Islam

Von Bernd Kratzer, Kriminalhauptkommissar, München

1. Einleitung


Derzeit gibt es nahezu rund um den Erdball, vor allem aber im Nahen Osten, Teilen Afrikas und Asiens Kriege, Bürgerkriege und sonstige bewaffnete Konflikte. Auch ist eine Bedrohung durch mögliche terroristische Anschläge nahezu weltweit gegeben.

Die Ursachen dieser Handlungen sind häufig religiös und oder kulturell bedingt. Sehr häufig sind an diesen Auseinandersetzungen islamische Gruppen ursächlich beteiligt. Da der Islam, wie fast alle Religionen, eine Vielzahl von Glaubensrichtungen und Strömungen aufweist, werden die wichtigsten hier aufgelistet und zum Teil kurz erklärt.

Diese Ausarbeitung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wurde nicht nach den gültigen wissenschaftlichen Regeln erarbeitet. Auch beinhaltet die Ausarbeitung keine Schuldzuweisung an den Ursachen der Auseinandersetzungen.
Ziel dieser Ausarbeitung ist eine sehr vereinfachte Darstellung der Zugehörigkeit der Konfliktparteien zu den Hauptströmungen des Islam.

2. Der Islam


Der Islam ist eine monotheistische Religion, die im frühen 7. Jahrhundert in Arabien durch den Propheten Mohammed gestiftet wurde. Mit 1,6 Milliarden Anhängern ist sie nach dem Christentum heute die zweitgrößte Weltreligion. In Deutschland bekennen sich etwa fünf Prozent der Bevölkerung zum Islam.
Der arabische Begriff Islam (islam / ) bedeute vereinfacht „Unterwerfung unter Gott„ oder auch „völlige Hingabe an Gott„. Die Bezeichnung für denjenigen, der dem Islam angehört, ist Muslim. Die eigentliche Bedeutung von Muslim ist also „derjenige, der sich Gott unterwirft„. Im deutschsprachigen Raum wird dieser Begriff auch als Moslem wiedergegeben. Eine Definition für den Islam findet man im Koran nicht, sondern nur in den Berichten über den Propheten. Der Islam besteht nach dieser Hadith (Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed) aus:

  • Das Bekenntnis, dass es keinen Gott gibt außer Gott und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist,
  • den 5 täglichen Pflichtgebeten,
  • der Wohltätigkeit gegenüber Mitmenschen (Armenabgabe),
  • das Fasten im Ramadan,
  • Die Pilgerfahrt nach Mekka, wenn man dazu in der Lage ist.
  • Dies wird auch als die fünf Säulen des Islam bezeichnet.

Der Islam teilt sich in mehrere hier nicht abschließend aufgeführte Richtungen:

  • Die Sunniten mit ihren Rechtsschulen, die sich wiederum in Hanafiten, Malikiten, Schafiiten, Hanbaliten und den an die Hanbaliten angelehnten Wahhabiten teilen.
  • Die zweitgrößte Glaubensrichtung des Islams, die Schiiten mit den Imamiten oder Zwölferschia, die Zaiditen oder Fünferschia, den Aleviten – welche nicht mit den ebenfalls den Schiiten zuzurechnenden Alawiten bzw. Nusairier zu verwechseln sind.
  • Der Sufismus mit hauptsächlich esoterischen Aspekten.


Aus dem schiitischen Islam haben sich die eigenständigen Religionen der Drusen, des Babismus und die Religion der Baha’i entwickelt.

2.1 Sunnitischer Islam

Die Sunniten bilden mit ca. 85 % der gläubigen Moslems die größte Glaubensrichtung im Islam. Sie werden als Volk der Tradition bezeichnet. Die Bezeichnung Sunniten stammt von dem Wort Sunna, die Tradition des Propheten des Islam, Mohammed. Sunnitische Muslime werden auch als Volk der Tradition und der Einheit der Muslime bezeichnet, was darauf hinweisen soll, dass die Sunniten vereinigt sind. Sie stellen einen Zweig des Islams dar, der dem von Abu Bakr gegründeten Kalifat entstammt.
Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime, mit Ausnahme von Iran, Irak, Oman, Libanon, Aserbaidschan sowie Bahrain.
Die Sunniten lassen sich nach den Rechtsschulen Madhhab in Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten einteilen.

