Verbrecherisches Reisen

Der Kindersextourismus – ein anhaltendes (deutsches) Problem



Die Zielländer und die Märkte


Das hohe Kriminalitätsaufkommen wird in den Ländern und an den Orten sichtbar, die für ihre Märkte mit der Ware Kind bekannt sind, in denen es entsprechende (Handels-)Strukturen gibt und die als bevorzugte Zielorte von Pädosexuellen und Pädokriminellen gelten. An manchen dieser streng vertraulich gehandelten oder in der Szene hinlänglich bekannten Adressen sind –mehr oder weniger offen agierende- deutsche Kindersextouristen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Örtlichkeiten unübersehbar.Lange Zeit galt Thailand für Pädokriminelle als Wunsch- und Zielland Nr. 1. Wer sich um Mitternacht auf der Terrasse der berühmt-berüchtigten Marine-Bar in Pattaya aufhielt, dem konnte nicht entgehen, wie deutsche Kindersextouristen kleine Jungen oder Mädchen mit Pommes abfütterten, mit einer Coca-Cola beglückten, ihnen über die dürren Schenkelchen streichelten, um bald darauf in einer dunklen Gasse, in einem Hotel oder in einer Absteige zu verschwinden.
Nicht zuletzt wegen der Immunschwächekrankheit AIDS ( Millionen von thailändischen Kindern sind betroffen – Kinder, die das Wort AIDS oft noch nicht lesen oder schreiben können und doch schon vom Tod gezeichnet sind ) kam es in Südostasien zu einem Verdrängungsprozess. Die thailändischen Regierungen und Militärs sagten und sagen der Krankheit und dem gesamten (Kinder-)Sextourismus mehr und mehr den Kampf an. Thailändische Richter verhängten plötzlich drastische Haftstrafen ( die im Gegensatz zu früheren Zeiten vermehrt in voller Höhe abzusitzen sind ), was deutsche und andere Kindersextouristen mehr und mehr aus dem „Land des Lächelns“ in die Nachbarstaaten Thailands vertrieb.
Die Folge: Der Kindersextourismus ist heute in Thailand nicht mehr so ausgeprägt, vor allem aber nicht mehr so transparent, wie er es noch vor Jahren war.
Neben den Philippinen als nach wie vor beliebtem Zielland ( auch dort präsentiert sich die Szene nicht mehr so öffentlich, wie noch vor Jahren; das Tatgeschehen hat sich aus Sicherheitsgründen weitgehend in Hotels, Absteigen und private Räume verlagert ) sind heute Laos, Myanmar, Vietnam und nicht zuletzt Kambodscha beliebte Ziele (auch) deutscher Pädokrimineller.
Die „Lolita-Freunde“ ( „Lolita“ steht für kleine Mädchen ) treffen sich ebenso in den Ländern Südostasiens wie die Päderastenszene ( „Knabenliebhaber“). Für letztere gelten die Strände von Sri Lanka mit den dortigen „Beach Boys“ als Paradies schlechthin. Sie sind aber auch seit Jahrzehnten an Marokkos Stränden anzutreffen. In einem Land, in dem Mädchen ungleich besser vor sexueller Ausbeutung geschützt sind als kleine Jungen. Auch die Karibikstaaten, Brasilien, Kolumbien, Mexiko und andere Staaten Mittel- und Lateinamerikas, Kenia und Südafrika sind beliebte Zielgebiete. Und auch diese Länder versuchen, ihre Kinder nach Kräften vor sexueller Ausbeutung zu schützen. So endet in Brasilien nach einem Beschluss der Taxi-Innung die Fahrt männlicher Touristen in Begleitung eines brasilianischen Kindes nicht am gewünschten Ziel sondern bei der nächstgelegenen Polizeidienststelle und ein Hotel oder eine Absteige, in der sich ein Tourist mit einem Kind „vergnügt“, erhält nach einem Beschluss der brasilianischen Bankenvereinigung keine Kredite mehr.
Zudem werden männliche Fluggäste, die das Land ansteuern, von der brasilianischen Tourismusbehörde EMBRATUR schon im Flugzeug mit den Sehenswürdigkeiten des Landes aber ( in deutscher Sprache !) auch mit dem vertraut gemacht, was ihnen droht, wenn sie Kinder in sexueller Absicht angreifen sollten.


Foto: ECPAT Deutschland e. V.

Auch Osteuropa wurde von Pädokriminellen längst als ergiebiges Jagdgebiet entdeckt. Dieses fängt gleich hinter der deutsch-tschechischen Grenze an, reicht bis nach Moskau und St. Petersburg, nach Moldawien und in die Ukraine… Auch Kinder der Balkanstaaten, selbst solche aus Ländern, die der Europäischen Gemeinschaft angehören, werden sexuell ausgebeutet.
Während Russland und russische Großstädte –von wenigen Erkenntnissen über Kinderprostitution in Moskau und St. Petersburg abgesehen- ein einziges, gigantisches Dunkelfeld darstellen ( und das ist in der Ukraine und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion kaum anders ), schrecken brutalste Kinderporno-Aufzeichnungen auf, deren Herstellung in Russland und in seinen Nachbarstaaten vermutet wird.

Über ein weithin unbekanntes aber interessantes und erfolgreiches Präventionsprojekt


Weil sich eine erfolgreiche Ermittlungstätigkeit und Strafverfolgung im Bereich der von Deutschen begangenen Auslandsstraftaten aus genannten Gründen anhaltend auf einen Bruchteil des Geschehens reduziert und –den Gegebenheiten entsprechend- wenig erfolgreich verläuft, stellt sich die Frage, was in Deutschland und von Deutschland aus präventiv geleistet wird oder geleistet werden kann, um dieser Kriminalität wirksam(er) zu begegnen. Die Frage ist schon deshalb von Interesse, weil Deutschland in der Pflicht steht, Kinder –auch ausländische Kinder- vor sexueller Ausbeutung zu schützen.