Sexueller Missbrauch von Kindern

Die Täter – wichtige Hinweisgeber für wirksame(re) Prävention, Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung

Von Manfred Paulus, Erster Kriminalhauptkommissar a. D., Ulm/Donau

Defizite und Notwendigkeiten

„Wir lieben Kinder, die Anderen schlagen sie…“

„Nicht wir sind pervers sondern die Gesellschaft, in der wir leben…“

Was sind das für Menschen, die so und ähnlich argumentieren, die vorgeben, Kinder zu lieben um sie dann sexuell zu missbrauchen, auszubeuten oder gar zu töten? Was sind die Motive, wie sind die Denk- und Handlungsweisen dieser sogenannten Pädophilen und wie sieht ihr Tarnverhalten aus?
Es gibt gute Gründe, sich mit den Tätern, die Kinder in sexueller Absicht angreifen, näher zu befassen. Zum einen ist es bittere Wahrheit, dass es in unserer Gesellschaft mehr dieser Täter und Taten des sexuellen Missbrauchs von Kindern gibt, als wir wahrhaben und wahrnehmen wollen, zum anderen wird diese Kriminalität, begangen an den Unschuldigsten und Schwächsten, nur all zu häufig verdrängt, vertuscht, verschwiegen und deshalb auch nur unzureichend und nur wenig erfolgreich bekämpft.
Dabei geben uns die Täter selbst wertvolle Hinweise, wie Kinder besser vor ihnen und ihrem Tun geschützt werden können. Es sind Hinweise, die für jede wirksame Prävention und erfolgreiche Ermittlungsarbeit, Fahndung und Strafverfolgung unverzichtbar sind. Und ein verbesserter Kinderschutz, eine erfolgreichere Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung, sind bei diesen Vergehen und Verbrechen, begangen an unseren Kindern und den Kindern Anderer, nicht nur wünschenswert sondern dringend geboten. 

Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eine in Deutschland häufig an den Rand gedrängte, in seinem Ausmaß und seinen Folgen verkannte, vielfach noch immer tabuisierte und ignorierte Kriminalität.
Das Delikt berührt unangenehm, mit entsprechenden Hinweisen, Verdachtslagen, Sachverhalten geht man – in allen Bereichen und auf allen Ebenen – nicht gerne um. Hinweise werden bewusst oder unbewusst falsch interpretiert, verdrängt, vertuscht, verleugnet, verschwiegen. Von all dem profitieren die Täter; sie agieren in einem Umfeld, das sie schützt und nur wenig bedroht.
Kommt dann – wie in steter Regelmäßigkeit der Fall – doch immer wieder ein entsprechendes Vergehen oder Verbrechen oder gar ein „Missbrauchsskandal“ größeren Ausmaßes an die Oberfläche und Öffentlichkeit (wie z.B. der des sexuellen Missbrauchs innerhalb katholischer Einrichtungen im Jahre 2010) und werden damit geheimste und dunkelste Ahnungen bestätigt, löst das größte Betroffenheit und zumeist auch heftige Diskussionen und hektische (politische) Aktivitäten aus. Entsprechende Vorkommnisse wie Tatverdächtige werden zutiefst verurteilt und verdammt, es wird dies und jenes gerügt und gefordert, man zeigt Unverständnis und große Betroffenheit, verspricht alles Mögliche (zu tun) – um dann das leidige Thema doch so schnell wie nur möglich wieder unter den berühmten Teppich zu kehren, es zu verdrängen, zu vertuschen und wieder darüber zu schweigen…
Experten gehen, nicht zuletzt aufgrund dieser „Kultur des Wegschauens und Schweigens“ von einem Dunkelfeld aus, das in Deutschland zwischen 1:10 und 1:30 liegen könnte. Von dreißig Vergehen oder Verbrechen dieser Art, begangen an den Hilflosesten und Schwächsten unserer Gesellschaft, wird den Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden also möglicherweise nur eines bekannt – was freilich noch längst kein angemessenes Urteil gegen den oder die jeweiligen Täter bedeutet.
Viele Hinweise und Verdachtsmomente bleiben ein Geheimnis im engeren Kreis der Täter und ihrer Opfer. Andere erreichen Ärzte, Psychologen, Soziale Dienste, Beratungsstellen, Kinderschützer, ohne dass diese sich verpflichtet fühlen und verpflichtet sind, die jeweils zuständigen Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden zu informieren. Sie berufen sich dabei im Wesentlichen auf die Datenschutzbestimmung des § 203 StGB, die als (ärztliche) Schweigepflicht bekannte „Verletzung von Privatgeheimnissen“ und auf den Opferschutz. Nicht zuletzt deshalb, weil viele der Täter, die Kinder sexuell motiviert angreifen, Wiederholungstäter sind, ist dieser in Deutschland vielfach praktizierte und gesetzlich ausdrücklich erlaubte Umgang mit solchen Hinweisen und Verdachtslagen in seiner praktischen Auswirkung oft weniger Opferschutz als wirksamer Täterschutz. Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und ein fragwürdiger, professioneller Umgang mit Hinweisen und entsprechenden Sachverhalten tragen also nicht unwesentlich zu den extrem hohen Dunkelfeldern beim Delikt des sexuellen Missbrauchs von Kindern bei.
Und bei den Taten, die von Deutschen im Ausland begangen werden, von Tschechien bis Thailand, von Kuba bis Kambodscha, in Marokko, Moskau und Manila…, könnte die Dunkelziffer irgendwo zwischen 1:1000 oder 1:10 000 liegen. Dabei sind die Kinder, wo auch immer sie leben und missbraucht werden, mit den gleichen Hoffnungen und Träumen geboren wie unsere Kinder – und mit den gleichen Rechten dazu. Und auch für die an ihnen begangenen Vergehen und Verbrechen sind die deutschen Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden zuständig, wenn der Täter Deutscher ist (nach dem Exterritorialprinzip im Sinne von § 5 Nr. 8b StGB) und das ist nur all zu häufig der Fall. Auch dieser, unserer Verantwortung kommen wir also nicht oder nicht im erforderlichen Maße nach. Anhaltend und seit vielen Jahren.
Und das weiß man in den betreffenden Ländern sehr wohl. Man weiß, was mit den Kindern des jeweiligen Landes geschieht – und was mit den deutschen Tätern hier in Deutschland nicht geschieht. Dass nämlich nur höchst selten ein angemessenes und gerechtes Urteil gegen sie ergeht.
Ich erinnere mich nur all zu gut an diesbezügliche, geradezu peinliche Fragen einer jungen, thailändischen Journalistin der Bangkok-Post, an Unterredungen mit dem irischen Pater Cullen, der seit Jahrzehnten in Manila Kindersextouristen jagt und (potenzielle) Opfer zu schützen versucht, an Gespräche mit Pierre Legros, dem Direktor der französischen Hilfsorganisation AFESIP in Kambodscha, mit dem Bürgermeister von Cheb oder auch an entsprechende Aussagen und Klagen eines Jakub Svec vom tschechischen Innenministerium…
Sie alle sehen das Tun und Treiben der (deutschen) Täter gleichermaßen mit Abscheu, die zumeist ausbleibenden oder erfolglos verlaufenden Eingriffe im Rahmen fehlender oder wenig tauglicher Rechtshilfewege und die in Deutschland vielfach nicht einsetzende oder aber wenig erfolgreiche Strafverfolgung mit Unverständnis und Wut. 

