. Ergänzend kann man feststellen, dass es zur Idealisierung der gesamten arabischen Kultur als identitätsstiftende Instanz kommt. Die Probleme werden auf den verschwörerischen Westen projiziert, der den Islam bzw. das Arabertum angreife. Allerdings reicht die Reaktionsbildung, die aus dem Hass die idealisierende Verehrung und die autoritäre Unterwürfigkeit werden lässt, offenbar nicht aus, die aggressiven Energien gänzlich zu absorbieren. Teile der aggressiven Regungen werden in Aggression und Gewalt umgewandelt, was dazu führt, dass diese ein Identitätsmerkmal patriarchaler Gesellschaften im Allgemeinen und der arabischer Gesellschaften im Besonderen darstellt.

Gewalt als Identitätsmerkmal


Gewalt ist ein weiteres zentrales Element, das der Grundstruktur des arabischen Patriarchats innewohnt. Dabei kann die Gewalt in diesem Fall als Ausdruck einer tiefempfundenen Ohnmacht verstanden werden. Begründen lässt sich diese Ohnmacht auf verschiedenen Ebenen, wobei die massive gesellschaftliche und strukturelle Transformation alle Ebenen betrifft. Kennzeichnend ist für alle arabischen Gesellschaften mit der entsprechenden Nuancierung die Tatsache, dass die strukturelle Transformation schneller verläuft als die kulturelle. Daraus entsteht ein Spannungsverhältnis, das Angst und Desorientierung produziert. Hier verursacht das Patriarchat Zersplitterungseffekte, die bewusst oder unbewusst übersehen werden. Auch wird die Tatsache ignoriert, dass durch die zunehmende Transformation der Gesellschaft die Mittelwahl nicht mehr akkurat ist, zumal die Komplexität der neu entstandenen Situation unmöglich vom Patriarchen überblickt, geschweige denn verstanden werden kann. Da diese Einstellung funktionsfähige Institutionen verhindert, bleibt ein Großteil der Herausforderung wenn nicht unerkannt so doch ungelöst, was die verheerende gesamtgesellschaftliche Situation zunehmend verschärft.
Gewalt drückt an dieser Stelle den Verlust von Legitimität aus beim gleichzeitigen Fehlen passender Instrumente, die es ermöglichen würden, die Veränderung nachzuvollziehen. Dabei kann die dadurch entstandene Aggression nur dann verstanden werden, wenn sie nicht als Ergebnis von Frustration, verursacht durch die Versagung ökonomischer Bedürfnisse, interpretiert wird. Bei aller Würdigung der miserablen ökonomischen Situation wird argumentiert, dass je größer die gesellschaftliche Schieflage ist, desto autoritärer sind die Strukturen innerhalb einer Gesellschaft. Eine Tatsache, die Fromm mit den Worten beschreibt:
„Je mehr umgekehrt die Widersprüche innerhalb der Gesellschaft anwachsen und je unlösbarer sie werden, je blinder und unkontrollierter die gesellschaftlichen Kräfte sind, je mehr Katastrophen wie Krieg und Arbeitslosigkeit als unabwendbare Schicksalsmächte das Leben des Individuums überschatten, desto stärker und allgemeiner wird die sadomasochistische Triebstruktur und damit die autoritäre Charakterstruktur, desto mehr wird die Hingabe an das Schicksal zur obersten Tugend und zur Lust. Diese Lust macht es überhaupt erst möglich, dass die Menschen ein solches Leben gern und willig ertragen, und der Masochismus erweist sich als eine der wichtigsten psychischen Bedingungen für das Funktionieren der Gesellschaft, als ein Hauptelement des Kitts, der sie immer wieder zusammenhält.“ (Adorno 1950: Bd. 1, S. 121)


