Sexualdelikte

Sexueller Missbrauch von Kindern

Die Täter – wichtige Hinweisgeber für wirksame(re) Prävention, Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung

Er nutzt diese und andere Defizite geschickt, um sie gegen sexuelle Handlungen einzutauschen. Er gibt vor, lieb zu sein, Zeit zu haben oder er lobt das Kind… und fordert dafür dann das entsprechende Entgegenkommen.
Je nach seiner Beziehung zum Kind, setzt er auch sein Ansehen, sein Amt oder seine Autorität ein, als Arzt zum Beispiel, Lehrer, Erzieher, Trainer…, um zum Erfolg zu kommen.
Mit dem Vermitteln von Schuldgefühlen oder dem Erzeugen von Angst („…dann kommen wir beide ins Gefängnis !“), mit Schweigegeboten („…unser großes Geheimnis !“) oder durch Vermittlung von Schamgefühlen gelingt es ihm, betroffene Kinder oft über sehr lange Zeiträume hinweg, manchmal vielleicht sogar für immer, zum Schweigen zu veranlassen. 
Der Betreuer des Fussballclubs lud den 5-Jährigen aus der Bambini-Elf zum Spaghetti-Essen ein. Willst du noch einen Film sehen, einen Film nur für Erwachsene, fragte er danach und der Junge stimmte begeistert zu. „Dann nehm die Diskette aus dem Schrank, lege sie auf…!“ Es lief ein Kinderporno und als kurz darauf auf dem Sofa die Filminhalte nachvollzogen werden sollten und das Kind zu schreien begann und zu fliehen versuchte, wurde es zurückgehalten. „Du wolltest doch einen Film für Erwachsene sehen ! Du hast ihn doch aus dem Schrank geholt, Du hast ihn doch aufgelegt… Und nun das !?“
Die Täter wissen, dass ein Kind, das sich schuldig oder auch nur mitschuldig an einem solchen Tatgeschehen fühlt, schweigt. So wie auch in diesem Fall, der erst viel später und mehr durch Zufall bekannt geworden ist. 

Freilich gibt es auch auf Kinder fixierte Täter, die nicht mit den Fähigkeiten des Verführers ausgestattet sind. Diesen introvertierten Tätern mangelt es an der erforderlichen, kommunikativen Kompetenz, am notwendigen, zwischenmenschlichen Geschick. Sie sehen sich deshalb gezwungen, andere Wege zu gehen, um Kindern nahe und an ihr Ziel zu kommen. Sie beobachten, schleichen um Spielplätze, halten sich zu ganz bestimmten Zeiten entlang der Schulwege auf. Die Tathandlungen beschränken sich zumeist auf kurze Attacken, auf Berührungen, exhibitionistische Handlungen oder ein anstößiges Foto. Gelegentlich greifen sie auch zum Telefon, um ein Kind zu erreichen oder sie sind Kunde von Kindfrauen und Kindern in der Prostitution.
Glücklicherweise sind auf Kinder fixierte Täter mit der Vorliebe für sadistische Praktiken eher selten. Sie sind nicht nur auf Kinder sondern auch auf ganz bestimmte Opferreaktionen fixiert. Reaktionen auf körperliche und seelische Verletzungen, Schmerzen und Qualen sind wesentlicher Bestandteil ihrer Fantasien und Ziele. „Die Jagd ist dabei so schön wie der Fang“, so wurde das von einem dieser Täter beschrieben und diese Jagd kann sowohl in Form des Anlockens, Verführens oder aber durch Gewaltanwendung erfolgen. Befindet sich das Opfer dann in der Hand des Täters, bestehen die weiteren Tathandlungen nur noch aus Gewalt mit oft übelsten Folgen für das Opfer Kind. Der Planungsgrad, das Entführungs- und auch das Tötungsrisiko sind bei diesen sadistischen Tätern gleichermaßen hoch. 
Dr. X, verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern, war eine höchst angesehene Persönlichkeit in der Stadt und betrieb seit Jahrzehnten eine gut gehende Arztpraxis. Niemand ahnte von seinem geheimnisvollen Doppelleben. Allein in verschwiegensten Päderastenkreisen3 war er für seine sadistischen Vorlieben bekannt. Einen Vertrauten beauftragte er mit der Beschaffung von zwei Kindern auf dem Balkan und eines Gehöfts in Süddeutschland, in welchem er diese unterbringen wollte. „Ich werde sie halten wie Schweine im Stall, angekettet an Nasenringen. Ernährt von Abfällen. Ich werden sie mit meinen Freunden zureiten wie einst die Bojaren in Russland Ihre Leibeigenen… Für den Todesfall der Kinder ist Vorsorge zu treffen, so dass eine unauffällige Entsorgung möglich ist…
Es waren keineswegs nur wilde Fantasien. Die Kinder waren geordert, das Gehöft (Verlies) war beschafft. Wäre das Ermittlungsverfahren nicht gekommen, hätten zwei Kinder unter den geschilderten Umständen mitten im zivilisierten Deutschland leben müssen – wie lange, erscheint fraglich.
Die auf Kinder fixierten Täter vermeiden es zumeist, Kinder anzugreifen, die Wiederstand leisten oder deren Körpersprache Widerstand signalisiert. Sie bevorzugen Kinder, die „schwach“ wirken, keinen Widerstand erwarten lassen und die es gewohnt sind, Erwachsenen bedingungslos zu gehorchen. Der Grund: Widerstand bringt immer die Gefahr mit sich, entdeckt und enttarnt zu werden. Die auf Kinder fixierten Pädosexuellen oder Pädokriminellen fühlen sich zudem als Angehörige einer zu Unrecht verfolgten Minderheit.