Die (potenziellen) Täter und ihre (Tarn-)Organisationen sehen und werten das alles freilich ganz anders. Sie nutzen die ihnen eingeräumten Freiheiten und sie wissen von den geringen Risiken. Sie fordern dazu eine Entkriminalisierung und Straffreiheit für ihr Tun, nehmen dabei Bezug auf die „Knaben- oder Kinderliebe“ in alten Kulturen oder auf (pseudo)-wissenschaftliche Erkenntnisse und Schrifterzeugnisse, zumeist aus der Feder Gleichgesinnter. Sie suchen (mit Geschick und keineswegs ohne Erfolg) nach gesellschaftlicher Akzeptanz, wollen dahin, wo Schwule und Andere längst sind: Mit dem Informationsstand in die Fußgängerzone. 
Schon vor Jahren luden sie offiziell zum „Ersten deutschen Pädokongress“ nach Frankfurt/Main ein, bezeichnenderweise mit dem Hinweis: Übernachtungsmöglichkeit in der nahe gelegenen Jugendherberge! Und zu verkennen ist nicht: Sie hatten und sie haben (klammheimliche) Fürsprecher, die mit Einfluss und Macht ausgestattet sind. 
Die Mehrheitsgesellschaft und der Gesetzgeber sind allerdings anderer Meinung. Sie erwarten (zurecht), dass sexueller Missbrauch und sexuelle Ausbeutung von Kindern nicht nur angesichts der bei den unschuldigen Opfern in vielen Fällen entstehenden, psychischen wie physischen Schäden sondern auch wegen des (kriminellen) Machtmissbrauchs Erwachsener gegenüber den Kindern Kriminalstraftaten sind und bleiben müssen. Und das duldet keine Relativierung und sei sie noch so geistreich oder kunstvoll. Auch in einer freizügigen und toleranten Gesellschaft können und dürfen Kinder niemals zu Objekten sexueller Beziehungen und Begierden werden, zu einer verfügbaren Masse in einem von Erwachsenen dominierten Schattenreich der Zudringlichkeit, des Missbrauchs und der Gewalt. Und doch, so scheint es, sind sie es zum Teil. 
Im Übrigen hat der Gesetzgeber auch für Hetero- oder Homosexuelle da Grenzen gesetzt, wo in die Rechte (zum Beispiel das auf sexuelle Selbstbestimmung) Anderer eingegriffen und/oder wo gewaltsam vorgegangen wird. 

Wir sprechen (und schreiben) von Tätern. Das Wort „Sexualstraftäterin“ kommt uns noch immer nur schwer über die Lippen, dabei ist kriminalistisch längst bewiesen, dass es auch Gehilfinnen und Mittäterinnen gibt (die zumeist im Sinne oder im Auftrag männlicher Täter handeln). Und es gibt sie, die primär pädophile Frau! 
Noch ist die Frau als Täterin ein weitgehend unerforschter Bereich. Ersten Untersuchungen (Dr. Kavemann, Elliot, Hayne) zufolge stehen diesbezüglich möglicherweise noch Überraschungen bevor. Schließlich steht die Frau allein im Bereich der Körperpflege Kindern häufig näher als der Mann. Die Tatgelegenheitsstrukturen erscheinen also eher günstiger.
Zu beachten ist, dass Wahrnehmung und Wahrnehmungsbereitschaft anders sind als bei männlichen Tatverdächtigen oder Tätern.
Schläft eine 30-Jährige mit ihrem 12-jährigen Sohn in beengten Wohnverhältnissen im gleichen Bett, erregt das nicht unbedingt Verdacht, schläft ein 30-Jähriger mit seiner 12-Jährigen Tochter in beengten Wohnverhältnissen im gleichen Bett, könnten Fragen gestellt und ein Ermittlungsverfahren ausgelöst werden.