Gewalt ist hier nicht das Ergebnis von Unwissenheit im Sinne der „Sündenbocktheorie“, wonach die wirklichen Ursachen einer sozialen Schieflage nicht erkannt werden und infolge dessen ein Sündenbock ausfindig gemacht wird, dem man die Schuld für die eigene Lage zuschiebt und zum Ziel von Aggression bestimmt. Vielmehr muss betont werden, dass die Gewalt in der arabischen Welt nicht in erster Linie das Ergebnis einer ökonomischen Frustration ist. Aggression und Gewalt gegen als Feinde definierte fremde Individuen oder gar Fremdgruppen und Nationen sind das Resultat der psychischen Unfähigkeit, Autoritäten1 der eigenen Gruppe anzugreifen, was auf einen Zusammenhang mit der autoritären Unterwürfigkeit verweist.
Der Machtinhaber, Patriarch oder gar der Familienvater stellen unterschiedliche Stufen der Autoritätenhierarchie dar, die allesamt auf der jeweiligen Machtebene als absolut gelten. Die Aufmerksamkeit des Autoritären konzentriert sich auf fiktive, projizierte Verhaltensweisen und Eigenschaften einer zum Feind deklarierten Fremdgruppe, welche vermeintlich die konventionellen Werte und Normen der Eigengruppe verletzen. Die hierbei zum Ausdruck kommende Aggression zeugt von einer tiefgreifenden Irrationalität, trotzdem erfährt diese eine breite stillschweigende gesellschaftliche Zustimmung.
Untersucht man das Gewaltphänomen im Kontext patriarchalischer Strukturen, so kann man beobachten, dass die „hegemoniale Maskulinität“ (Meuser 1998: 98) ein kulturelles Ideal arabischer Gesellschaften ist. Diese kulturell produzierte und in die Sozialisation der Menschen einfließende Rollenaufteilung der Geschlechter muss als ein historisches Produkt begriffen werden, denn nur so kann die Widerstandsfähigkeit des Systems erklärt werden. Hier muss eine zweite Dominanzkultur angeführt werden, nämlich die der alten über die jungen Männer.
Diese Generationenhierarchie (vgl. Heiliger/Engelfried 1995: 14) betont die Wechselseitigkeit des Systems und ergänzt unsere Analyseinstrumente, denn durch die nähere Beschreibung der Hierarchieebenen wird die Komplexität des Systems deutlich und das fehlende Korrektiv innerhalb dessen erklärt. Auch verdeutlicht dies die strukturelle Gewalt, der die Mitglieder ausgesetzt werden. Heiliger und Engelfried betonen in ihrer Arbeit, dass sich Sozialisation im Kindesalter im Kontext vorgegebener gesellschaftlicher Hierarchien vollzieht und entsprechende Rollenverteilungen und Dominanzen prägt und festigt (ebd. S. 57). Hierbei dient die Kultivierung von Kontrolle als Mechanismus zur Sicherung der eigenen Position innerhalb des Hierarchiesystems. Zu dieser durch die Kontrolle hervorgerufenen psychischen Gewalt wertet die arabische Kultur direkte männliche physische Gewalt als legitimes Mittel zur Sicherung der eigenen Position.
Die arabische Kultur entwickelt eine Palette von Normen und Ehrprinzipien, die diese Gewalt nicht nur „legalisieren“, sondern darüber hinaus die „Nicht-Gewalt“ bei Eintreten eines Missstandes massiv sanktionieren2 – eine gesellschaftliche Realität, in der die Ausübung öffentlicher Gewalt ein Charaktermerkmal des Mannes darstellt. Dadurch entstehen Gewaltpotentiale, die zum Teil dem System inhärent und gleichzeitig eine logische Folge desselben sind.

