Protokoll einer Fallanalyse

Protokoll einer Fallanalyse des Landeskriminalamtes Mainz
Untersucht wird der Raubmord an einer Rentnerin

Von Ulrike Eichin, Fernsehjournalistin, Mainz

Ulrike Eichin

Tag 1

9 Uhr morgens. Tatortbesichtigung in Idar-Oberstein. Ein unauffälliges Mehrfamilienhaus. Kriminalbeamte machen sich ein Bild. Sie gehören der „OFA“ des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes an – einer noch jungen Spezialabteilung, die sich mit Operativen Fallanalysen beschäftigt. In der Wohnung, die die Beamten jetzt betreten, wurde eine 62-jährige Frau brutal erdrosselt. Über 10 Jahre ist das her. DNA Spuren belegen, dass die Täter – ein Mann und eine Frau – später noch einmal gemordet haben. Sie sind noch immer nicht gefasst.


Der Ortstermin ist Einstimmung in eine Fallanalyse. Sie soll der Sonderkommission in Idar-Oberstein helfen, den Mord an Liselotte Schlenger aufzuklären.

Die LKA-Spezialisten lassen die Wohnung auf sich wirken, vergleichen mit Fotos, auf denen alles viel geräumiger scheint. Die Küche ist noch wie damals.

In Krimis werden sie Profiler genannt und haben eine Art zweites Gesicht. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Deshalb lehnen die Beamten die Bezeichnung auch ab. „Wir sind polizeiliche Fallanalytiker und keine Hellseher oder Kaffeesatzleser“, sagt Hedda Holzhauer. „Wir arbeiten im Team, orientieren uns an Fakten, glorreiche Alleingänge gibt es nicht. Unser Geschäft ist mühsam und wenig glamourös“.

Das OFA-Team zerteilt das Irrationale, das Unfassbare eines Verbrechens in nüchterne, überprüfbare Kriterien und versucht zu verstehen, warum die Tat genau so und nicht anders ablief, sucht nach der Handschrift des Mörders.
Die Arbeit der Spezialisten ist aber nur ein zusätzliches Hilfsmittel und kann die normale kriminalistische Ermittlungstätigkeit keinesfalls ersetzen.

Am Nachmittag beginnt die Analyse. Für fünf Tage zieht sich das OFA-Team in Klausur zurück, taucht ab, in die Welt des Verbrechens.
Jeder der sechs, die sich in einem abgeschiedenen Raum des Landeskriminalamtes in Mainz versammelt haben, bringt Spezialwissen ein:
Hubert Bender – Chef der Truppe. Neun Jahre Erfahrung bei der Mordkommission.
Martin Gerten – Experte für Spurensicherung. Ihn interessiert das Opferverhalten.
Hedda Holzhauer – die jüngste im Team. Ihre Stärke: analytisches Denken.
Claudia Geissler – vom LKA Stuttgart. Eine klar strukturierte Querdenkerin. War zuvor beim Mobilen Einsatzkommando.
M. B. – von der Soko Idar Oberstein und seit Jahren mit dem Fall befasst. Er kennt jedes Detail.
Dr. Peter Friedrich – Prof. der Psychologie. Beriet als Experte schon ein paar Dutzend Analysen.



Ihre Basis: Ausschließlich objektive Daten. Fragmente einer schrecklichen Tat. Gutachten, Akten, Protokolle, Landkarten, Fotos. Die Aufnahmen des Polizeifotografen hängen an einer Pinnwand und dokumentieren schonungslos das grausame Ende der Liselotte Schlenger, genannt Lotti. Eine eher zierliche Frau, 161 groß, 60 Kilo schwer, erdrosselt mit einem Blumendraht.
Minutiös werden die Fallanalytiker in den nächsten Tagen rekonstruieren, was genau an jenem 25. Mai 1993 geschah, als die Rentnerin ihrem Mörder begegnete.
Sie erzählen die Geschichte dieses Verbrechens nach, Kapitel für Kapitel.