Aus all dem, was wir bisher wissen, ergibt sich, dass bei der Frau als Täterin möglicherweise extremhohe Dunkelfelder gegeben sind. Ähnlich verhält es sich bei Kindern und Jugendlichen, also in etwa mit ihren Opfern gleichaltrigen Tätern (Freunde, Bekannte, Geschwister).
Fraglos aber sind es vorwiegend Männer, die Kinder sexuell attackieren und bedrohen. Und auch was sie betrifft, gibt es Vorurteile und falsche Vorstellungen, die verhängnisvolle Folgen haben können. So werden Fremd- und Überfalltäter, die im öffentlichen Raum angreifen, zahlenmäßig in hohem Maße überschätzt. Die Anzahl der Täter im jeweiligen, sozialen Nahraum eines Kindes wird dagegen unterschätzt.Das liegt zum einen an einer Wahrnehmungsabwehr (in meinem Umfeld kann es so etwas Böses doch gar nicht geben). Es liegt freilich auch daran, dass von Fremdtätern begangene Taten große, mediale Aufmerksamkeit erfahren, wodurch letztlich suggeriert wird, es gäbe sie häufig, während über Taten innerhalb der Familie oder im familiären Umfeld in der Regel nicht oder nur sehr zurückhaltend berichtet wird. 

Den Täter, erkennbar an einem bestimmten Aussehen, Alter oder an der Zugehörigkeit zu einer bestimmten, gesellschaftlichen Schicht, gibt es nicht. Es gibt dagegen sehr unterschiedliche Täter mit unterschiedlicher Motivation, unterschiedlichen Denk- und Handlungsweisen und unterschiedlichem Verhalten vor, während und nach der Tat. Es gibt bekennende Pädophile1 und solche, die ihre sexuelle Präferenz für Kinder ein Leben lang verschweigen, die im Geheimen und Dunkeln agieren, die bestens getarnt und oft über Jahrzehnte hinweg ein perfekt inszeniertes Doppelleben führen. Es gibt Täter, die sind Greise und solche, die sind selbst noch Kind.
Täterprofile können nur aufgrund von Daten und Erkenntnissen aus einem verschwindend kleinen Hellfeld erstellt werden. Daraus ergibt sich, dass es wohl nur unvollständige Konstrukte sind, die nur einen Teil der Verbrechenswirklichkeit zum Inhalt haben können. Dennoch sind sie höchst geeignet, Prävention sowie Ermittlungen und Fahndungsarbeit erfolgreich(er) zu gestalten.
Was wir über diese Täter wissen, ergibt sich Im Wesentlichen aus kriminalpolizeilichen Ermittlungen, aus der Tatortarbeit, Beschuldigten-, Zeugenvernehmungen und Opferbefragungen.
Sexualwissenschaftliche Erkenntnisse und solche aus dem Gutachterwesen und der Psychotherapie fließen mit ein. 

Zunächst scheint eine grundsätzliche Unterscheidung von Bedeutung: 
Es gibt Täter, die haben keine Präferenz für Kinder. Sie greifen solche allein aufgrund der Gelegenheit und der Verfügbarkeit (eines Kindes), also rein situationsmotiviert an. Und dann gibt es Täter, die sind in ihrer sexuellen Ausrichtung auf Kinder fixiert. Es gibt Pädokriminelle die keine Pädophilen sind. Und es gibt Pädophile, die keine Pädokriminellen sind!

