Innere Sicherheit und Lebensqualität

Aspekte und Entwicklung der wahrgenommenen Sicherheit und Lebensqualität

Von Prof. Dr. Anton Sterbling, Fachhochschule für Polizei, Rothenburg/OL und Prof. Dr. Joachim Burgheim, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Gelsenkirchen

- Ergebnisse empirischer Untersuchungen-


Die Präventionsforschung ist eine wichtige Grundlage der praktischen Präventionsarbeit. Sie kann zudem dazu beitragen, Präventionsanliegen in der Ausbildung und insbesondere in der Polizeiausbildung gründlicher zu verankern. Ein zentraler Bezugspunkt zeitgenössischer Präventionsarbeit ist das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger, das neben der „objektiven" Sicherheitslage zugleich eine wichtige Dimension der Lebensqualität darstellt. In diesem Sinne wurde von Noll festgehalten: „Das Bedürfnis nach Sicherheit gehört zu den wenigen Grundbedürfnissen, über die es einen allgemeinen Konsens gibt. Die Garantie der öffentlichen Sicherheit, d.h. der Schutz der „Unversehrtheit von Leben, Gesundheit, Ehre, Freiheit und Vermögen der Bürger, sowie der Rechtsordnung und der Einrichtungen des Staates" machen daher eine wesentliche Komponente der Lebensqualität einer Gesellschaft aus."

In diesem Beitrag sollen in Ergänzung anderer bereits vorliegender Arbeiten einige wichtige Aspekte und Entwicklungen der subjektiv wahrgenommenen Sicherheit und Lebensqualität dargestellt werden, die auf empirische Untersuchungen in Hoyerswerda und Görlitz zurückgehen. Diese Untersuchungen stützen sich auf repräsentative Bürgerbefragungen, die 1998 und 2002 in Hoyerswerda und 1999 in Görlitz durchgeführt wurden und die mithin Vergleiche in der zeitlichen Dimension wie auch zwischen beiden Städten ermöglichen.

Die vergleichende Perspektive, die auch und nicht zuletzt aktuelle Entwickungstendenzen erkennen lässt, soll daher im Vordergrund der weiteren Ausführungen stehen. Zunächst seien aber einige Hinweise zur Anlage der Untersuchungen gegeben.



Einige allgemeine Hinweise zur Anlage der Untersuchungen

Bei den drei Untersuchungen in Hoyerswerda (1998 und 2002) und Görlitz (1999) handelt es sich um schriftliche Bevölkerungsbefragungen. Dabei wurdemit kleineren Abweichungenein ähnlicher Fragebogen eingesetzt, der jeweils etwa 60 geschlossene und 5 offene Fragen umfass-te. Die Einzelfragen bezogen sich auf folgende Fragenkomplexe: Wichtigste Probleme der Stadt aus der Sicht der Befragten; subjektive Lebensqualität und Zufriedenheit mit der inneren Sicherheit; Kriminalitätswahrnehmung; Kriminalitätserfahrungen; Kontakt zur Polizei und Bewertung des polizeilichen Handelns; Wahrnehmung der Kriminalitätsgefährdung und anderer kommunaler Probleme; Zufriedenheit mit dem Sicherheitsbeitrag staatlicher Institutionen; sozialdemographische Merkmale und deren Einflüsse; sozialintegrative und sozialräumliche Aspekte; Vorschläge der befragten Bürger. Bei der Befragung in Görlitz 1999 und in Hoyerswerda wurde zudem nach der Beurteilung der Sicherheitswacht gefragt. Außerdem wurde bei der Befragung 2002 in Hoyerswerda die Wahrnehmung der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus als neuer Problemkomplex in die Befragung einbezogen.

Für die schriftlich durchgeführten Befragungen wurden aus den Melderegistern der Städte Hoyerswerda und Görlitz jeweils Zufallsstichproben von 2.000 Personen gezogen. Dabei wurde die Wohnbevölkerung ab dem 14. Lebensjahr berücksichtigt. Die Nettorücklaufquoten lagen bei 36 Prozent (Hoyerswerda 1998), 48 Prozent (Görlitz 1999) und 37 Prozent (Hoyerswerda 2002). Die Überprüfung der Repräsentativität ergab in allen drei Fällen zufriedenstellende Ergebnisse.

Subjektive Zufriedenheit mit der Inneren Sicherheit

Zunächst soll die subjektive Zufriedenheit mit der öffentlichen Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland, im Freistaat Sachsen wie auch vor Ort, in Hoyerswerda bzw. Görlitz, näher betrachtet werden. (Tabelle 1 siehe nächste Seite).

Mit der öffentlichen Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland erscheinen lediglich 1,5 Prozent der Befragten „sehr zufrieden" sowie 30 Prozent „eher zufrieden", während sich 51,5 Prozent diesbezüglich „eher unzufrieden" und 16,4 Prozent „sehr unzufrieden" erklären. Dass nur knapp ein Drittel (31,5 Prozent) mit der öffentlichen Sicherheit in Deutschland vorwiegend zufrieden ist, mag Anlass zur Sorge geben. Zugleich ist aber bemerkenswert, dass sich dieser Anteil vorwiegend Zufriedener (d.h. „sehr" oder „eher" Zufriedener) gegenüber der Befragung 1998 in Hoyerswerda, als er lediglich bei etwas über 15 Prozent lag, wie auch gegenüber 1999 in Görlitz (knapp 21 Prozent) deutlich erhöht hat.