Gegen 16 Uhr stößt ein Rechtsmediziner zum Team. Er hat die Akten noch einmal studiert und wirft überraschend die Frage eines Sexualmords auf. Ein winziges Detail auf einem Foto hat ihn misstrauisch gemacht. Bislang hat die Soko nicht in diese Richtung ermittelt. Jetzt wird sie dem Hinweis nachgehen.

Tag 2

Zweiter Tag. Zentrale Fragen stehen im Raum. Sie werden auf Kärtchen notiert, an die Pinnwand geheftet und dort zu Themenkomplexen zusammengefasst.
War Lotti Schlenger Zufallsopfer, oder war die Tat geplant? Welche Motive hatte der Täter? War er sorglos, panisch, gehetzt? Wie hat er auf möglichen Widerstand des Opfers reagiert?
Alle nur denkbaren Möglichkeiten des Tathergangs werden gesammelt und später nach und nach ausgeschlossen. Offen sein für alles, nicht in Stereotypen denken, nicht nur Beweise sammeln, für eigene Vermutungen, fließende Übergänge sehen, Hypothesen wieder verwerfen – das ist das Prinzip der Fallanalyse.
Manchmal bricht das Jagdfieber durch. Dann, wenn alles zu passen scheint, und einer im Team nur noch sieht, was er sehen will. Dann müssen die Kollegen da sein, um das scheinbar Klare wieder in Frage zu stellen.

Die Konzentration auf den Mörder kann bei dieser Arbeit in die Irre führen. Kernstück der Arbeit ist die Rekonstruktion des Tatgeschehens. Natürlich geht es auch um ein Täterprofil, weil sich im Verhalten eines Menschen seine Persönlichkeit wiederspiegelt – aber erst in zweiter Linie. Oft reichen die Informationen dafür nicht aus. Trotzdem kann das Verfahren für die Soko vor Ort eine wertvolle Hilfe sein, sogar dann, wenn am Ende nichts wirklich Neues steht. „Es ist möglich“, so Hubert Bender, „dass wir zum gleichen Ergebnis kommen wie die Sonderkommission. Für die Kollegen ist das eine Bestätigung und gibt ihnen zusätzliche Sicherheit, dass wirklich an alles gedacht worden ist“.

Tag 3

Die Staatsanwaltschaft hat heute den Originaldraht zur Verfügung gestellt, mit dem die Rentnerin erdrosselt wurde.
Das Verbrechen wird im Rollenspiel nachgestellt. Claudia Geissler fühlt sich in die letzten Minuten des Opfers ein. Die erfahrene Kriminalistin ist von der Wirkung des Mordinstruments überrascht. Lotti Schlenger hatte wirklich keine Chance.

Haben die Täter das Werkzeug mitgebracht, oder war es im Haushalt vorhanden ? Fast ein Dutzend Mal war der dünne Draht um den Hals des Opfers gewickelt. Warum diese übertriebene Gewalt ?

Die Art des Tötens – ein wichtiger Mosaikstein.
Was hat der Täter über das Morden hinaus mit seinem Opfer getan ? Warum hat er die Leiche der Rentnerin noch einmal bewegt, warum liegt ein T-Shirt auf dem Körper ? Solche, scheinbar überflüssigen Handlungen lassen Rückschlüsse auf die Täterpersönlichkeit zu. Je extremer sein Verhalten, desto besser für die Analyse. „Ideal ist ein Fall, bei dem bizarre, verschiedenartige Verhaltensweisen gezeigt werden, bei dem eine besondere Art des Tötens vorliegt“, erläutert der Psychologe Dr. Friedrichs „das macht uns die Arbeit leichter“.



Zur gleichen Zeit beim Landeskriminalamt in Stuttgart.
Auch hier rekonstruieren OFA-Spezialisten einen Mord. Das Opfer: der Rentner Josef Walzenbach. Wie Lotti Schlenger wurde auch er erdrosselt, starb in Freiburg am 26. März 2001.
Am Verbrechen beteiligt: wieder die Frau aus Idar-Oberstein. Auch an diesem Tatort hat sie – 8 Jahre später – ihren genetischen Fingerabdruck hinterlassen. War der gleiche Mann dabei ? Das verraten die Spuren nicht.