Der auf Kinder fixierte Tätertyp


Auf Kinder fixierte Täter erfahren zumeist schon in sehr jungen Jahren, dass sie anders sind als Andere. Zu Beginn oder im Verlauf ihrer psychosexuellen Entwicklung, während ihrer Pubertätsphase, entdecken sie, dass sie sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. Entweder zu Jungen oder zu Mädchen. Es gibt jedoch auch (wenige) Täter, die sowohl an Jungen wie an Mädchen interessiert sind, die Kinder beiderlei Geschlechts angreifen.
Festzustellen ist auch, dass das (sexuelle) Interesse der auf Kinder fixierten Täter immer auch eine ganz bestimmte Altersstufe betrifft, die selten über zwei oder drei Jahre hinausgeht. Der Täter, der Mädchen im Alter von 4-6 Jahren bevorzugt, ist an den 12- und 13-Jährigen zumeist nicht interessiert. Und derjenige, der an 12- und 13-jährigen Jungen Interesse hat, greift die 4-6-Jährigen in aller Regel nicht an.
Daraus ergibt sich, dass die Adoption bei der Kindbeschaffung nur eine eher seltene Ausnahme darstellt. Sie gilt in „Pädokreisen“ als Fehler, weil das Kind schnell aus dem interessierenden Alter hinauswächst und dann nicht nur uninteressant wird sondern auch zur Gefahr werden kann. 
Die Täter sind also auf Kinder, (fast immer) auf ein bestimmtes Geschlecht und (fast immer) auf eine ganz bestimmte Altersstufe fixiert. Diese Fixierung ändert sich im Verlauf des Heranwachsens dieser (potenziellen) Täter im Gegensatz zu den allgemeinen Entwicklungsprozessen nicht. Auch der 15- oder 30-jährige oder Ältere bleibt auf das ursprünglich von ihm bevorzugte Alter und Geschlecht fixiert. 
Gleichzeitig machen diese Täter in jungen Jahren noch eine, oft ihr ganzes Leben beeinflussende und prägende Erfahrung:
Ihnen wird bewusst, dass ihr Verlangen oder Tun (Sex mit Kindern) von ihrem Umfeld und von der Gesellschaft in keiner Weise akzeptiert und geduldet sondern abgelehnt, zutiefst verachtet und strafrechtlich verfolgt wird. Häufig schlagen sie die Nase schon während dieser Entwicklungsphase an und machen entsprechende Erfahrungen. Somit sehen sie sich bald gezwungen, ihr Verlangen und Tun zu verbergen, ihre sexuelle Präferenz für Kinder zu verheimlichen, ein Bekanntwerden ihres Verlangens oder Tuns zu verhindern. Und dabei entdecken sie bald, dass Ansehen und gesellschaftliche Achtung sehr geeignet sind, vor Verdacht und (Straf-)Verfolgung schützen. 
Angesehene und in gesellschaftlicher Achtung stehende Persönlichkeiten sind in unserer Gesellschaft grundsätzlich weniger verdächtiger als solche, die weder Achtung noch Ansehen genießen.
Derjenige, der jeden Sonntag zur Kirche geht ist grundsätzlich weniger verdächtig als einer, der die Kirche von innen noch nie gesehen hat. Und der Universitätsprofessor ist grundsätzlich weniger verdächtig als der Hilfsarbeiter, der Stadtrat und Immobilienbesitzer weniger als der Wohnsitzlose, der Pfarrer weniger als der Bezieher von Hartz IV…
Deshalb machen auf Kinder fixierte Pädosexuelle und Pädokriminelle beruflich häufig steile Karrieren. Deshalb sind Akademiker bei diesen Tätern alles andere als unterrepräsentiert!
Das erklärt, warum immer wieder einmal Geistliche, Kirchenmitarbeiter, Lehrer, Sozialpädagogen, Kinderärzte, Kinderschützer, Jugendtrainer und Jugendbetreuer… als Täter enttarnt werden. Das alles sind (völlig zurecht) angesehene und höchst geachtete Tätigkeiten und Berufe, die mit Kindern zu tun haben, deren berechtigte Reputation sich die Täter zunutze machen.
Das erklärt auch, dass die im Jahre 2010 enthüllten Übergriffe innerhalb der Katholischen Kirche nicht auf die katholische Sexuallehre und auch nicht auf das Zölibat zurückzuführen sind. Die Täter sind vielmehr im Bewusstsein in die Katholische Kirche eingetreten, dass diese viele Aufgaben an und mit Kindern wahrnimmt und dass ihre Tätigkeit im Dienst der Kirche sie vor Verdacht und Enttarnung schützt.
Die Verhaltensmuster und Vorgehensweisen dieses auf Kinder fixierten Tätertyps sind sehr verschieden. Der eher häufig2 in Erscheinung tretende, klassische Verführer kommt den allgemeinen Klischeevorstellungen vom „Pädophilen“ wohl am nächsten.
Er ist „Überzeugungstäter“. Er geht sehr geschickt auf kindliche Denkweisen und Erwartungshaltungen ein. Er versteht es bestens, mit Kindern umzugehen. Der Verführer wirbt geduldig um das Kind und um sein Vertrauen. Er erkennt Defizite, die vom Elternhaus oder von den Erziehungsberechtigten hinterlassen werden oft erstaunlich schnell:

  • Zu wenig Liebe,
  • zu wenig Zuneigung,
  • zu wenig Zeit,
  • zurückgewiesen,
  • nicht ernst genommen,
  • (in sexuellen Belangen) häufig ausgewichen oder angelogen,
  • zu wenig Lob,
  • zu wenig Taschengeld…

Er nutzt diese und andere Defizite geschickt, um sie gegen sexuelle Handlungen einzutauschen. Er gibt vor, lieb zu sein, Zeit zu haben oder er lobt das Kind… und fordert dafür dann das entsprechende Entgegenkommen.
Je nach seiner Beziehung zum Kind, setzt er auch sein Ansehen, sein Amt oder seine Autorität ein, als Arzt zum Beispiel, Lehrer, Erzieher, Trainer…, um zum Erfolg zu kommen.
Mit dem Vermitteln von Schuldgefühlen oder dem Erzeugen von Angst („…dann kommen wir beide ins Gefängnis !“), mit Schweigegeboten („…unser großes Geheimnis !“) oder durch Vermittlung von Schamgefühlen gelingt es ihm, betroffene Kinder oft über sehr lange Zeiträume hinweg, manchmal vielleicht sogar für immer, zum Schweigen zu veranlassen. 
Der Betreuer des Fussballclubs lud den 5-Jährigen aus der Bambini-Elf zum Spaghetti-Essen ein. Willst du noch einen Film sehen, einen Film nur für Erwachsene, fragte er danach und der Junge stimmte begeistert zu. „Dann nehm die Diskette aus dem Schrank, lege sie auf…!“ Es lief ein Kinderporno und als kurz darauf auf dem Sofa die Filminhalte nachvollzogen werden sollten und das Kind zu schreien begann und zu fliehen versuchte, wurde es zurückgehalten. „Du wolltest doch einen Film für Erwachsene sehen ! Du hast ihn doch aus dem Schrank geholt, Du hast ihn doch aufgelegt… Und nun das !?“
Die Täter wissen, dass ein Kind, das sich schuldig oder auch nur mitschuldig an einem solchen Tatgeschehen fühlt, schweigt. So wie auch in diesem Fall, der erst viel später und mehr durch Zufall bekannt geworden ist. 

