Sexualdelikte

Sexueller Missbrauch von Kindern

Die Täter – wichtige Hinweisgeber für wirksame(re) Prävention, Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung



Ganz andere Hintergründe und eine andere Motivationslage sind bei den sogenannten Erlebnistätern dafür ausschlaggebend, dass sie Kinder sexuell motiviert angreifen. Vielleicht sind diese Täter ein (Negativ-)Produkt der vergangenen Jahrzehnte, der Entwicklung im Bereich Sexualität von einer doch eher verklemmten und verkrusteten Gesellschaft hin zu den Sexmärkten heutiger Tage mit Flatratesex, Gang-Bang-Partys und Baby-Strichs. 
Erlebnistäter leiden ständig unter dem schrecklichen Gefühl, noch nicht alles erlebt zu haben, was Sexualität angeht. Sie sind die „Trophäensammler“ auf der Sexsafari. Sie kennen Zweier-, Dreier-, Viererbeziehungen, den Swingerclub, das Sado-Maso-Studio, jedes Bordell im Umkreis von 500 km… Und doch sind sie immer weiter auf der Suche nach Neuem, Unbekanntem. Entdecken sie bei dieser Suche das Kind oder steht ihnen ein solches plötzlich zur Verfügung, so ist die Hemmschwelle nicht da, wo sie sein sollte. Sie gönnen sich dieses Erlebnis. Damit aber nimmt die Jagd keineswegs ihr Ende. Es folgt das Verlangen nach einem jüngeren oder nach einem älteren Kind, nach einem asiatischen oder afrikanischen, nach einem dunkelhaarigen oder blonden, schön gekleideten oder schmutzigen… Das Verlangen scheint unendlich. Die Jagd auch. 


Demonstration für den Schutz von Kindern vor Sexualstraftätern Foto: Schotterblume e.V.


Nicht zuletzt erscheint von Bedeutung, welchem Tätertyp oder welchen Typen die immer wieder zu beklagenden Kindermorde zuzuschreiben sind. Untersuchungen der amerikanischen Bundesbpolizei FBI ergaben, dass der situationsmotiviert handelnde, soziopathische Ausbeutungstäter häufig zum sexuell motivierten Kindermörder wird. Überzogene Gewalthandlungen, verweigerte Liebe, Hass und Enttäuschung sind nicht selten Ursache und Auslöser einer solchen Tat. Gleichwohl, so scheint es, töten auch auf Kinder fixierte, sadistische Täter eher häufig und auch alle anderen Tätertypen sind potenzielle Kindermörder. Selbst der sich zumeist lieb und nett zeigende Verführer, der eine Beziehung zum kindlichen Opfer aufbaut, wird gelegentlich zum Mörder (zu seinem persönlichen Schutz und zur Verdeckung einer Tat).
Die allermeisten Kinder werden von den sexuell motivierten Tätern getötet, um einen lästigen Zeugen aus der Welt zu schaffen, um sich zu schützen und die Tat zu verbergen (Verdeckungstaten).
Neben diesen Verdeckungstaten scheint es im Wesentlichen drei Kategorien tödlicher Gewalt als Teil der eigentlichen, sexuellen Handlungen zu geben:

  1. Täter, die soviel Gewalt anwenden wollen, wie aus ihrer Sicht zur Kontrolle des Opfers benötigt wird, die jedoch – aus unterschiedlichen Gründen – dabei überziehen und dann mehr oder weniger versehentlich töten,
  2. Täter, die organisiert vorgehen (auch im Rahmen ritueller Gewalt) sowie skrupellose Ausbeutungstäter, oft mit psychopathischen Zügen. Die Tötungshandlung ist Bestandteil ihres Übergriffs und wird zumindest billigend in Kauf genommen,
  3. Sadistische Täter, bei denen die Tötung des Opfers Teil ihrer Fantasien ist und Lust erzeugt. Sie neigen auch zum von vorn herein geplanten Verdeckungsmord.

Hinweise und Konsequenzen für Prävention und Repression


Aus dem Wissen über die Täter, aus ihren unterschiedlichen Tatmotiven, aus den Tatbegehungsweisen und ihrem Tarnverhalten ergeben sich zahlreiche Hinweise und Erfordernisse für eine wirksamere Prävention und eine erfolgreiche(re) Ermittlungstätigkeit und Strafverfolgung.
Es sind Hinweise und Erfordernisse, welche die Politik, die Polizei, die Jugendbehörden und Kinderschutzorganisationen ebenso zur Kenntnis nehmen und in Ihr Wirken mit einbeziehen sollten wie Eltern, Erziehungsberechtigte und Andere, die Kindern gegenüber in der Verantwortung stehen, auch. Es sind Hinweise und Erfordernisse, die es umzusetzen gilt, sollen unsere und die Kinder Anderer in Zukunft besser vor sexuell motivierten Vergehen und Verbrechen geschützt sein, als das bislang in unserem Land der Fall ist.