Beide Fälle werden streng getrennt analysiert und erst später miteinander verglichen. „Das ist sehr wichtig, damit wir objektiv bleiben können“, sagt Fallanalytiker Udo Hassmann. „Wenn wir zu viel vom Mainzer Fall wissen würden, wären wir beeinflusst. Das wollen wir vermeiden“.

Tag 4

Soko Idar-Oberstein. Während die Mainzer OFA über den Akten brütet, geht für die Soko Idar-Oberstein der Ermittlungsalltag weiter.Die Täterin hinterließ ihre DNA-Spur noch an zwei weiteren Orten. Im Oktober 2001 an einer Heroinspritze, die sie in Gerolstein wegwarf und an einem Keks, der nach einem Wohnwageneinbruch bei Mainz gefunden wurde.



Beamten, der auf die Idee kam, das Gebäckstück ins Labor zu bringen, würden die Idar-Obersteiner am liebsten einen Orden verleihen. Sie fahnden jetzt mit Hochdruck im Obdachlosenmilieu und halten engen Kontakt zu den Freiburger Kollegen, die den Mordfall Walzenbach bearbeiten.
Über 1000 Speicheltests werden zur Zeit bei Frauen gemacht, die in ein entsprechendes Raster passen. Bislang ohne Erfolg.

Vielleicht bringen ja die Profiler den Durchbruch. Vielleicht. Karl Appel, Leiter der Soko, ist allerdings skeptisch. „Wir haben in alle Richtungen ermittelt und glauben nicht, dass wir etwas übersehen haben“, sagt er. Warum sollten die Spezialisten im fernen LKA die besseren Kriminalisten sein ?
Mittags in Mainz. Es will nicht so recht weiter gehen. Das OFA-Team steckt fest. Der Stillstand zehrt an den Nerven.
Doch dann ein Anruf, und alle sind wieder voll dabei. Der Rechtsmediziner hat sich noch einmal ins Archiv begeben und dabei Asservate gefunden, die noch nicht ausgewertet sind. Abstriche, mit denen die Sexualmord-Hypothese überprüft werden kann.

Es wird ein langer Tag. Trotzdem können die Beamten abends nicht gleich nach Hause gehen. Sie stecken viel zu tief drin im Fall. Manchmal lassen Details keine Ruhe. Abschalten ist während der Analyse kaum möglich.

Tag 5

Das OFA-Team diskutiert den Tätertyp. Langsam ergibt sich ein Bild, eine Annäherung an die Wirklichkeit. Das Protokoll, das jetzt beinahe fertig ist, wird später mit den Erkenntnissen der Stuttgarter Kollegen zusammengeführt, und ...

zwei Wochen später

... in Freiburg den beiden Sokos präsentiert. Eine Art kriminalistischer Dienstleistung. Bei beiden Taten gibt es verblüffende Übereinstimmungen – wie eine Schablone könnte man die beiden Morde übereinander legen. Das kann nur eines bedeuten: es handelt sich um die gleiche Täterkonstellation. Ein Pärchen mit hoher krimineller Energie und erschreckender Kaltblütigkeit, das vor weiteren Morden nicht zurückschrecken dürfte. In dieser Klarheit ist das neu.
Zwei Dutzend konkrete Ermittlungshinweise breiten die beiden OFA-Teams vor den Kollegen der beiden Sonderkommissionen aus. Manches ist bekannt, manches klingt neu und vielversprechend.

Klaus Appel, Leiter der Idar Obersteiner Soko, sitzt hinten im Saal und hört sich alles mit Interesse an. Den Hinweisen der OFA-Spezialisten wird er mit seinen Leuten sorgfältig nachgehen. Er ist fest davon überzeugt, dass das mörderische Paar früher oder später geschnappt wird. Zur Zeit trägt er alle ungeklärten Morde an alleinstehenden Rentnern zusammen, um sie zu vergleichen. 56 waren das bundesweit in 12 Jahren. Vielleicht findet er sie wieder, die Handschrift der Täter, die er jetzt ein bisschen besser kennt.