Freilich gibt es auch auf Kinder fixierte Täter, die nicht mit den Fähigkeiten des Verführers ausgestattet sind. Diesen introvertierten Tätern mangelt es an der erforderlichen, kommunikativen Kompetenz, am notwendigen, zwischenmenschlichen Geschick. Sie sehen sich deshalb gezwungen, andere Wege zu gehen, um Kindern nahe und an ihr Ziel zu kommen. Sie beobachten, schleichen um Spielplätze, halten sich zu ganz bestimmten Zeiten entlang der Schulwege auf. Die Tathandlungen beschränken sich zumeist auf kurze Attacken, auf Berührungen, exhibitionistische Handlungen oder ein anstößiges Foto. Gelegentlich greifen sie auch zum Telefon, um ein Kind zu erreichen oder sie sind Kunde von Kindfrauen und Kindern in der Prostitution.
Glücklicherweise sind auf Kinder fixierte Täter mit der Vorliebe für sadistische Praktiken eher selten. Sie sind nicht nur auf Kinder sondern auch auf ganz bestimmte Opferreaktionen fixiert. Reaktionen auf körperliche und seelische Verletzungen, Schmerzen und Qualen sind wesentlicher Bestandteil ihrer Fantasien und Ziele. „Die Jagd ist dabei so schön wie der Fang“, so wurde das von einem dieser Täter beschrieben und diese Jagd kann sowohl in Form des Anlockens, Verführens oder aber durch Gewaltanwendung erfolgen. Befindet sich das Opfer dann in der Hand des Täters, bestehen die weiteren Tathandlungen nur noch aus Gewalt mit oft übelsten Folgen für das Opfer Kind. Der Planungsgrad, das Entführungs- und auch das Tötungsrisiko sind bei diesen sadistischen Tätern gleichermaßen hoch. 
Dr. X, verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern, war eine höchst angesehene Persönlichkeit in der Stadt und betrieb seit Jahrzehnten eine gut gehende Arztpraxis. Niemand ahnte von seinem geheimnisvollen Doppelleben. Allein in verschwiegensten Päderastenkreisen3 war er für seine sadistischen Vorlieben bekannt. Einen Vertrauten beauftragte er mit der Beschaffung von zwei Kindern auf dem Balkan und eines Gehöfts in Süddeutschland, in welchem er diese unterbringen wollte. „Ich werde sie halten wie Schweine im Stall, angekettet an Nasenringen. Ernährt von Abfällen. Ich werden sie mit meinen Freunden zureiten wie einst die Bojaren in Russland Ihre Leibeigenen… Für den Todesfall der Kinder ist Vorsorge zu treffen, so dass eine unauffällige Entsorgung möglich ist…
Es waren keineswegs nur wilde Fantasien. Die Kinder waren geordert, das Gehöft (Verlies) war beschafft. Wäre das Ermittlungsverfahren nicht gekommen, hätten zwei Kinder unter den geschilderten Umständen mitten im zivilisierten Deutschland leben müssen – wie lange, erscheint fraglich.
Die auf Kinder fixierten Täter vermeiden es zumeist, Kinder anzugreifen, die Wiederstand leisten oder deren Körpersprache Widerstand signalisiert. Sie bevorzugen Kinder, die „schwach“ wirken, keinen Widerstand erwarten lassen und die es gewohnt sind, Erwachsenen bedingungslos zu gehorchen. Der Grund: Widerstand bringt immer die Gefahr mit sich, entdeckt und enttarnt zu werden. Die auf Kinder fixierten Pädosexuellen oder Pädokriminellen fühlen sich zudem als Angehörige einer zu Unrecht verfolgten Minderheit.

„Früher haben sie die Juden verfolgt, heute verfolgen sie uns !“


Aus diesem Gefühl heraus entwickelt sich das Bedürfnis nach Beistand und Unterstützung. Sie suchen nach Gleichgesinnten und Mitstreitern und so bilden sich nicht selten (zumeist kleinere) Interessengemeinschaften und Gruppierungen. Weil man sich dabei aus Gründen der Sicherheit abschottet, bleibt es zumeist bei kleinen, vertrauten und verschwiegensten Kreisen, welche bestens getarnt (zum Beispiel als „Schachclub“ oder „Selbsthilfegruppe Pädophilie“) agieren und den Einzelnen mit Rat und Tat zur Seite stehen (das kann von der Beschaffung eines Kindes bis hin zur Haftbetreuung gehen). 
Es gibt aber nicht nur solche kleinen Tarnorganisationen sondern auch offizielle Pädo-Organisationen, die zum Teil weltweit agieren.
So die „North American Love-Boy Assotiation” (NAMBLA) mit Hauptsitz in Boston/USA, die niederländische „Stichting Paidika Foundation“ oder die in Deutschland mehrfach Schlagzeilen produzierende „Krumme 13“.
Ein, inzwischen zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe (mit anschließender Verwahrung) verurteilter Schweizer betrieb eine „Arbeitsgemeinschaft Pädophilie“, sammelte dabei weltweit tausende von Adressen Gleichgesinnter und bot gleichzeitig eine „Sättigungstherapie“ an, im Rahmen der er mit dosiert eingesetzten, kinderpornografischen Produkten die Pädos von strafbarem Verhalten abzuhalten vorgab und versprach. Er rechtfertigte damit die Herstellung und den Vertrieb von Kinderpornografie weltweit.
Auch von der Existenz solcher (Tarn-)Organisationen, inmitten einer zivilisierten Welt und rechtsstaatlichen Ordnung zu wissen und ihnen die erforderliche Aufmerksamkeit zu widmen, ist unabdingbare Voraussetzung dafür, sexuelle Kriminalität zum Nachteil von Kindern wirksam zu verhindern oder sie erfolgreich zu bekämpfen.

