Praxistest für EVISCAN

LKA Rheinland-Pfalz erprobt neues Spurensicherungsverfahren

Rahmenbedingungen


Während der gesamten Projektphase, stand EVISCAN dem kriminaltechnischen Labor in Mainz zum alltäglichen Einsatz in der Spurensicherung zur Verfügung. Für die Untersuchungen selbst haben die verantwortlichen LKA-Mitarbeiter geeignete Asservate aus dem Praxisalltag ausgewählt, die nicht- oder schwach saugende Oberflächen hatten und die von ihrer Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit geeignet erschienen. Alle anderen Asservate im Untersuchungszeitraum blieben für das Projekt unberücksichtigt. Die gegenüberstellenden Untersuchungen von Asservaten mit EVISCAN und dem Referenzverfahren wurden von den LKA-Mitarbeitern anhand von detaillierten Protokollen fortlaufend dokumentiert. Dabei wurden die Verfahren jeweils einzeln und individuell auf vorgegebenen Bewertungsskalen nach objektiven Kriterien bewertet sowie die subjektiven Eindrücke der Mitarbeiter mithilfe strukturierter Interviews am Projektende abgefragt.


Eviscan in LKA-Labor, Foto: LKA RP


Die Bearbeitung aller im Projektzeitraum zu untersuchenden Asservate erfolgte immer in der gleichen Vorgehensweise und Reihenfolge. Dabei war immer der erste Arbeitsschritt die Analyse mit EVISCAN, da dieses Verfahren die Gegenstände im Originalzustand belässt. Mit EVISCAN werden latente Spuren zunächst lokalisiert und erfasst, anschließend direkt mit der systemeigenen Bildbearbeitungssoftware optimiert und digital gespeichert. Ab diesem Zeitpunkt kann die gesicherte Spur im automatisierten Fingerabdruckidentifizierungssystem (AFIS) recherchiert oder für Auswertungszwecke genutzt werden.


LKA-Mitarbeiter bei der Arbeit mit Eviscan, Foto: LKA RP

Im zweiten Schritt erfolgte die Bearbeitung des Asservates mit dem üblichen Standardverfahren, i. d. R. durch Bedampfung mit Cyanacrylat sowie die ggf. erforderliche Kontrastierung mit Adhäsionsverfahren oder Basic Yellow. Anschließend wurden die gesicherten Spuren fotografisch erfasst und nachbearbeitet.
Insgesamt wurden im Projektzeitraum aus 44 Vorgängen 90 verschiedene Asservate unterschiedlichster Geometrie, Oberflächenbeschaffenheit und Materialien z. B. Kunststofftüten, Glasbehälter, Spiegel, Hochglanzpapier oder Schusswaffen untersucht.
Dies ist zwar noch keine verlässliche Kenngröße, um allgemeingültige Aussagen hinsichtlich der Validität des Verfahrens treffen zu können, dennoch können aus dem Vergleich der beiden Verfahren Tendenzen abgeleitet werden.

EVISCAN sicherte mehr Spurenfragmente als konventionelles Verfahren


Bei den 90 untersuchten Asservaten konnten mit EVISCAN insgesamt 21, mit dem Referenzverfahren 22 erfolgreiche Spurensicherungen durchgeführt werden. Die Verfahren unterscheiden sich demnach nicht in der Nachweiswahrscheinlichkeit nach Trägermaterialien.
Darüber hinaus wurden bei diesen Spurensicherungen 78 (EVISCAN) bzw. 18 (Referenzverfahren) Spurenfragmente gesichert, die heute nicht daktyloskopisch verwertbar sind. Unter Würdigung dieser Erkenntnisse scheint das EVISCAN-Verfahren bei den hier untersuchten Asservaten in der Lage zu sein, latente daktyloskopische Spuren berührungslos und ohne chemische oder adhäsive Vorbehandlung in oft gleicher, in Einzelfällen auch besserer Qualität als das Referenzverfahren zu sichern.

Obwohl die Erkenntnisse des Projekts nur auf einer kleinen Datenbasis beruhen, hat sich gezeigt, dass EVISCAN für den Einsatz im Laboralltag der Kriminaltechnik eine sehr gute Alternative und/oder Ergänzung in der polizeilichen Spurensicherung sein kann. Aus fachlicher Sicht ist es daher wünschenswert, die vorläufigen Ergebnisse durch weitere Untersuchungen zu bestätigen, um das Verfahren in der Kriminaltechnik regelmäßig anzuwenden.
Die Tatsache, dass EVISCAN mehr Spurenfragmente als konventionelle Verfahren sichern konnte, ist ein Hinweis darauf, dass die bisher angewandten Verfahren nicht alle tatsächlich vorhandenen Spuren sichern können.
Da die mit EVISCAN bearbeiteten Gegenstände trotz Untersuchung den Originalzustand behalten, können Untersuchungsergebnisse reproduziert werden und potentiell neue Untersuchungsmethoden in der Zukunft gegebenenfalls zusätzliche Erkenntnisse bringen.
Der Verzicht auf adhäsive oder chemische Spurensicherungsmittel reduziert die Anwendung von gesundheitsgefährdenden Stoffen.


Im Fall von vorbehandelten Spurenträgern, bei denen die Spurensicherung bereits erfolgt war und wo lediglich eine fotografische Dokumentation erforderlich wurde, sicherten beide Verfahren die Spuren mit gleicher Effektivität. EVISCAN könnte somit auch die Fotodokumentation von Spuren auf CA-bedampften Spurenträgern mit übernehmen.