2.1.2 Wahhabiten

Als Wahhabiten werden die Anhänger einer puristisch-traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islams bezeichnet, die der hanbalitischenRechtsschule folgen. Die Bewegung gründet sich auf die Lehren Muhammad Ibn Abd al-Wahhabs. Die Wahhabiten lehnen den Sufismus, den Kalam und auch alle Formen des schiitischen Islams ab. Sie wenden sich darüber hinaus auch strikt gegen Heiligenverehrung, Wallfahrten zu Gräbern und die Feier des Prophetengeburtstags.
Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, werden von ihnen in der Regel als unislamisch deklariert. Die meisten Wahhabiten leben heute in Saudi-Arabien.
Die Bezeichnung „Wahhabiten“ wird nur von Gegnern dieser Gruppierung verwendet. Sie selbst bezeichnen sich in der Regel nicht so, sondern als Salafis oder einfach als Sunniten. In Deutschland sind sie vor allem unter dem Begriff Salafisten bekannt.

2.2 Schiitischer Islam

Die Anhänger der Schia Ali, die Schiiten betrachten Imam Ali als von der Mohammed mehrmals zu Lebzeiten designierten Nachfolger (Kalif) und als ihren ersten Imam an.
Schiiten glauben, dass die Prophetennachfolge nur von einem Imam ausgeübt werden kann, da dieser als Einziger göttlich legitimiert ist. Darauf aufbauend glauben sie, dass nur die Nachkommen des Propheten Mohammed den Heiligen Koran fehlerfrei auslegen und auch vorleben können.
Unter dem Oberbegriff „Schiiten“ werden oft verschiedene Strömungen zusammengefasst, wie die Anhänger der Zwölf Imame, die man oft Dschafariten oder Imamiten nennt, die Ismaeliten, Zaiditen und Aleviten, wobei letztere teilweise Imamiten sind. Faktisch haben aber nur noch die Dschafariten bzw. Imamiten einen nennenswerten Einfluss auf die schiitische Richtung.
Zu den Schiiten gehören auch die Alawiten bzw. Nusairier. Sie sind eine religiöse Gruppierung des Nahen Ostens, die im späten 9. Jahrhundert im Irak entstanden sind. Sie sind nicht zu verwechseln mit den türkischen und kurdischen Aleviten, die in der Kizilbasch-Tradition stehen und wie schon oben genannt auch zu den Schiiten gehören.

2.3 Der Streit zwischen Sunniten und Schiiten

Als der Prophet Mohammed im Jahre 632 überraschend verstarb hatte er seine Nachfolge weder in Glaubensfragen noch in weltlicher Sicht an der Spitze der Muslime geregelt. Sein nächster lebender männlicher Verwandte, der Enkel Hussein, war noch zu jung für seine Nachfolge.
Zum Zeitpunkt des Todes Mohammeds gab es die Unterteilung in Sunniten und Schiiten noch nicht.
Die Mehrheit der Muslime wollte die Nachfolge Mohammeds dem fähigsten Heerführer des Stammes von Mohammed übertragen. Sie setzten sich letztendlich auch durch, es waren die heutigen Sunniten.
Die damalige und auch heutige Minderheit der Muslime, die heutigen Schiiten, jedoch setzten sich dafür ein, dass der Nachfolger Mohammeds aus dessen Familie kommen sollte. Aus ihrer Sicht kam also nur Mohammeds Neffe Ali für dessen Nachfolge in Betracht. Die Schiiten behaupten, dass Mohammed es auch so hinterlassen hatte, aber die Sunniten haben den entsprechenden Passus aus den Korantexten gestrichen.
Dieser Vorwurf der Koranfälschung und die Nachfolgeregelung sind die schwerwiegendsten Streitpunkte im Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Dieser seit nahezu 1400 Jahre andauernde Streit wurde in weiten Teilen der muslimischen Welt zum puren Hass.