Gewalt durch arabische Regime


Gegen die eigene Bevölkerung gerichtete Gewalt der staatlichen Apparate ist in allen arabischen Staaten auch in den Transformationsstaaten Tunesien, Ägypten, Libyen und Jemen in unterschiedlicher Intensität an der Tagesordnung (vgl. HRW 2012). Im Einzelnen reicht dies von der Anwendung körperlicher und psychischer Gewalt bei einfachen polizeilichen Verhören bis hin zur Verschleppung und Ermordung von politischen Gegnern. Letzteres ist die am weitesten verbreitete Form der staatlich-politischen Gewalt und die gefährlichste zugleich. Dadurch wird jede Veränderung systematisch verhindert und ein Klima der Furcht erzeugt, sodass „positive“ gesellschaftliche Kräfte nicht entstehen, geschweige denn entwickelt werden können. Diese Form der politischen Gewalt ermöglicht dem System die kurzfristige und gleichzeitige fundamentale Reaktion auf eine regimedestabilisierende Gefahr. Der Blick in die moderne Geschichte der arabischen Staaten verdeutlicht, dass Terror und Gewalt als Mittel der Politik durchgängig und über die gesamten Jahrzehnte der Unabhängigkeit zur Anwendung kamen (Ghalyoun 2003: 155ff.; ders. 1990). Dabei ist ein wesentlicher Aspekt für die Gewaltbereitschaft arabischer Staaten gegenüber der eigenen Gesellschaft die jahrzehntelange Unterstützung oder zumindest stillschweigende Tolerierung durch die Staatengemeinschaft. Allerdings ist es sehr verkürzt, diese Gewalt nur damit zu begründen, denn bei aller Würdigung der Stabilisierung arabischer Systeme durch äußere Mächte, muss die Hauptlast zur Bestimmung und Begründung staatlicher Gewaltanwendung in Form von repressiver Gewalt den innergesellschaftlichen Strukturen und Entwicklungen zugesprochen werden (vgl. Moore 1966).
In einer detaillierten Studie hat der arabische Wissenschaftler Hussein Taufiq Ibrahim feststellen können, dass Gewalt als Mechanismus zur Regelung der Beziehung von Herrschenden und Beherrschten sich im arabischen Staatensystem etabliert hat (vgl. Ibrahim 1999). Die vom System ausgeübte Gewalt sei demnach eine Widerspiegelung der Tatsache, dass es sich bei den meisten arabischen Staaten um Konstrukte handelt, die es bislang nicht geschafft haben, ihre Staatlichkeit zu manifestieren. Die Nachhaltigkeit und fortdauernde Gewalt, die diese Regime gegen die eigene Bevölkerung ausüben, ist somit struktureller Natur. Eine Reihe von Ursachen in ihrer Gesamtheit stellen Bestimmungsfaktoren dieser Gewalt dar. Diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und spiegeln die verheerende Krise der arabischen Welt wider, die anhand der letzten drei Arab Human Development Reports (AHDR) der UN dokumentiert wurden.3 Hier wird festgestellt, dass diese Faktoren von Gesellschaft zu Gesellschaft innerhalb der arabischen Welt unterschiedlich wirken. Zudem wird die Tatsache gewürdigt, dass eine Binnendifferenzierung notwendig ist. Die Gewalt durch die politischen Systeme ist allerdings mit unterschiedlicher Intensität in allen arabischen Staaten vorhanden (zu dieser Schlussfolgerung gelangt in seiner empirischen Studie auch Ibrahim 1999: 121 ff.). Die Berichte der Menschenrechtsorganisationen sind weitere Hinweise, die diese Annahme stützen und eine Verallgemeinerung zulässig machen, denn hier geht es lediglich darum, die tendenzielle Bereitschaft arabischer Regime, gegen die eigene Bevölkerung massive Gewalt einzusetzen, zu beschreiben. Die politischen Systeme der arabischen Länder verfügen nicht über ein funktionierendes arbeitsteiliges Geflecht aus Institutionen und Instanzen, vielmehr sind sie auf prominente Personen fixiert (vgl. hierzu Moore 1997).
Arabische Staaten ohne Ausnahme sind bislang daran gescheitert, ihre Gesellschaften zu integrieren, so dass diese heute im Kontext neuer Herausforderungen entlang ethnischer, religiöser und politischer Bruchstellen auseinander zu brechen drohen. Es findet eine gewaltgeladene Rückentwicklung zum Stamm statt. Darin sieht Huntington ein Hauptmerkmal traditioneller Gesellschaften, denn „das einfachste, wenn auch am wenigsten stabile politische System ist jenes, das von einem einzigen Individuum abhängt.“ (1967: 219). Er führt fort, dass politische Organisationen oft individuellen Interessen der Herrschenden untergeordnet waren. Sie sind „das Instrument einer sozialen Gruppe – Familie, Clan, Klasse –, der es an Autonomie und Institutionalisierung mangelt.“ (ebd.)
Diese Feststellung hat natürlich Auswirkungen auf die Qualität der Herrschaft und der Positionierung des Staates gegenüber seinen „Bürgern“, die es im Sinne des europäischen Bürgerbegriffes gar nicht gibt. Bei den Herrschenden handelt es sich um eine Vermischung aus traditionellen und neuen Clankonstellationen, die die Macht an sich reißen und wie Parasiten die Staaten aussaugen, in der Erwartung, dass sie diese Macht im Sinne der Bereicherung ihrer Clans ausnutzen müssen. Es ist eine politische Kultur fortentwickelt worden, die sich durch egoistische Inanspruchnahme der Ressourcen durch die herrschende Elite gepaart mit einer offenen Gewaltkultur des Staates, die jegliche Opposition heftig bekämpft, auszeichnet (Ghalyoun 2003: 231f.).
Die fehlende demokratische Kultur führt bei fehlendem Änderungsvermögen und vorhandenem Änderungswillen in Teilen der Gesellschaft zur Bildung von Gegeneliten, die durchaus Gewalt als Konfliktlösungsmechanismus zulassen. Hier lauert die Gefahr, dass Gewalt zum Selbstzweck wird, insbesondere wenn sie auf der Grundlage einer gewaltbejahenden Weltanschauung begründet wird. Diese Gefahr ist gar nicht so gering, wenn man die in diesem Zusammenhang entstehenden Gewaltökonomien in die Analyse einbindet. Wenn die Anwendung von Gewalt den Konfliktparteien einen wirtschaftlichen Nutzen, und damit die Gewalt Einkommen für die Konfliktparteien generiert, werden sie an einem Ende des Konfliktes nicht mehr interessiert sein. Die Gewalt entwickelt eine eigene Dynamik jenseits jeglicher Rationalität.

