Kriminalistik vs. Kriminologie
Während die Hauptaufgabe der Kriminalistik die praktische Aufklärung von Straftaten ist, handelt es sich bei Kriminologie um eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich hauptsächlich mit der Ursachenforschung krimineller Handlungen auseinandersetzt. Diese befasst sich u. a. mit
- individuell-menschlichen Faktoren wie Anlagen, Familie, Krankheiten und Alter,
- gesellschaftlichen- und Umweltbedingungen wie Beruf, Bezugsgruppen, Medien, Kriminalisierungs- und Entkriminalisierungsprozessen sowie mit
- bekannten und noch unbekannten Verbrechen (z. B. Tätertypologie, Ätiologie (die Suche nach den Ursachen für die Entstehung einer Krankheit), Phänomenologie, Kriminalgeographie, Prävention, Prognose und Dunkelfeldforschung).
Richtungen
- Kritische Kriminologie: thematisiert Kontroll- und Kriminalisierungsprozesse (sozialwissenschaftlich orientiert)
- Kriminalpolitische Kriminologie: thematisiert die Optimierung strafrechtlicher und gesellschaftlicher Kriminalprävention
- Angewandte Kriminologie: thematisiert Einzelfälle (Praxisfeld Strafrechtspflege)
- Viktimologie (Opferforschung): thematisiert die Persönlichkeitsstrukturen der Opfer sowie die Beziehungsstrukturen zwischen Opfern und Tätern
Kriminologie als Lehrfach
Die universitäre Kriminologie als Grundlagenfach des Jurastudiums ist in der Regel den rechtswissenschaftlichen Fakultäten zugeordnet. Das Fach Kriminologie führt Erkenntnisse aus den Rechtswissenschaften mit Aspekten der Soziologie, Psychologie, Pädagogik, Ethnologie, Anthropologie und der Ökonomie zusammen. Ein eigener Masterstudiengang Kriminologie wird unter anderem an den Universitäten Hamburg (M.A. „Internationale Kriminologie“) und Bochum (M.A. „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“) angeboten.