3. Religiöse Zuordnung der Konfliktparteien


In dieser Tabelle sind Organisationen und Länder mit den religiösen Zuordnungen aufgeführt. Hier sind insbesondere bei den Ländern nicht alle Religionen angeführt, welche in den Ländern praktiziert werden. Es sind lediglich die Religionen mit den meisten Anhängern aufgelistet.

4. Konfliktparteien

Hier werden einige Konfliktparteien (Organisationen und Länder) kurz vorgestellt. Die Kurzdarstellung ist wertungsfrei.

4.1 Der Islamische Staat – IS

Der Islamische Staat ist eine seit 2003 aktive terroristisch agierende Miliz sowie ein seit Juni 2014 deklarierter dschihadistischer „Quasi-Staat„ mit zehntausenden Mitgliedern, der derzeit große Gebiete im Irak und in Syrien und kleinere Gebiete in Libyen beherrscht. Der IS beherrscht derzeit ein Gebiet von nahezu der Größe Großbritanniens. In den Gebieten werden staatliche Strukturen wie Bildungs- und Gesundheitswesen, Justiz und Infrastrukturen aufgebaut. Diese sind zum Teil auch schon funktionsfähig.
Die Organisation hat ihren Ursprung im irakischen Widerstand und bekannte sich anfangs zu Al-Qaida, von deren Führung sie sich etwa Mitte 2013 löste und mit der sie seitdem in zunehmend deutlicher Konkurrenzbeziehung steht. Der IS kämpft im syrischen Bürgerkrieg gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, aber zugleich auch gegen die Freie Syrische Armee, sowie gegen die kurdische Minderheit im Norden des Landes.
Der IS hat das Ziel, ein Kalifat (Gottesstaat) im Nahen Osten zu errichten. Und zwar im Gebiet der Staaten Syrien, Irak, Libanon, Israel, Palästina und Jordanien. Einige behaupten sogar, dieses Kalifat solle die ganze Welt umspannen. Es gelten die Gesetze der Scharia.
Der IS gilt als die reichste Terrororganisation der Welt mit einem geschätzten Vermögen von zwei Milliarden US-Dollar (Stand Januar 2015). Bei der Eroberung von Mossul und der Plünderung der dortigen Zentralbank, gelangten im Juni 2014 allein 429 Millionen US-Dollar in die Hände der IS. Der IS finanziert sich größtenteils über die Einnahmen vom Verkauf des Rohöls aus eroberten Ölfeldern. Der IS nimmt Zwangspfändungen bei dem Privateigentum von Menschen vor, welche er als Feind einstuft. Der IS verschleppt Menschen, welche er als Irrgläubige einstuft. Diese Menschen werden versklavt, verkauft und zur Zwangsprostitution gezwungen.
Eine besonders lukrative Einnahmequelle sind auch Lösegeldforderungen die durch die Entführung von syrischen und irakischen Christen und anderer erpresst wurden. Mit gekidnappten europäischen Journalisten hat der IS Millionen verdient.
Zu weiteren Geldquellen gehören auch noch Kulturraub, die Erhebung von Zöllen, Einkommensteuer und zahlreiche andere Aktivitäten.

4.2 Al-Qaida

Al-Qaida ist ein loses, weltweit operierendes Terrornetzwerk sunnitischer islamistischer Organisationen. Der Name bedeutet „die Basis„. Al-Qaida wurde im August 1988 am Ende des Afghanistankrieges gegründet.Der saudi-arabische freiwillige Kämpfer Osama Bin Laden plante damals, diejenigen arabischen jungen Männer, die am Kampf gegen die Sowjetunion teilgenommen hatten und nun führungslos waren, in einer neuen Organisation aufzufangen. Die Organisation hatte anfänglich keine genau definierten Ziele.
Mitte der 1990er Jahre haben sich Bin Laden und seine Gefolgsleute mit der ägyptischen Jihad-Organisation unter dem heutigen Al-Qaida-Chef Aiman az-Zawahiri verbündet.
Erklärtes Ziel der Al-Qaida ist die Errichtung eines alle islamischen Länder und Gebiete umspannenden Gottesstaats für alle „Rechtgläubigen„. Die zwischenzeitlichen Ziele bestehen darin, die westlichen Staaten zu bekriegen, von denen die Organisation annimmt, dass diese eine weltweite antiislamische Verschwörung anführen, sowie die Vernichtung Israels herbeizuführen.
Die Al-Schabab gilt spätestens seit dem Treueschwur 2012 als regionaler somalischer Ableger von Al-Qaida.