Misslingen des Modernisierungsprojektes: Gewalt als Allheilmittel


Aus der heutigen Perspektive kann man durchaus feststellen, dass das Modernisierungsprojekt in der arabischen Welt gewaltvoll gescheitert ist. Weder ein staatstragender Konsens noch strategische Überlegungen zur Bewältigung kolossaler lokaler und globaler Herausforderungen wurden produziert. Vielmehr wird auf die politische Gewalt als Allheilmittel gesetzt. Diese Feststellung gilt, obwohl wir in einigen arabischen Gesellschaften in den letzten beiden Jahren eine Art politische Liberalisierung beobachten konnten. Jedoch scheinen die Antiliberalen Kräfte mächtiger, zumindest haben sie mächtigere Unterstützer.
Im Ergebnis festigt sich vor unseren Augen eine seit Jahren ansetzende Kombination von „gelenktem Pluralismus, kontrollierten Wahlen und selektiver Repression“ (Brumberg 2002: 56). Dort, wo tatsächlich freie Wahlen stattfinden, gewinnen diejenigen Kräfte, die sich als Antithese der Demokratie artikulieren und als solche wirken. Wahlen ohne die entsprechende politische Aufklärung und demokratische Kultur sind eben kein Indiz für Demokratie. Kein Zweifel, unter den Trägern der Umstürze in den Transformationsländern gab es eine lebendige Demokratiebewegung. Selbst in den Autokratien der Golfregion lassen sich demokratische Stimmen entdecken. Jedoch sind die politischen Schwergewichte eben keine Vertreter von Demokratie und Menschenrechten, nicht mal nach orientalischen Maßstäben. In Tunesien und Ägypten wurde die zarte Blüte der Demokratiebewegung von der islamistische Walze überrollt. In keinem einzigen arabischen Staat wird die Freiheit der Bürger gesetzlich und faktisch garantiert.
Die politischen Strukturmerkmale arabischer Gesellschaften sind nach wie vor primär durch einen Mangel an politischer Integration, parochiale Loyalitäts- und Legitimitätsmuster und einem geringen Grad an politischer Partizipation der Bürger gekennzeichnet. Dabei ist die politische Elite fortwährend bestrebt, die Kräfte der Zivilgesellschaft im Zaum zu halten. Diese Merkmale treffen sowohl auf die Transformationsländer Tunesien, Ägypten, Libyen und Jemen als auch auf die restlichen arabischen Staaten zu. Korruption in der Führungselite, Verteilungsungerechtigkeiten, Verbreitung exklusiver Ideologien und fehlende Konsensfindungsmechanismen erschweren jegliche Veränderungen in einem politischen System, das kaum reformierbar ist. Eine analytische Auseinandersetzung mit der Lage in arabischen Staatensystem kann bei aller Differenziertheit nur entlang der Feststellung geschehen, dass die Regierungen in den arabischen Staaten absolut überfordert sind und seit Jahren keine Konzepte vorweisen können, wie sie die Herausforderungen ihrer Gesellschaften bewältigen können. Vielmehr kann man beobachten, dass die politischen Eliten in den arabischen Staaten an Korruption nicht zu übertreffen sind. Es herrscht ein Teufelskreis von Repression und Korruption vor, so dass wirtschaftliche Korruption als natürliche Folge politischer Korruption die Situation verheerend verschärft. Man kann hier regelrecht von einem „Bad Governance“-Problem sprechen, denn der Missbrauch öffentlicher Ämter und der Griff in die Staatsschatulle ist in allen arabischen Staaten im Einklang mit herrschenden Gewohnheiten (Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen 2005: 16).