Situationsmotiviert handelnde Täter

Neben all diesen, in ihrer sexuellen Ausrichtung auf Kinder fixierten Tätern gibt es eine ganze Reihe von Tätern, deren sexuelle Präferenz und primären, sexuellen Interessen nicht zu Kindern sondern zu Gleichaltrigen, Erwachsenen hingehen. Allein Gelegenheit und Verfügbarkeit eines Kindes führen dazu, dass sie sich (auch) an ihnen vergehen.
Einer dieser situationsmotiviert handelnden Täter ist, der regressive der zurückgeworfene Tätertyp. Negative Erlebnisse, außergewöhnliche Belastungen, Schicksalsschläge (Todesfälle, Verlust des Arbeitsplatzes, Konflikte…) lösen bei ihm Gefühle der Unzulänglichkeit aus, führen zu einem maroden Selbstbildnis und einer brüchigen Identität. Nicht selten verbunden mit Alkoholmissbrauch oder auch Drogenkonsum, greift er als Ersatz für das Bisherige und zur Bestätigung seiner selbst (zumeist ältere) Kinder an. Im Gegensatz zu allen, auf Kinder fixierten Tätern (sie sind aus kriminalistischer Sicht und Erfahrung zumeist weder therapiewillig noch therapiefähig), bestehen beim regressiven Täter in aller Regel beste, therapeutische Interventionsmöglichkeiten. 
Beim soziopathischen Tätertyp, auch als wahlloser, skrupelloser Ausbeutungstäter bezeichnet, sind die sexuellen Übergriffe gegenüber einem Kind Teil seines allgemeinen Verhaltensmusters. Schlägereien, Lügen, Stehlen oder Betrügen (auch von Partnern, Freunden oder Kollegen) gehören ebenfalls zu seinem typischen Verhalten. Kriminalistisch ist von Bedeutung, dass er auch als Körperverletzer oder gar Mörder, als Dieb und Betrüger in Erscheinung treten kann. Steht ihm einer im Weg, schlägt er ihn um – dann steht er ihm nicht mehr im Weg. Hat er kein Geld, beschafft er sich dieses – auf welche Weise auch immer und hat er sexuelle Bedürfnisse, benutzt er den nächstbesten „Gegenstand“, um diese zu befriedigen. Und dieser „Gegenstand“ kann auch ein Kind sein. Es gibt unter diesen Ausbeutern sowohl Täter, die in der Lage sind, zu verführen, solche, die Lockmittel anwenden und andere, die Zwang und Gewalt bevorzugen, um sich ihrer Opfer zu bemächtigen. Soziopathische Täter sind in ihrem Tatentschluss spontan und impulsiv, In ihrer Vorgehensweise nicht selten rücksichtslos und brutal. Sie kennen in der Regel weder Mitleid noch Gnade mit ihrem Opfer und verspüren nach einer Tat auch keinerlei Reue.
Der Schulweg von Jasmin führte sie täglich durch den Park. Vorbei an Bänken, auf denen sich Wohnsitzlose aufhielten, mit denen die aufgeweckte 9-Jährige auch bald ins Gespräch kam. „Hast du keine Wohnung, weil du morgens, mittags und abends hier sitzt“ fragte sie einen. „Doch, soll ich die dir mal zeigen?“ fragte dieser. Und eines Tages war es soweit: Der Mann nahm Jasmin an die Hand und führte sie zu einer Wohnsitzlosenunterkunft, um ihr „seine Wohnung“ zu zeigen. Dort angekommen betrat er mit dem Kind einen Raum mit vier Betten. Auf einem Bett lag ein Mann und schlief. Dessen ungeachtet fiel er plötzlich über das Kind her, riss ihm alle Kleider vom Leib, verlangte alle denkbaren und nur noch schwer denkbaren sexuellen Handlungen von ihm, verletzte es dabei so, dass der Arzt später feststellte, dass er es nicht mehr in der Hand hatte, ob sein Opfer überlebt… Und als die Kriminalbeamten eintrafen (die ihn von vielen anderen Delikten her kannten, fragte er, was sie hier zu suchen hätten, er wolle eben auch noch etwas Freude haben…