4.3 Al-Nusrah Front

Die Al-Nusra-Front ist eine dschihadistisch-salafistische Organisation in Syrien. Sie ist eine Al-Qaida zugehörige Gruppe, die im syrischen Bürgerkrieg gegen die Regierung Baschar al-Assads, aber auch gegen Teile der Freien Syrischen Armee und kurdische Volksverteidigungseinheiten kämpft. Der Name bedeutet: „Unterstützungsfront für das syrische Volk„.
Zu den erklärten Zielen der Nusra-Front gehört nach der Beseitigung des Assad-Regimes die Errichtung eines am Salafismus orientierten sunnitischen Islamischen Staates, und somit letztlich eines Kalifats
Zu den Geldgebern der Nusra-Front gehören vor allem Al-Qaida im Irak und salafistische Spender aus der Golfregion. Allein aus Katar wurden bis Juni 2013 bis zu einer Milliarde Euro investiert.
Obwohl die beiden Al-Qaida Ableger IS und Al-Nusrah Front einen sunnitischen Islamischen Staat und damit letztlich ein Kalifat errichten wollen, kam es im Frühjahr 2014 zu massiven Kampfhandlungen gegeneinander.

4.4 Freie Syrische Armee

Die Freie Syrische Armee ist eine vom Großteil der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit Syriens getragene bewaffnete Oppositionsgruppe.
Die Freischärler geben als Ziel den Schutz von Zivilisten und den Sturz der syrischen Baath-Regierung unter Baschar al-Assad an.

4.5 Taliban

Die Taliban-Bewegung entstand in den frühen 1990er Jahren als Organisation paschtunisch-afghanischer Flüchtlinge in Pakistan. 1994 eroberte sie weite Teile Afghanistans.
Ziel der Taliban ist die Einführung und Durchsetzung des islamischen Rechts nach der Vorstellung des sunnitischen Islam in Afghanistan. Die Taliban riefen 1996 das Islamische Emirat Afghanistan aus, welches bis 2001 existierte.

4.6 Hisbollah

Hisbollah bedeutet die „Partei Gottes„. Als schiitische Partei ist die Hisbollah seit 1992 in der libanesischen Nationalversammlung vertreten. Zur Partei gehört auch die Miliz der Hisbollah.
Die Hisbollah entstand ab 1982 durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Widerstandsgruppen gegen die damalige militärische Invasion Israels im Libanon.
An der Spitze der Hisbollah stehen geistliche Gelehrte. Als oberste Autorität in Glaubensfragen wird der Revolutionsführer der Islamischen Republik Iran anerkannt.
Der Generalsekretär der Hisbollah ist gleichzeitig der Oberbefehlshaber der Hisbollah Miliz.
Die Hisbollah sieht sich als Gemeinschaft aller schiitischen Muslime. Das Ideologische Ziel ist die Errichtung eines Islamischen Staates im Libanon nach dem iranischen Vorbild.
Die Hisbollah kann durchaus als Staat im Staat bezeichnet werden. Sie baute in großen Teilen des Libanon staatliche Strukturen aus. Sie unterhält Schulen, Krankenhäuser, Waisenhäuser und kontrolliert sogar den Straßenverkehr. Die Hisbollah dominiert das öffentliche Leben in diesen Gebieten und ist nicht nur bei den Schiiten, sondern auch bei Bevölkerungsschichten anderer Religionen populär. Sie wird von weiten Teilen der Bevölkerung, nicht nur bei Muslimen, als Schutzmacht gegen Israel angesehen.
Die Hisbollah wird von Syrien und dem Iran unterstützt. Israel, die USA und Kanada stufen die gesamte Hisbollah als Terrororganisation ein, die EU und Australien hingegen lediglich die Miliz.