(1)
Fallanalyse, was ist das ?
Fallanalysen werden in Deutschland im Team erstellt – bei Bedarf ziehen die Beamten Spezialisten aus anderen Disziplinen hinzu – Rechtsmediziner, Biologen oder Psychologen.
Im Mittelpunkt steht das Täterverhalten – damit verknüpft sind drei Grundannahmen:
1. Verhalten ist sinnhaft (nicht unbedingt für den Betrachter, aber für den, der agiert)
2. Verhalten ereignet sich sequenziell, also in einer zeitlichen Abfolge 3. Verhalten ist entscheidungsgeleitet.
Damit sind Täter-Entscheidungen nachvollziehbar – ihre Rekonstruktion ist der Kern der Analyse.

Am Anfang einer Fallanalyse werden alle vorhandenen Informationen zusammengetragen und diskutiert: Tatort- und Obduktionsbefund, Akten, Fotos, Kartenmaterial. Von besonderer Bedeutung ist das Opferbild: Wie hat der Getötete gelebt, was waren seine Gewohnheiten?

Dreh und Angelpunkt der Analyse ist die Rekonstruktion der Tat. Was hat sich wann, wie zugetragen ? Aufgrund objektiver Daten wird versucht, die Tat in ihrer Chronologie nachzuvollziehen um daraus Aussagen über die Motivation, der Fähigkeiten und die Bedürfnisse des Täters abzuleiten.

Ein Bild der Handschrift des Täters entsteht – im Idealfall ein Täterprofil. Letzteres ist aber nicht vorrangiges Ziel einer Fallanalyse.
Das Verfahren soll den Dienststellen vielmehr Ermittlungshinweise und Anregungen liefern – wo zum Beispiel noch nach weiteren Spuren des Täters gesucht werden kann.



(2)
Ausbildung:
Die Ausbildung zum polizeilichen Fallanalytiker ist mehrstufig und mehrjährig. Vermittelt werden nicht nur Methoden und wissenschaftlich abgesicherte Fakten, sondern auch Erfahrungswissen.
Konkret setzt sich die Ausbildung aus zwei ViCLAS- und zwei Fallanalyse-Lehrgängen zusammen, denen eine Praxisphase zwischengeschaltet ist (Hospitationen zum Beispiel in der Rechts-
medizin, Teilnahme an laufenden Analysen und Fortbildungsangeboten).



(3)
Geschichte
„So hätte es ein gewöhnlicher Dieb getan. Aber nach allen bisherigen Fällen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass das schwarze Phantom alles andere ist, als ein einfacher Einbrecher. Der Mann hat Mut und Intelligenz, das beweist schon die Auswahl seiner Beute. Was hätte ihn gehindert, auch noch einige wertvolle Ölgemälde mitzunehmen ? Aber bei einem Verkauf könnten sie ihm zum Verräter werden. Also nimmt er Gegenstände aus Gold, die sich einschmelzen und ohne Risiko verkaufen lassen.“ .... „Nicht nur das, lieber Inspektor. Was ich beobachte, registriere ich auch. So fügt sich Teilchen zu Teilchen, wie ein Mosaik. Dann ist die Aufklärung nicht weiter schwer.“ (1)
So spricht (der fiktive) Sherlock Holmes, der sich schon vor über 100 Jahren mit manchen Äußerungen als „Profiler“ qualifizierte. Neu war das auch damals nicht. Schon der Mediziner Dr. Thomas Bond hatte 1888 ein erstes psychologisches Profil über den Serientäter „Jack the Ripper“ erstellt, der aber nie gefasst wurde.
Die Wurzeln hat das Verfahren, das heute als Fallanalyse bezeichnet wird, in den USA, wo die Aufklärungsquote für Tötungsdelikte Ende der 60er Jahre kontinuierlich sank. Auch die Täter-Opfer Beziehung veränderte sich. Es gab weniger Beziehungsdelikte, dafür häufiger Fremdtäter und eine Zunahme der motivlosen Tötungen. Das FBI richtete eine Abteilung für Verhaltensforschung ein. Die Erkenntnis, dass unterschiedliche Täter auch unterschiedliche Tatorte produzieren, war der Anfang der „crime scene analysis“ und ebnete den Weg für den fallanalytischen Ansatz, so wie er heute in Deutschland praktiziert wird.