Beispiele von Erkenntnissen und Schlüssen aus der Tätertypisierung und den jeweiligen Tatbegehungsweisen und dem Tarnverhalten:

  • Wenn es die primär pädophile Frau und ein sie betreffendes, hohes Dunkelfeld gibt, so sind Hinweise auf Täterinnen ernst zu nehmen und in angemessener Weise zu verfolgen – so wie Hinweise auf entsprechende Vorgänge im Bereich Jugendlicher und Kinder auch
  • Wenn Täter und Taten durch eine „Kultur des Wegschauens und Schweigens“ begünstigt werden und diese von ihnen genutzt wird, so ist sie – auf allen Ebenen – zu durchbrechen und in eine „Kultur des Hinsehens und Handelns“ zu wandeln. U.a. erfordert das eine gesetzliche Anzeigepflicht und zwingende Güterabwägungen zwischen solchen Verbrechen an Kindern und dem Datenschutz (203 StGB). 
  • Wenn fremde Täter eher selten und Täter im Nahfeld häufig sind, wenn Ängste (unsichere Kinder) tatfördernd wirken, dann ist nicht oder weniger vor dem „bösen, fremden Mann“ zu warnen und damit Angst zu erzeugen sondern der Umgebung eines Kindes die erforderliche Aufmerksamkeit zu widmen.
  • Wenn Akademiker bei diesen Tätern nicht unterrepräsentiert sind, dann sind Ermittlungen ohne Rücksichtnahme auf Amt und Ansehen zu führen und die Frage „entschuldigen Sie, Herr Bürgermeister, Herr Schulrat, Herr Pfarrer…, es ist natürlich eine reine Formsache aber ich muss Sie fragen, wo waren Sie zur Tatzeit?“ verbietet sich angesichts des Tarnverhaltens der auf Kinder fixierten Täter. Denn diese Fragestellung könnte so gefährlich und falsch sein, wie es falsch wäre, sich mit der Antwort „auf dem Rathaus, in der Schule oder Kirche…“ zufrieden zu geben.
  • Wenn es im jeweiligen, polizeilichen Zuständigkeitsbereich kleinere (Tarn-)Organisationen der (potenziellen) Täter geben sollte, sind geeignete Massnahmen einzuleiten, um deren Tun und Treiben zu enttarnen.
  • Nicht zuletzt angesichts des regressiven Tätertyps aber auch des Tarnverhaltens der auf Kinder fixierten Täter sind Hinweise auf den unbescholtenen und unauffälligen Familienvater nicht abwegiger als Hinweise auf andere Personen.
  • Wenn Verführer Defizite der beschriebenen Art (zu wenig Liebe, zu wenig Lob…) als Einstiegschance nutzen, so ist im Erziehungsbereich darauf zu achten, dass solche Defizite bei Kindern erst gar nicht entstehen oder aber, dass sie erkannt und behoben werden
  • Wenn unsichere und ängstliche Kinder oder Kinder, deren Körpersprache Angst und Unsicherheit ausdrückt, vermehrt angegriffen werden oder gar zum „Opfertyp“ werden, dann ist Kindern Stärke zu vermitteln (aufgeklärt über ihre Recht und Möglichkeiten, in der Lage, Widerstand zu signalisieren und zu leisten, aufrechte und selbstbewusste Körpersprache) und ihre Körpersprache ist zu verändern (ggf. Selbstbehauptungstraining).
  • Wenn Täter hörige und willige Kinder bevorzugen, sollten Kinder zu einem entschiedenen NEIN befähigt werden, was sicher nur dann möglich ist, wenn sie jemals mit einem solchen NEIN gegenüber Erwachsenen erfolgreich waren…

Aus all dem, was wir über die Täter wissen, ergibt sich auch, dass Kinder befähigt werden sollten, über ihre Gefühle, Ängste und Sorgen zu sprechen. Das wiederum ist nur dann von Nutzen, wenn sie im Erwachsenenbereich Ansprechpartner haben, denen sie auch Peinliches, Unangenehmes und sie Belastendes mitteilen können.
Kinder sollten in jeder Phase ihres Heranwachsens einen Erwachsenen haben, dem sie das Vertrauen schenken, auch über solche (schlechten) „Geheimnisse“ zu sprechen.
Es sind sicher oft andere, wechselnde Personen, die einem Kind gerade besonders nahe stehen: Der Vater, die Mutter, der Großvater, der große Bruder, die Erzieherin, der Lehrer…
Egal zu wem, zu einer Person hin sollte dieser Draht nie abreißen, denn sobald ein Kind einen solchen, vertrauenswürdigen Ansprechpartner hat und auch über geheimnisvolle oder verdächtige Vorgänge und Vorbereitungshandlungen (die Begehungsweisen zeigen, dass die Taten oft lange und geduldig vorbereitet werden und nur selten spontan erfolgen) sprechen kann und spricht, wird es für den oder die Täter gefährlich. Gleichgültig, um welchen Tätertyp es sich handelt und unabhängig davon, ob er Fremdtäter ist oder aber aus dem sozialen Nahfeld eines gefährdeten oder betroffenen Kindes kommt. 
Bedauerlicherweise aber haben viele Kinder in unserer Gesellschaft einen solchen Ansprechpartner nicht – auch der Junge aus der Bambini-Elf konnte deshalb über die Filmvorführung und die weiteren Vorkommnisse in der Wohnung seines Betreuers nicht und mit niemand sprechen. 
Das Hinwirken auf ein solches Vertrauensverhältnis, potenziellen Opfern eine Sprache zu geben, das scheint aus kriminalistischer Sicht der wichtigste und wirksamste Präventionsansatz schlechthin. 



Anmerkungen
Pädophil bedeutet aus dem Griechischen übersetzt „kinderlieb“ oder „Kinder lieb haben“, was angesichts dem, was die Täter Kindern antun, der falsche Begriff ist 
Auf (Prozent-)Zahlen über das anteilmäßige Aufkommen der Täter sowie über andere Zahlenspiele hinsichtlich des Alters der Täter oder der Opfer, der Häufigkeit bestimmter Tatorte oder gewaltloser/gewaltsamer Vorgehensweisen usw. wird bewusst verzichtet. Sie erscheinen angesichts des kleinen Hellfeldes wenig seriös und können zu falschen Schlüssen führen. Ped = der Knabe, Erastes = der Liebhaber, also „Knabenliebhaber“

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