4.7 Arabische Republik Syrien

Syrien mit der Hauptstadt Damaskus ist ein Staat in Vorderasien und Teil des Maschrek. Syrien grenzt im Süden an Israel und Jordanien, im Westen an den Libanon und das Mittelmeer, im Norden an die Türkei und im Osten an den Irak.
Syrien ist eine Republik mit einem gemischt präsidial-parlamentarisches Regierungssystem. Die Amtssprache ist Arabisch.
Derzeit ist der Alawit Baschar al-Assad von der Baath-Partei Staatspräsident.
Mit rund 185.000 Quadratkilometern ist Syrien ungefähr halb so groß wie Deutschland, hat aber nur ca. 20.960.000 Einwohner. Von diesen sind seit dem Konflikten ca. 4 Millionen ins Ausland geflüchtet (Stand 6/2015)
Etwa 74 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, deren Glaubensverständnis regional unterschiedlich ist. Noch in den 1980er Jahren trug nur eine Minderheit der Frauen in Damaskus das Kopftuch; 2006 hingegen trug es die Mehrheit.
Alawiten (Nusairier) machen etwa 12 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Viele Militäroffiziere und ein großer Teil der herrschenden politischen Elite entstammen heute der alawitischen Religionsgemeinschaft, der auch die Familie Assad angehört.
Die restlichen Schiiten sind mit zwei Prozent in Syrien eine kleine, wenig einflussreiche Minderheit. Hinzu kommt noch ca 1 % Drusen, welche eine schiitische Abspaltung sind. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind Christen verschiedener Konfessionen. Nicht nennenswert sind die wenigen Tausend Jesiden, welche den Kurden zugerechnet werden. Die genaue Anzahl der Juden ist unbekannt, im Jahr 1978 waren es noch ca. 4500.

4.8 Saudi-Arabien

Das Königreich Saudi-Arabien mit der Hauptstadt Riad liegt auf der Arabischen Halbinsel und hat Zugang zum Roten Meer und den Persischen Golf. Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie. Staatsoberhaupt und zugleich Premierminister ist Salman ibn Abda al-Aziz.
Das Land hat eine Fläche von 2.149.690 km mit ca. 29.994.00 Einwohnern. Im Human Development Index 2013 ist Saudi-Arabien auf Platz 34 aufgeführt.
Saudi-Arabien ist die größte Volkswirtschaft im arabischen Raum. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2014 ca. 746,8 Mrd. Der Beitrag des Öl- und Gassektors zum BIP liegt mit 50 % trotz der Diversifikationsbemühungen weiterhin auf einem hohen Niveau und ist für 85 % der Staatseinnahmen verantwortlich. Der geschätzte Haushaltsüberschuss Saudi-Arabiens betrug im Jahre 2014 7,4% des BIP. Im Jahr 2015 wird der Haushalt des Landes aufgrund des Preisverfalles beim Öl jedoch voraussichtliche ein Defizit ausweisen.
Die Haupt- und Staatsreligion ist der Islam der hanbalitische Schule in seiner wahhabitischen Prägung, dem 73 % der Bevölkerung angehören. Andere Sunniten stellen 12 % der Bevölkerung dar, Schiiten etwa 10 bis 15 Prozent. Im Jahre 2012 bezeichneten sich bei einer Umfrage von Gallup19 % der befragten Saudi-Araber als „nicht religiös„ und weitere 5 % als „überzeugte Atheisten.