Foto: A. Lemberger


Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die arabischen Systeme mit geringfügigen Nuancierungen in den gesellschaftspolitischen Sektoren (soziokulturelles, ökonomisches und politisches System) eine immobile Sozialstruktur aufweisen, die von einem primär autoritär bzw. sakral geprägten politisch-kulturellen System geprägt ist. Es herrscht mit wenigen Ausnahmen eine vorindustrielle Wirtschaftsstruktur. Dies führt angesichts zunehmender Zuspitzung der Lage zu Diffusität, Desintegration, Rigidität und Partikularismus. Die überforderten Staaten reagieren darauf mit einer zunehmend repressiven Politik der Unterdrückung. Das politische System der arabischen Welt ist symbiotisch mit der arabischen Version des rentierstaatlichen Etatismus verbunden. Im arabischen Rentierstaat regieren die Eliten völlig unabhängig von den Massen, denn sie kontrollieren den Staat in einer gewissen Absolutheit, die ihnen ihre Einkünfte sichert. Darauf basiert die spezifische Form des arabischen Autoritarismus, dessen Beharrungsvermögen beispiellos ist.
Das Aufsteigen des Islamismus kann als unmittelbare Folge repressiver staatlicher Gewalt im Rahmen von Einheitsideologien verstanden werden. Das Verbieten politischer Parteien zwang die Menschen regelrecht, ihre Probleme in der einzig erlaubten Sprache der Religion zu denken. Die staatlichen Zensurbehörden und die Gewaltapparate vermochten nicht die Moscheen zu verbieten, wie sie mit den politischen Strömungen und Parteien verfahren sind. Es wurde nicht bedacht, dass Religion in letzter Konsequenz einen „fait social“ – einen sozialen Tatbestand (Durkheim 1984: 75) – darstellt. So wurden aufgrund fehlender Alternativen die gesellschaftlichen Probleme ausschließlich im religiösen Kontext debattiert. Die dort angebotenen Lösungen sind ebenfalls ausschließlich religiös. Islamistische Aktivisten machen ihre Elterngeneration verantwortlich für die prekäre politische, soziale und kulturelle Lage. Die Kritik an der Elterngeneration ist nicht vergleichbar mit den Forderungen der 68er in Westdeutschland, denn hier wird den Eltern die Loslösung von der Tradition vorgeworfen. Das Projekt der Islamisierung des Politischen scheint sich zu durchsetzen. Es bleibt offen, ob und wie sich die liberalen Kräfte entfalten werden. Arabische Gesellschaften auch in den Transformationsländern bewegen sich. Allerdings kann die Richtung kaum vorhergesagt werden, jedoch sind die Rahmenbedingungen aufgrund der oben beschriebenen Konstellation für eine Demokratisierung suboptimal.

