Kriminalität

Ausländer im Bann der Kriminalität

Ursachen und Präventionsansätze zur Vorbeugung der Delinquenz von Ausländern und Migranten

 

4 Kriminogene Faktoren für die Delinquenz junger Ausländer und Migranten


Nach Darlegung der Zahlen zeigt sich, dass der Anteil der Straftaten seitens der Ausländer eher im Bereich der ausländerspezifischen Delikte liegt. Diese können, wie bereits erwähnt, naturgemäß nur von Ausländern begangen werden. Zweifelsohne begehen Ausländer Straftaten, jedoch müssen sie dabei nicht krimineller sein als durchschnittliche Deutsche, um den Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen zu erhöhen. Es ist zu beachten, wenn seit 2015 über 2,14 Mio. Zuwanderer nach Deutschland gekommen sind, dass sich auch das zahlenmäßige Verhältnis von Deutschen zu Nichtdeutschen (und damit einhergehend die Straftaten) verändert hat. Es ist im Zusammenhang mit der Ausländerkriminalität wichtig, nach den Gründen für die Begehung der genannten Delikte zu fragen. Das delinquente Verhalten junger Menschen aus Einwanderungsfamilien wird häufig in Zusammenhang mit einer unzureichenden Integration in die Gesellschaft gebracht. In vielerlei Hinsicht wird auch von dem geborenen Verbrecher gesprochen, den man an seinem Aussehen identifizieren könne und somit die Anzeigenbereitschaft gegen Nichtdeutsche höher klassifiziert ist als gegen Deutsche. Hinsichtlich der Kausalerklärungen von Ausländerkriminalität wurden unterschiedliche kriminologische Theorien dargelegt, die die Delinquenz ausländischer Bevölkerung und der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Blickwinkeln deuten.

4.1 Kulturkonflikttheorie

Die Kulturkonflikttheorie bezog sich in den 1930er Jahren auf die Kriminalität von Zugewanderten in den USA. Nach dieser Theorie bringen Einwanderer kulturelle Wertvorstellungen mit, die von denen des Gastlandes abweichen. Wollen sie jedoch weiterhin nach den Verhaltensnormen ihres Herkunftslandes leben oder können sie sich nicht zwischen den Verhaltensnormen ihres Gast- oder Herkunftslandes entscheiden, dann entstehen daraus kulturelle Konflikte. Es entsteht eine Diskrepanz zwischen der Wahl von Kulturen, der Familie, der Heimat und der Adoptivkultur. Die Unmöglichkeit oder die Widerwilligkeit der Anpassung und die Andersartigkeit bezüglich Sprache, Bildung, ethnischer Zugehörigkeit und sozialen Anschauungen führen meist zu Benachteiligungen und Ausgeschlossenheit innerhalb der Gesellschaft. So weichen die Ideal- und Denkvorstellungen hinsichtlich der Systeme voneinander ab und es entsteht eine Gefahr der Verunsicherung, Desorientierung und Fehleinschätzung der Rechtsordnung des Gastlandes. Das Gefühl der Orientierungslosigkeit, der Heimatlosigkeit und der Ablehnung seitens der Gesellschaft stäken die Faktoren für eintretende delinquente Verhaltensmuster. So könnten Delinquenzen entstehen, die durch Frustration über nicht erreichte Ziele (z.B. aufgrund des Ausländerstatus) hervorgerufen werden und als Folge des Kulturkonflikts definiert werden.

4.2 Anomie- und Drucktheorie

Die Anomietheorie verknüpft Kriminalität mit den Bedingungen der Sozialstruktur. Hauptaussage dieser Theorie ist, dass Kriminalität auf einem Missverständnis zwischen den allgemeinen gesellschaftlichen Zielen und den vorhandenen sozialen Mitteln basiert. So führen die sozial instabilen Verhältnisse eines jungen Ausländers/Migranten beispielsweise dazu, dass Bedürfnisfrustration entsteht, was wiederum zur Kriminalität führt. Man verschafft sich dann mit illegalen Mitteln die Güter, die legal unerreichbar wären. Bezogen auf die Ausländerkriminalität ist diese Theorie ein Symbol für die soziale Desintegration und Mittellosigkeit. Denn die meisten der in Deutschland lebenden Ausländer sind männlich, jung, ärmer als der Durchschnitt und in Großstädten ansässig. Diese Faktoren erhöhen statistisch gesehen das Risiko straffällig zu werden. Ein fehlender oder niedriger Bildungsabschluss kann zur Arbeitslosigkeit führen. Mit der Arbeitslosigkeit verbunden ist die Geldnot. Dies wiederum erhöht das Risiko kriminelle Handlungen zu begehen. Die Enttäuschung über den fehlenden Zugang zu den als wertvoll erachteten Ressourcen erzeugt Frustrationen, die sich als Aggressionen oder in alternativen Wegen der Beschaffung (u.a. Diebstahl) niederschlagen können. Nach dieser Theorie können auch die Zuwanderer mit legaler Arbeit sich und ihren Familien unmöglich ein ausreichendes Einkommen verschaffen und tendieren eher dazu, illegalen Aktivitäten nachzugehen.

4.3 Sozialisationstheorie / Theorie der sozialen Desintegration

Sozialisation wird als ein Vorgang bezeichnet, in dem der Mensch gewisse Normen, Werte und Orientierungen einer Gruppe erlernt, der er angehört. Sie erfolgt im Rahmen des durch die soziale Umwelt vermittelten Lernens von Verhaltensweisen, Denkstilen, Gefühlen, Kenntnissen und Werthaltungen. Das Erlernen dieser Vorgänge kann dann beispielsweise durch Beobachtung, Nachahmung, Vergleich, Vermeidung, Einübung und Einsicht erreicht werden. Das Ziel der Sozialisation liegt insbesondere darin, interkulturelle Fähigkeiten zu erlangen, Selbstsicherheit zu gewinnen, die Motivation/Leistung zu stärken, Gewissensbildung sowie die Fähigkeit und Bereitschaft zur produktiven Konfliktbewältigung. Diese Theorie dürfte insbesondere im Bereich der Ausländer- und Migrantenkriminalität eine große Rolle spielen. Denn ihre Idealvorstellungen sind nicht immer zu erreichen. Faktoren wie die soziale Benachteiligung der ausländischen Bevölkerung, mangelnde Wertübereinstimmung und -ausrichtung innerhalb der Bevölkerung, das Gefühl des Nichtankommens in der Mehrheitsgesellschaft, enge und ghettoähnliche Wohnverhältnisse, ungesicherter Rechtsstatus der Eltern, Sprach- und Anpassungsschwierigkeiten, höhere Arbeitslosenquote sowie die Schlechterstellung in der Schul- und Berufsausbildung stärken das Desinteresse an einer Integration und führen oftmals in die Kriminalität.

Ein weiterer wichtiger Faktor dieser Theorie liegt in der Sozialstruktur. Laut Untersuchungen zur Kriminalitätsgeografie fördert das Großstadtleben und das dort vorhandene Milieu bestimmte Kriminalitätsfaktoren, die sich dann auf die ausländische und einheimische Bevölkerung ausdehnen. Dass sich das Großstadtleben auf die Kriminalität bestimmter Gruppen auswirken kann, belegt die PKS. So werden Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern angezeigt, dessen Kriminalitätsbelastungen sich enorm unterscheiden: Je mehr Einwohner eine Stadt verzeichnet, desto höher die statistische Anzahl der dort registrierten Straftaten.