4.9 Afghanistan

Nach Jahren des Krieges gegen die Sowjetunion ergriffen im Jahr 1996 die Taliban die Macht in Afghanistan. Die Taliban riefen 1996 das Islamische Emirat Afghanistan aus.
Nach den Terroranschlägen der Al-Qaida am 11.09.2001 bekämpften die USA mit ihren Verbündeten die Taliban, da sie Terrororganisationen Unterschlupf gewährten.
Das Land ist seit 2004 eine islamische Republik. Diese Republik kann derzeit nicht als stabil angesehen werden. Immer wieder erschüttern Anschläge der Taliban das Land, in welchem sich mehr als 40 Länder an dem Wiederaufbau beteiligen.
Über 99,9 % der Bevölkerung sind Muslime, davon etwa vier Fünftel Sunniten und ein Fünftel imamitische Schiiten.

4.10 Irak

Die heutige Republik Irak entstand nach dem Irakkrieg von 2003 - 2011, welcher die Absetzung und Festnahme des damaligen sunnitischen Staatspräsidenten Saddam Hussein zur Folge hatte.
Der Irak hat ein Staatsgebiet von 434.128 km² und ca. 35.9 Millionen Einwohner. Ca. 60 % der irakischen Bevölkerung ist Schiitisch, ca. 35 % sind Sunniten. Christen, Jesiden und andere Religion machen ca. 3 % der Bevölkerung aus. Vor 100 Jahren betrug deren Anteil noch ca. 25 %.
Die politische Situation im Irak kann keines Wegs als Stabil bezeichnet werden. Das Land ist heute de facto in ethnische Zonen geteilt. Im Norden des Landes befindet sich die Autonome Region Kurdistan. Ca 55.000 km² befinden sich unter der Kontrolle des IS.
Zu Zeiten des sunnitischen Ex-Diktators wurde die schiitische Bevölkerungsmehrheit diskriminiert und unterdrückt.
Derzeit ist ein Schiite Ministerpräsident im Irak. Seit dem Truppenabzug der USA im Jahre 2011 gibt es offene Auseinandersetzungen zwischen der schiitischen Regierung und den sunnitischen Parteien. Besonders in letzter Zeit gibt es wieder vermehrt Terroranschläge sunnitischer Gruppen. In Teilen des Iraks herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände.

4.11 Kurden

Die genaue Herkunft des kurdischen Volkes ist nicht geklärt. Im Mittelalter wurde der Begriff „Kurd“ für Nomadenstämme benutzt, die weder Araber noch Türken waren. Sie hatten im westlichen Taurusgebirge sowie den östlichen Ausläufern der Zagrosberge ihre Heimat. Dieses Kurdengebiet ist sehr gebirgig und schwer zugänglich, allerdings existieren dort auch Erdölvorkommen sowie große Wasservorräte. Das machte und macht die Gegend auch für die Nachbarvölker interessant. Auch geografisch lässt sich Kurdistan nicht genau definieren. Das Siedlungsgebiet wird nicht nur von Kurden, sondern auch von vielen anderen Ethnien bevölkert, ebenso leben viele Kurden auch außerhalb der kurdischen Gebiete. Eine Karte Kurdistans, die von allen Völkern der Region akzeptiert würde, existiert nicht.
Selbst über die Bevölkerungsanzahl gibt es keine genauen Angaben. Ein Großteil der Kurden lebt heute in der Türkei, im Iran und im Irak, aber auch in Armenien, Aserbaidschan und Syrien gibt es kurdische Minderheiten. Offizielle Zahlen existieren nicht beziehungsweise stehen unter Manipulationsverdacht. Die Schätzungen variieren zwischen 20 und 40 Millionen. Eine einheitliche kurdische Sprache gibt es nicht. Es gibt drei Hauptgruppen, die miteinander verwandt, aber dennoch sehr verschieden sind.
Trotz fehlender einheitlicher Sprache und genau umrissener Grenzen haben die Kurden im Laufe der Jahrhunderte eine eigene Identität entwickelt. Diese beruht einerseits auf den historischen Wurzeln im nomadischen Stammeswesen, andererseits auf der Unterdrückung und Fremdherrschaft, denen sie immer wieder ausgesetzt waren und noch sind.
So vielfältig und komplex wie die kurdische Geschichte, Kultur und Sprache ist auch die Religionszugehörigkeit der Kurden. Eine Kurdische Religion gibt es nicht, dennoch ist der yesidische Glauben ehemals die Ursprungsreligion der Kurden. Heute stellen die Yeziden eine religiöse Minderheit unter den mehrheitlich im Verlauf der Jahrhunderte zum Islam konvertierten Kurden dar. Kurden gehören im Bereich des Islam nahezu alle Richtungen und Strömungen und auch weiteren hier nicht genannten Religionen an.
Im Norden des Iraks gibt es die autonome Region Kurdistan. Diese grenzt an Syrien. Sie hat eigene Streitkräfte, die Peschmerga. Dieser Begriff bedeute „Die dem Tod ins Auge Sehenden„, und er existiert seit den 1880er Jahren. Als Peschmerga bezeichnen sich auch die bewaffneten Einheiten der politischen Parteien Komalah und PDK im Iran, wie auch mehrerer kurdischer Parteien in Syrien.
Auch die kurdische Arbeiterpartei PKK engagiert sich militärisch in Syrien und kämpft hier hauptsächlich gegen den IS. Besonders verwirrend ist hier die Tatsache, dass die Freie Syrische Armee von Kurden unterstützt wird, aber dennoch gegen die PKK kämpft.