Ganz andere Hintergründe und eine andere Motivationslage sind bei den sogenannten Erlebnistätern dafür ausschlaggebend, dass sie Kinder sexuell motiviert angreifen. Vielleicht sind diese Täter ein (Negativ-)Produkt der vergangenen Jahrzehnte, der Entwicklung im Bereich Sexualität von einer doch eher verklemmten und verkrusteten Gesellschaft hin zu den Sexmärkten heutiger Tage mit Flatratesex, Gang-Bang-Partys und Baby-Strichs. 
Erlebnistäter leiden ständig unter dem schrecklichen Gefühl, noch nicht alles erlebt zu haben, was Sexualität angeht. Sie sind die „Trophäensammler“ auf der Sexsafari. Sie kennen Zweier-, Dreier-, Viererbeziehungen, den Swingerclub, das Sado-Maso-Studio, jedes Bordell im Umkreis von 500 km… Und doch sind sie immer weiter auf der Suche nach Neuem, Unbekanntem. Entdecken sie bei dieser Suche das Kind oder steht ihnen ein solches plötzlich zur Verfügung, so ist die Hemmschwelle nicht da, wo sie sein sollte. Sie gönnen sich dieses Erlebnis. Damit aber nimmt die Jagd keineswegs ihr Ende. Es folgt das Verlangen nach einem jüngeren oder nach einem älteren Kind, nach einem asiatischen oder afrikanischen, nach einem dunkelhaarigen oder blonden, schön gekleideten oder schmutzigen… Das Verlangen scheint unendlich. Die Jagd auch. 


Demonstration für den Schutz von Kindern vor Sexualstraftätern Foto: Schotterblume e.V.


Nicht zuletzt erscheint von Bedeutung, welchem Tätertyp oder welchen Typen die immer wieder zu beklagenden Kindermorde zuzuschreiben sind. Untersuchungen der amerikanischen Bundesbpolizei FBI ergaben, dass der situationsmotiviert handelnde, soziopathische Ausbeutungstäter häufig zum sexuell motivierten Kindermörder wird. Überzogene Gewalthandlungen, verweigerte Liebe, Hass und Enttäuschung sind nicht selten Ursache und Auslöser einer solchen Tat. Gleichwohl, so scheint es, töten auch auf Kinder fixierte, sadistische Täter eher häufig und auch alle anderen Tätertypen sind potenzielle Kindermörder. Selbst der sich zumeist lieb und nett zeigende Verführer, der eine Beziehung zum kindlichen Opfer aufbaut, wird gelegentlich zum Mörder (zu seinem persönlichen Schutz und zur Verdeckung einer Tat).
Die allermeisten Kinder werden von den sexuell motivierten Tätern getötet, um einen lästigen Zeugen aus der Welt zu schaffen, um sich zu schützen und die Tat zu verbergen (Verdeckungstaten).
Neben diesen Verdeckungstaten scheint es im Wesentlichen drei Kategorien tödlicher Gewalt als Teil der eigentlichen, sexuellen Handlungen zu geben:

  1. Täter, die soviel Gewalt anwenden wollen, wie aus ihrer Sicht zur Kontrolle des Opfers benötigt wird, die jedoch – aus unterschiedlichen Gründen – dabei überziehen und dann mehr oder weniger versehentlich töten,
  2. Täter, die organisiert vorgehen (auch im Rahmen ritueller Gewalt) sowie skrupellose Ausbeutungstäter, oft mit psychopathischen Zügen. Die Tötungshandlung ist Bestandteil ihres Übergriffs und wird zumindest billigend in Kauf genommen,
  3. Sadistische Täter, bei denen die Tötung des Opfers Teil ihrer Fantasien ist und Lust erzeugt. Sie neigen auch zum von vorn herein geplanten Verdeckungsmord.

Hinweise und Konsequenzen für Prävention und Repression


Aus dem Wissen über die Täter, aus ihren unterschiedlichen Tatmotiven, aus den Tatbegehungsweisen und ihrem Tarnverhalten ergeben sich zahlreiche Hinweise und Erfordernisse für eine wirksamere Prävention und eine erfolgreiche(re) Ermittlungstätigkeit und Strafverfolgung.
Es sind Hinweise und Erfordernisse, welche die Politik, die Polizei, die Jugendbehörden und Kinderschutzorganisationen ebenso zur Kenntnis nehmen und in Ihr Wirken mit einbeziehen sollten wie Eltern, Erziehungsberechtigte und Andere, die Kindern gegenüber in der Verantwortung stehen, auch. Es sind Hinweise und Erfordernisse, die es umzusetzen gilt, sollen unsere und die Kinder Anderer in Zukunft besser vor sexuell motivierten Vergehen und Verbrechen geschützt sein, als das bislang in unserem Land der Fall ist.

Beispiele von Erkenntnissen und Schlüssen aus der Tätertypisierung und den jeweiligen Tatbegehungsweisen und dem Tarnverhalten:

