Bootcamp

Als Bootcamp wird ein Trainingslager für Soldaten bezeichnet, vor allem in den USA. Seit den 1990er Jahren fallen auch Einrichtungen zur Umerziehung von Verbrechern, aber auch von straffällig oder auffällig gewordenen Jugendlichen unter diesen Titel.

Fitness und Gehorsam

Der Zweck von Bootcamps ist grundsätzlich die Rehabilitation der Schwierigsten. In Deutschland gibt es keine Bootcamps.
Ob Rekrut, Straftäter oder Jugendlicher: In einem Bootcamp wird auf extreme Weise geschult, erzogen und diszipliniert. Es sind außerordentliche physische und psychische Leistungen gefordert. Von den US-Marines wird verlangt, dass sie am Ende der dreizehnwöchigen Ausbildung im militärischen Bootcamp während einer 54-stündigen Abschlussprüfung an ihre Belastungsgrenze gehen: Ausdauer, Stress, Nahrungs- und Schlafentzug müssen gemeistert werden.
Bei der Erziehung renitenter Jugendlicher sind Redeverbot, Einzelhaft, kahl geschorene Köpfe und Fußketten an der Tagesordnung. Manchmal werden die Delinquenten angeschrien, dürfen dabei selbst aber keine Miene verziehen. Körperliche Fitness steht im Vordergrund: Die Teenager werden zum Beispiel in Einheitskleidung über einen Hindernisparcours gejagt oder müssen Kilometer weit marschieren. Die harten Methoden spiegeln sich auch im Namen „Bootcamp“ wider. Boots sind sowohl schwere Stiefel, die man in solchen Camps trägt, als auch Tritte mit eben solchen. Straftäter unterziehen sich den Maßnahmen eines Bootcamps meist deshalb, weil die Unterbringung dort wesentlich kürzer ist als eine Haft wäre.

Umstrittene Methoden

Die Methoden der amerikanischen Bootcamps „Willen brechen, um ihn dann wieder aufzubauen“ sind umstritten. Auch die Rückfallquote teilnehmender Straftäter ist hoch. Neben der Sinnhaftigkeit der Methodik in solchen Umerziehungslagern kommt es in den USA auch immer wieder zu Zwischenfällen, vor allem in den Bootcamps für Jugendliche. Die meisten sind es nicht gewohnt, sich so viel zu bewegen. Manche erleiden Kreislaufzusammenbrüche. Auch den Freiheitsentzug hält nicht jeder gut aus.

Es sterben auch Jugendliche in Bootcamps. Oft sind es Suizide. In manchen Fällen kommen Teenager aber auch durch die Strapazen oder Prügel zu Schaden – oder sogar zu Tode. Im Januar 2006 starb ein 14-Jähriger, nachdem er von sieben Aufsehern eines Bootcamps in Florida geschlagen und getreten wurde und man ihn zwang, Ammoniak zu inhalieren. Die anwesende Krankenschwester griff erst ein, als der Junge bereits leblos am Boden lag. In Amerika werden bis zu 20.000 Kinder pro Jahr in Bootcamps untergebracht. Dafür zahlen ihre Eltern rund 450 Dollar täglich.

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