5. Fazit


Die Glaubensstreitigkeiten, insbesondere in den verschiedenen Strömungen im Islam, sind in nahezu allen Fällen mit ursächlich für die Konflikte im Nahen Osten, Afrika und auch der ganzen Welt. Heute spielt nicht die Vorherrschaft über das Öl und andere wirtschaftliche Interessen die große Rolle bei den Konflikten. Nein, es ist die Religion. Wirtschaftliche und machtpolitische Bestrebungen werden vor allem durch die Beteiligung der USA, Russland und natürlich auch der EU in diese Konflikte hineingetragen.
Ziel dieser Ausarbeitung ist aber nicht die Erklärung welche Interessen bei den Konflikten im Vordergrund stehen, dazu sind diese zu mannigfaltig. Ziel ist es vielmehr aufzuzeigen, wie die religiösen Zugehörigkeiten der einzelnen Konfliktparteien zusammengesetzt sind. Anhand des Konflikts in Syrien sind die beiden religiösen Blöcke der Schiiten und Sunniten gut zu erkennen.
In Syrien steht auf der einen Seite die schiitische-alawitische Regierung des Staatspräsidenten von der Baath-Partei. Dieser werden vom mehrheitlich schiitischen Iran und der schiitischen Hisbollah unterstützt. Zu den nicht schiitischen Unterstützern Assads zählen Russland, welche sich in Syrien auch militärisch engagieren, und Nordkorea, welche derzeit in Syrien nicht militärische aktiv sind.
Auf der sunnitischen Seite befindet sich eine Vielzahl aufständischer Gruppen. Die bedeutendsten sind hier die Freie Syrische Armee und die Al-Nusrah Front. Diese verschieden sunnitischen Gruppen verfolgen alle zusätzlich individueller Ziele und bekämpfen sich auch gegenseitig. Einig sind sie sich jedoch in der Bekämpfung des schiitischen Baschar al-Assad und seiner Unterstützer. Unterstützt werden sie von dem sunnitisch / wahhabitischen Saudi-Arabien, welches zumindest offiziell nur mit Waffen und Geldmitteln hilft.
Für das sunnitische Saudi-Arabien ist jedoch der wichtigste Grund der Einmischung, dass der schiitische Iran keine Macht in Syrien erhält, da der Iran und Saudi-Arabien in der gesamten Region um die Vorherrschaft konkurrieren. Dieser sunnitische Block wird von den USA aktiv unterstützt. Die USA sind schon lange mit Saudi-Arabien verbündet und mit dem Iran verfeindet.
Der IS wird in dieser – Blockbildung außer Acht gelassen, da jede Seite – egal ob sunnitisch oder schiitisch den IS bekämpft, oder zumindest nicht unterstützt, was aber auch kurzfristige Kooperationen nicht ausschließt.

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