Literaturverzeichnis

  • Adorno, Theodor W., Else Frenkel-Brunswik u.a. (1950): The Authoritarian Personality. New York.
  • Brumberg, Daniel (2002): „Democratization in the Arab World? The Trap of Liberalized Autocracy “, in: Journal of Democracy 13(2002), S. 56.
  • Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (2005): Arabischer Bericht über die menschliche Entwicklung. Auf dem Weg zur Freiheit in der arabischen Welt, deutsche und englische Kurzfassung [Vorabdruck]. Berlin.
  • Durkheim, Emile (1984): Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt.
  • Fearon, James und David Laitin (2000): „Violence and the Social Construction of Ethnic Identity“, in: International Organization 54/4(2000), S. 845-877.
  • Gamson, William A. (1992): Talking Politics. Cambridge.
  • Ghalyoun, Burhan (2003): al-Mihna al-´arabiya: ad-dawla dud-al-umma [Die schwere Herausforderung Arabiens: Der Staat gegen die Nation], 4. Aufl., Beirut.
  • Ghalyoun, Burhan (1990): Nizam at-ta`ifiya: min ad-dawla ila-l-qabila [Der Konfessionalismus: Die Entwicklung vom Staat zum Stamm]. Casablanca.
  • Heiliger, Anita und Constanze Engelfried (1995): Sexuelle Gewalt. Männliche Sozialisation und potentielle Täterschaft. Frankfurt am Main.
  • Horkheimer, Max, Erich Fromm u.a. (1936): Studien über Autorität und Familie, Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung, 2. Aufl. (1986), Paris.
  • Huntington, Samuel P. (1967): „ Political Development and Political Decay “, in: Welch, Jr. Claude (Hrsg.): Political Modernization. Belmont, S. 207-246.
  • HRW (2012): 22nd annual World Report on Human Rights, unter: www.hrw.org/world-report-2012 (abgerufen am 3. April 2012).
  • Ibrahim, Hussein Taufiq (1999): Zahirat al-´unf al-siyassi fi al-nuzum al-´arabiya [Die Erscheinung der politischen Gewalt in den arabischen Systemen], 2. Aufl., Beirut.
  • Joseph, S. (1996): „ Patriachy and Developement in the Arab world“, in: Gender and Development, 4/2(1996), S. 14-19.
  • Meuser, Michael (1998): Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster. Opladen.
  • Moore, Barrington (1966): The Social Origins of Dictatorship and Democracy: Lord and Peasant in the Making of the Modern World. Boston.
  • Moore, Wilbert E (1997): World Modernization. The Limits of Convergence. New York/ Oxford.
  • Sharabi, Hisham (1988): Neopatriarchy: A Theory of Distorted Change in Arab Society. New York.
  • Sharabi, Hisham (1975): Muqadama li-dirasat al-mutama´ al-arabi [Einführung in das Studium der arabischen Gesellschaft]. Beirut.

Anmerkungen

  1. Dabei handelt es sich nicht nur um politische Autoritäten im Amt. Die Autoritätenhierarchie beginnt in der Familie und zieht sich durch die gesamte Gesellschaft hindurch. Diese ist durch ein System von Über- Unterordnung durchstrukturiert.
  2. In vielen arabischen Staaten ist der „Ehrenmord“ kaum strafbar und das Töten für die Ehre der Familie gesellschaftlich sehr hoch angesehen.
  3. Dabei handelt es sich um eine Gesamtanalyse der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation in den 22 (respektive 23 mit den Palästinensern) Staaten, erstellt von arabischen Akademikern und Intellektuellen im Auftrag des UNDP-Regionalbüros. Die Berichte der UNDP zeigen, dass die arabische Welt durch Bevölkerungsexplosion, Analphabetentum, fehlende Möglichkeiten der Teilhabe an Wissen und Wissenschaft, nicht existierende Menschenrechte für Frau und Mann sowie durch fehlende Freiheit bestimmt wird.