„Früher haben sie die Juden verfolgt, heute verfolgen sie uns !“


Aus diesem Gefühl heraus entwickelt sich das Bedürfnis nach Beistand und Unterstützung. Sie suchen nach Gleichgesinnten und Mitstreitern und so bilden sich nicht selten (zumeist kleinere) Interessengemeinschaften und Gruppierungen. Weil man sich dabei aus Gründen der Sicherheit abschottet, bleibt es zumeist bei kleinen, vertrauten und verschwiegensten Kreisen, welche bestens getarnt (zum Beispiel als „Schachclub“ oder „Selbsthilfegruppe Pädophilie“) agieren und den Einzelnen mit Rat und Tat zur Seite stehen (das kann von der Beschaffung eines Kindes bis hin zur Haftbetreuung gehen). 
Es gibt aber nicht nur solche kleinen Tarnorganisationen sondern auch offizielle Pädo-Organisationen, die zum Teil weltweit agieren.
So die „North American Love-Boy Assotiation” (NAMBLA) mit Hauptsitz in Boston/USA, die niederländische „Stichting Paidika Foundation“ oder die in Deutschland mehrfach Schlagzeilen produzierende „Krumme 13“.
Ein, inzwischen zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe (mit anschließender Verwahrung) verurteilter Schweizer betrieb eine „Arbeitsgemeinschaft Pädophilie“, sammelte dabei weltweit tausende von Adressen Gleichgesinnter und bot gleichzeitig eine „Sättigungstherapie“ an, im Rahmen der er mit dosiert eingesetzten, kinderpornografischen Produkten die Pädos von strafbarem Verhalten abzuhalten vorgab und versprach. Er rechtfertigte damit die Herstellung und den Vertrieb von Kinderpornografie weltweit.
Auch von der Existenz solcher (Tarn-)Organisationen, inmitten einer zivilisierten Welt und rechtsstaatlichen Ordnung zu wissen und ihnen die erforderliche Aufmerksamkeit zu widmen, ist unabdingbare Voraussetzung dafür, sexuelle Kriminalität zum Nachteil von Kindern wirksam zu verhindern oder sie erfolgreich zu bekämpfen.

