Opferschutz

WEISSER RING

Der WEISSE RING: Seit 40 Jahren Stimme der Opfer

Aktionen und Botschafter: öffentliches Bewusstsein fördern


Ein ganz zentraler Aspekt, wenn von 40 Jahren Opferarbeit des WEISSEN RINGS die Rede ist, ist auch die Schaffung und Förderung eines öffentlichen Bewusstseins. Das heißt konkret: wachrütteln, Verständnis für die Nöte von Kriminalitätsopfern schaffen und der Öffentlichkeit das Wirken des WEISSEN RINGS in allen Facetten näherbringen. Dies ist mit der Zeit gelungen. Mittlerweile sorgen nicht nur Aktionen dafür, den WEISSEN RING immer wieder öffentlich effektiv zu positionieren. Auch prominente Personen des öffentlichen Lebens konnten dazu gewonnen werden, als Botschafter seinen Bekanntheitsgrad nach oben zu bringen.
Zentrale Aktion des WEISSEN RINGS ist der jedes Jahr am 22. März begangene Tag der Kriminalitätsopfer, der in diesem Jahr bereits sein 25-jähriges Jubiläum feierte. Im Jahr 1991 wurde der Tag vom WEISSEN RING ins Leben gerufen – als Mahnzeichen gegen mangelndes Problembewusstsein in der Gesellschaft hinsichtlich der Situation der Opfer. Inzwischen ist er fest etabliert. Bundesweit gehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht nur mit Informationsständen auf die Straße, sondern bringen sich auch im Rahmen von Diskussionsrunden, Presse-Gesprächen, Gottesdiensten, Luftballon-Aktionen und vielen weiteren Veranstaltungsformaten ein in den öffentlichen Diskurs. Sie nutzen den Tag der Kriminalitätsopfer, um zu erinnern und aufmerksam zu machen, aber auch, um Justiz und Politik mit konkreten Missständen zu konfrontieren und zum Handeln aufzufordern.
„Informierte Opfer sind stark“ war das Motto des diesjährigen Tags der Kriminalitätsopfer, der auf die festen, unumstößlichen Rechte von Opfern hinwies – und insbesondere deren Informationsrechte thematisierte. Angestoßen wurde aber auch das weitere Bekanntwerden des Projektes Infovictims, an dem sich verschiedene Opferhilfe-Organisationen aus anderen Ländern Europas beteiligen. Im Rahmen des Projektes werden auf einer eigens eingerichteten Website (www.infovictims.de) anschaulich und in leicht verständlicher Sprache unter anderem Vorgänge eines Strafprozesses aufgezeigt und daran Beteiligte vorgestellt. Darüber hinaus werden Opferrechte detailliert erklärt, aber auch Hilfestellungen beim ersten Umgang mit Tatfolgen gegeben. Dem WEISSEN RING ging es darum, nicht nur die Opfer selbst bestmöglich anzusprechen und sie über ihre Rechte aufzuklären. Sein erklärtes Ziel war es, alle Gruppen, die mit Opfern von Straftaten in Kontakt stehen – unter anderem Polizisten, Anwälte, Richter, Therapeuten und Sozialarbeiter – dafür zu sensibilisieren, mit welchen Ängsten und Widrigkeiten Kriminalitätsopfer kämpfen.
Wie sieht es mit Personen des öffentlichen Lebens aus? Gelingt es, sie für die eigene Sache zu begeistern und dafür zu sorgen, dass eine Botschaft öffentlich Gehör findet? Der WEISSEN RING hat es mit der Zeit in der Tat geschafft, prominente Unterstützer als Botschafter für den Verein zu gewinnen. Darunter zählen die Schauspieler Marek Erhardt, Steffen Schroeder, Til Schweiger, Nora von Collande und Herbert Herrmann, die Sportler Regina Halmich, Kirsten Bruhn, Silke Kraushaar-Pielach und Miriam Welte, die Musiker „Die Amigos“ und Stefan Gwildis sowie der Fernsehmoderator Jean Pütz. Auch die Polizei-Hubschrauberpiloten und „Häkel-Helden“ Tim Pittelkow und Carsten Krämer setzen sich als Botschafter für den Verein ein. Ihr Einsatz hilft dem WEISSEN RING enorm. Denn sie sind es, die sich mit ihrem Status und mit ihrem Bekanntheitsgrad öffentliches und mediales Interesse erregen und letztlich großen Anteil daran haben, den Opferhilfe-Gedanken in Deutschland noch weiter zu etablieren.
Eine sehr gelungene und wertvolle Kombination aus Botschafter-Tätigkeit und Aktion liefert auch immer wieder das Radsportteam des WEISSEN RINGS, bestehend aus sportbegeisterten Hamburger Polizisten. Als Botschafter des WEISSEN RINGS tourte das Team bereits zwei Mal mit dem Fahrrad durch die Bundesrepublik Deutschland – zuletzt im vergangenen Jahr 2015. Das Team repräsentierte den WEISSEN RING, machte an jeder Etappe auf sein Wirken aufmerksam und stellte die praktische Arbeit des Vereins vor. Das Interesse der Medien war groß – und somit im Hinblick auf eine Steigerung des Bekanntheitsgrades sehr effektiv.

Ausblick


Wenn all dies schon erreicht ist und sich die Situation der Opfer verbessert hat – ist der WEISSE RING dann überhaupt noch nötig? Die Antwort kann nicht eindeutiger sein: Ja, das ist er. Denn zum einen ist die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten seit 1976, dem Gründungsjahr des WEISSEN RINGS, um fast 99 Prozent gestiegen. Zum anderen dreht sich in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung zu häufig noch immer zu viel um den Täter. Das Opfer bleibt mit seinen Nöten und Bedürfnissen außen vor. Hier gegenzusteuern, ist nach wie vor eine Kern-Aufgabe des WEISSEN RINGS.
Eine Gesellschaft ohne Straftaten wäre äußerst wünschenswert. Aber leider wird sie Illusion bleiben, denn Menschen haben schon immer Unrecht begangen und Unbeteiligten Schaden zugefügt. Es gilt also für den WEISSEN RING, weiterhin Opfern praktisch zu helfen, für sie öffentlich und medial einzustehen und alles dafür zu tun, Straftaten bestmöglich vorzubeugen. Dies ist nicht nur eine große Aufgabe. Vor allem ist es auch eine große Herausforderung, die der Verein aber gern annimmt. 40 Jahre Opferhilfe sind kein Grund, sich zurückzulehnen. Der WEISSE RING wird sein Engagement mit aller Kraft und aller Leidenschaft fortsetzen – ganz im Sinne der Opfer.