  • Wenn es die primär pädophile Frau und ein sie betreffendes, hohes Dunkelfeld gibt, so sind Hinweise auf Täterinnen ernst zu nehmen und in angemessener Weise zu verfolgen – so wie Hinweise auf entsprechende Vorgänge im Bereich Jugendlicher und Kinder auch
  • Wenn Täter und Taten durch eine „Kultur des Wegschauens und Schweigens“ begünstigt werden und diese von ihnen genutzt wird, so ist sie – auf allen Ebenen – zu durchbrechen und in eine „Kultur des Hinsehens und Handelns“ zu wandeln. U.a. erfordert das eine gesetzliche Anzeigepflicht und zwingende Güterabwägungen zwischen solchen Verbrechen an Kindern und dem Datenschutz (203 StGB). 
  • Wenn fremde Täter eher selten und Täter im Nahfeld häufig sind, wenn Ängste (unsichere Kinder) tatfördernd wirken, dann ist nicht oder weniger vor dem „bösen, fremden Mann“ zu warnen und damit Angst zu erzeugen sondern der Umgebung eines Kindes die erforderliche Aufmerksamkeit zu widmen.
  • Wenn Akademiker bei diesen Tätern nicht unterrepräsentiert sind, dann sind Ermittlungen ohne Rücksichtnahme auf Amt und Ansehen zu führen und die Frage „entschuldigen Sie, Herr Bürgermeister, Herr Schulrat, Herr Pfarrer…, es ist natürlich eine reine Formsache aber ich muss Sie fragen, wo waren Sie zur Tatzeit?“ verbietet sich angesichts des Tarnverhaltens der auf Kinder fixierten Täter. Denn diese Fragestellung könnte so gefährlich und falsch sein, wie es falsch wäre, sich mit der Antwort „auf dem Rathaus, in der Schule oder Kirche…“ zufrieden zu geben.
  • Wenn es im jeweiligen, polizeilichen Zuständigkeitsbereich kleinere (Tarn-)Organisationen der (potenziellen) Täter geben sollte, sind geeignete Massnahmen einzuleiten, um deren Tun und Treiben zu enttarnen.
  • Nicht zuletzt angesichts des regressiven Tätertyps aber auch des Tarnverhaltens der auf Kinder fixierten Täter sind Hinweise auf den unbescholtenen und unauffälligen Familienvater nicht abwegiger als Hinweise auf andere Personen.
  • Wenn Verführer Defizite der beschriebenen Art (zu wenig Liebe, zu wenig Lob…) als Einstiegschance nutzen, so ist im Erziehungsbereich darauf zu achten, dass solche Defizite bei Kindern erst gar nicht entstehen oder aber, dass sie erkannt und behoben werden
  • Wenn unsichere und ängstliche Kinder oder Kinder, deren Körpersprache Angst und Unsicherheit ausdrückt, vermehrt angegriffen werden oder gar zum „Opfertyp“ werden, dann ist Kindern Stärke zu vermitteln (aufgeklärt über ihre Recht und Möglichkeiten, in der Lage, Widerstand zu signalisieren und zu leisten, aufrechte und selbstbewusste Körpersprache) und ihre Körpersprache ist zu verändern (ggf. Selbstbehauptungstraining).
  • Wenn Täter hörige und willige Kinder bevorzugen, sollten Kinder zu einem entschiedenen NEIN befähigt werden, was sicher nur dann möglich ist, wenn sie jemals mit einem solchen NEIN gegenüber Erwachsenen erfolgreich waren…

Aus all dem, was wir über die Täter wissen, ergibt sich auch, dass Kinder befähigt werden sollten, über ihre Gefühle, Ängste und Sorgen zu sprechen. Das wiederum ist nur dann von Nutzen, wenn sie im Erwachsenenbereich Ansprechpartner haben, denen sie auch Peinliches, Unangenehmes und sie Belastendes mitteilen können.
Kinder sollten in jeder Phase ihres Heranwachsens einen Erwachsenen haben, dem sie das Vertrauen schenken, auch über solche (schlechten) „Geheimnisse“ zu sprechen.
Es sind sicher oft andere, wechselnde Personen, die einem Kind gerade besonders nahe stehen: Der Vater, die Mutter, der Großvater, der große Bruder, die Erzieherin, der Lehrer…
Egal zu wem, zu einer Person hin sollte dieser Draht nie abreißen, denn sobald ein Kind einen solchen, vertrauenswürdigen Ansprechpartner hat und auch über geheimnisvolle oder verdächtige Vorgänge und Vorbereitungshandlungen (die Begehungsweisen zeigen, dass die Taten oft lange und geduldig vorbereitet werden und nur selten spontan erfolgen) sprechen kann und spricht, wird es für den oder die Täter gefährlich. Gleichgültig, um welchen Tätertyp es sich handelt und unabhängig davon, ob er Fremdtäter ist oder aber aus dem sozialen Nahfeld eines gefährdeten oder betroffenen Kindes kommt. 
Bedauerlicherweise aber haben viele Kinder in unserer Gesellschaft einen solchen Ansprechpartner nicht – auch der Junge aus der Bambini-Elf konnte deshalb über die Filmvorführung und die weiteren Vorkommnisse in der Wohnung seines Betreuers nicht und mit niemand sprechen. 
Das Hinwirken auf ein solches Vertrauensverhältnis, potenziellen Opfern eine Sprache zu geben, das scheint aus kriminalistischer Sicht der wichtigste und wirksamste Präventionsansatz schlechthin. 



Anmerkungen
Pädophil bedeutet aus dem Griechischen übersetzt „kinderlieb“ oder „Kinder lieb haben“, was angesichts dem, was die Täter Kindern antun, der falsche Begriff ist 
Auf (Prozent-)Zahlen über das anteilmäßige Aufkommen der Täter sowie über andere Zahlenspiele hinsichtlich des Alters der Täter oder der Opfer, der Häufigkeit bestimmter Tatorte oder gewaltloser/gewaltsamer Vorgehensweisen usw. wird bewusst verzichtet. Sie erscheinen angesichts des kleinen Hellfeldes wenig seriös und können zu falschen Schlüssen führen. Ped = der Knabe, Erastes = der Liebhaber, also „Knabenliebhaber“