Situationsmotiviert handelnde Täter

Neben all diesen, in ihrer sexuellen Ausrichtung auf Kinder fixierten Tätern gibt es eine ganze Reihe von Tätern, deren sexuelle Präferenz und primären, sexuellen Interessen nicht zu Kindern sondern zu Gleichaltrigen, Erwachsenen hingehen. Allein Gelegenheit und Verfügbarkeit eines Kindes führen dazu, dass sie sich (auch) an ihnen vergehen.
Einer dieser situationsmotiviert handelnden Täter ist, der regressive der zurückgeworfene Tätertyp. Negative Erlebnisse, außergewöhnliche Belastungen, Schicksalsschläge (Todesfälle, Verlust des Arbeitsplatzes, Konflikte…) lösen bei ihm Gefühle der Unzulänglichkeit aus, führen zu einem maroden Selbstbildnis und einer brüchigen Identität. Nicht selten verbunden mit Alkoholmissbrauch oder auch Drogenkonsum, greift er als Ersatz für das Bisherige und zur Bestätigung seiner selbst (zumeist ältere) Kinder an. Im Gegensatz zu allen, auf Kinder fixierten Tätern (sie sind aus kriminalistischer Sicht und Erfahrung zumeist weder therapiewillig noch therapiefähig), bestehen beim regressiven Täter in aller Regel beste, therapeutische Interventionsmöglichkeiten. 
Beim soziopathischen Tätertyp, auch als wahlloser, skrupelloser Ausbeutungstäter bezeichnet, sind die sexuellen Übergriffe gegenüber einem Kind Teil seines allgemeinen Verhaltensmusters. Schlägereien, Lügen, Stehlen oder Betrügen (auch von Partnern, Freunden oder Kollegen) gehören ebenfalls zu seinem typischen Verhalten. Kriminalistisch ist von Bedeutung, dass er auch als Körperverletzer oder gar Mörder, als Dieb und Betrüger in Erscheinung treten kann. Steht ihm einer im Weg, schlägt er ihn um – dann steht er ihm nicht mehr im Weg. Hat er kein Geld, beschafft er sich dieses – auf welche Weise auch immer und hat er sexuelle Bedürfnisse, benutzt er den nächstbesten „Gegenstand“, um diese zu befriedigen. Und dieser „Gegenstand“ kann auch ein Kind sein. Es gibt unter diesen Ausbeutern sowohl Täter, die in der Lage sind, zu verführen, solche, die Lockmittel anwenden und andere, die Zwang und Gewalt bevorzugen, um sich ihrer Opfer zu bemächtigen. Soziopathische Täter sind in ihrem Tatentschluss spontan und impulsiv, In ihrer Vorgehensweise nicht selten rücksichtslos und brutal. Sie kennen in der Regel weder Mitleid noch Gnade mit ihrem Opfer und verspüren nach einer Tat auch keinerlei Reue.
Der Schulweg von Jasmin führte sie täglich durch den Park. Vorbei an Bänken, auf denen sich Wohnsitzlose aufhielten, mit denen die aufgeweckte 9-Jährige auch bald ins Gespräch kam. „Hast du keine Wohnung, weil du morgens, mittags und abends hier sitzt“ fragte sie einen. „Doch, soll ich die dir mal zeigen?“ fragte dieser. Und eines Tages war es soweit: Der Mann nahm Jasmin an die Hand und führte sie zu einer Wohnsitzlosenunterkunft, um ihr „seine Wohnung“ zu zeigen. Dort angekommen betrat er mit dem Kind einen Raum mit vier Betten. Auf einem Bett lag ein Mann und schlief. Dessen ungeachtet fiel er plötzlich über das Kind her, riss ihm alle Kleider vom Leib, verlangte alle denkbaren und nur noch schwer denkbaren sexuellen Handlungen von ihm, verletzte es dabei so, dass der Arzt später feststellte, dass er es nicht mehr in der Hand hatte, ob sein Opfer überlebt… Und als die Kriminalbeamten eintrafen (die ihn von vielen anderen Delikten her kannten, fragte er, was sie hier zu suchen hätten, er wolle eben auch noch etwas Freude haben…