(1) Watson, John: Sherlock Holmes jagt das schwarze Phantom – 1983 KiBu-Verlag
(4) Entwicklung der Fallanalyse in Deutschland Die Erfahrungen, die in den 70er Jahren in den USA gesammelt wurden, sprachen sich auch in Deutschland herum. Ende der 80er wurde beim BKA die Projektgruppe „Kriminalistisch-Kriminologische-Fallanalyse“ (KKF) ins Leben gerufen, doch es sollte noch fast 10 Jahre dauern, bis sich daraus am 5. Februar 1998 offiziell die OFA des BKA gründete. Mittlerweile verfügt jedes Bundesland über eine entsprechend spezialisierte Einheit. Die Ausbildung der OFA-Mitarbeiter zu polizeilichen Fallanalytikern erfolgt in einem mehrstufigen, mehrjährigen Verfahren zentral durch das BKA (siehe Kasten 2).

(5)
ViCLAS (Violent Crime Linkage Analysis System)
ViCLAS ist eine Datenbank, die die Fahndung nach insbesondere überörtliche agierenden Serienmördern unterstützt – Grundlage: die vom Täter gezeigten Verhaltensmuster.
Basierend auf den vom FBI gesammelten Erfahrungen wurde das Computerprogramm Mitte der 90er Jahre von der kanadischen Polizei entwickelt. Im Focus stehen sexuell motivierte Gewaltdelikte.
Grundhypothese der ViCLAS-Datenbank ist, dass sich Täterverhalten in Fällen schwerer (sexueller) Gewaltkriminalität wiedererkennbar abbilden lässt, wenn es kriminalistisch und kriminologisch sinnvoll strukturiert erfasst wird. Die speziell geschulten Beamten in den OFA-Teams analysieren Tatortspuren und vergleichen die daraus abgeleiteten Täter-Verhaltensabläufe bei verschiedenen Verbrechen miteinander. Zeigen sich deutliche Übereinstimmungen, gehen sie davon aus, dass es sich um den gleichen Täter handelt. (Dewald 2002)

Der Fragebogen, der heute in Deutschland zum Einsatz kommt, wird überwiegend im multiple-choice Verfahren ausgefüllt und umfasst 168 Fragen aus den Bereichen
1. Tötungsdelikte
2. Sexuelle Gewaltdelikte
3. Verdächtiges Ansprechen von Kindern, wenn das Kind körperlich oder verbal bedroht wurde, und
4. Vermisstenfälle bei denen die Gesamtumstände auf ein Verbrechen hindeuten.

Die Fragen sind so formuliert, dass sie bestimmte Täterentscheidungen herausarbeiten: hatte er beispielsweise bestimmte Präferenzen bezüglich eines Opfertyps, wie groß ist seine Risikobereitschaft, welche Waffen hat er verwendet, welche Bedürfnisse haben sein Verhalten gesteuert?

ViCLAS bedient sich der Abstraktion, sucht nach Strukturen, reduziert das Ver-brechen auf das Wesentliche. Dadurch können eine Vielzahl von Fällen recht einfach miteinander abgeglichen werden, obwohl die Abwicklung eines einzigen Falles durchaus zeitintensiv ist und unter Umständen eine ganze Arbeitswoche in Anspruch nehmen kann.
Die Datenbank wird laufend optimiert, dient aber trotzdem nur als ein erster Filter. Wird ein Tatzusammenhang erkannt, sind die Beamten der betroffenen Dienststellen gefragt. Sie müssen jetzt in die Ermittlungen einsteigen, mit Alibiüberprüfungen und dem Abgleich der Spuren. Im Einzelfall kann ein ViCLAS-Treffer auch in einer vergleichenden Fallanalyse münden, für die dann aber eine viel detailliertere Datenbasis erforderlich ist.


Dank an Hedda Holzhauer, die mir ihre Semesterarbeit an der Universität Hamburg zur Verfügung stellte. Sie diente mir, neben eigenen Recherchen, als Basis für den Artikel.