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Mit der öffentlichen Sicherheit im Freistaat Sachsen waren bei der Bevölkerungsbefragung in Hoyerswerda 2002 rund 2 Prozent „sehr zufrieden" und weitere 42,6 Prozent „eher zufrieden", 45,8 Prozent äußerten sich indes „eher unzufrieden" und 8,8 Prozent „sehr unzufrieden". Zwar überwiegen mit knapp 55 Prozent weiterhin die Unzufriedenen, aber der Anteil der vorwiegend Zufriedenen stieg auf 45 Prozent und damit gegenüber der Befragung 1998 in Hoyerswerda und der Untersuchung 1999 in Görlitz, als er lediglich jeweils 29 Prozent betrug, deutlich an. Also auch und insbesondere im Hinblick auf die öffentliche Sicherheit in Sachsen ist ein klarer Anstieg der Zufriedenheitswerte der 2002 in Hoyerswerda befragten Bürger zu erkennen.

Was die Zufriedenheit mit der öffentlichen Sicherheit vor Ort betrifft, so erklärten sich 2,7 Prozent der 2002 in Hoyerswerda Befragten „sehr zufrieden" und 45,5 Prozent „eher zufrieden". „Eher unzufrieden" äußerten sich indes 41,6 Prozent und „sehr unzufrieden" 9,6 Prozent der befragten Bürger. Der Anteil der mit der öffentlichen Sicherheit vor Ort vorwiegend Zufriedenen, der in den vorausgegangenen Untersuchungen in Hoyerswerda und Görlitz lediglich ein Drittel (jeweils rund 34 Prozent) der Befragten betrug, erhöhte sich 2002 auf über 48 Prozent, also auf knapp die Hälfte aller Befragten. Dies ist eine bemerkenswert positive Entwicklung, die einem entsprechenden allgemeinen Entwicklungstrend in der Bewertung der inneren Sicherheit in Deutschland und Ostdeutschland folgt, aber sicherlich auch mit intensiven Bemühungen zur Verbesserung der Sicherheit und des subjektiven Sicherheitsgefühls in Hoyerswerda und in Sachsen zusammenhängt.

Neben den Fragen nach der Zufriedenheit mit der öffentlichen Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland, im Freistaat Sachsen und vor Ort wurde zudem nach der Zufriedenheit der Bürger mit dem Beitrag verschiedener staatlicher Institutionen zur Gewährleistung der Sicherheit gefragt. Im Hinblick auf die Arbeit der Polizei wurden außerdem weitere Differenzierungen in der Fragestellung vorgenommen (Tabelle 2).


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Wie bereits 1998 sind auch im Jahre 2002 in Hoyerswerda lediglich 34 Prozent der Befragten mit dem Beitrag der Landesregierung des Freistaates Sachsen zur Lösung von Problemen der Sicherheit vorwiegend zufrieden, wobei sich lediglich 1 Prozent „sehr zufrieden" und 33 „eher zufrieden" erklärten. In Görlitz betrug der Anteil der diesbezüglich überwiegend Zufriedenen 36 Prozent. Ebenfalls recht stabil zeigt sich die Zufriedenheit mit der entsprechenden Tätigkeit der Stadtverwaltung. Wie bereits 1998 äußerten sich auch 2002 diesbezüglich rund 47 Prozent vorwiegend zufrieden, wobei der Anteil der sehr Zufriedenen jeweils zwischen 1 und 2 Prozent lag. Die Zufriedenheit mit dem Sicherheitsbeitrag der Stadtverwaltung ist in Hoyerswerda allerdings deutlich höher als in Görlitz. In Görlitz zeigten sich damit 1999 nur 33 Prozent vorwiegend zufrieden.

Die Zufriedenheit mit der Arbeit der Polizei im Freistaat Sachsen erhöhte sich deutlich. Waren damit 1998 in Hoyerswerda 55 Prozent der Befragten und 1999 in Görlitz 54 Prozent vorwiegend zufrieden, so stieg deren Anteil auf knapp 61 Prozent, 4,5 Prozent sehr Zufriedene und 56,2 Prozent eher Zufriedene - an.

Die Zufriedenheit mit der Polizeiarbeit in Hoyerswerda stieg auch von 53 Prozent vorwiegend Zufriedenen 1998 auf 58 Prozent an, wobei sich von diesen 5 Prozent
„sehr zufrieden“ und 53,4 % „eher zufrieden“ erklärten.

Die Zufriedenheitswerte im Hinblick auf die Präsenz der Polizei verbesserten sich ebenfalls. Waren damit 1998 in Hoyerswerda 4,6 Prozent „sehr zufrieden" und 27,7 Prozent „eher zufrieden" und in Görlitz 1999 lediglich 3,6 Prozent „sehr zufrieden" und 23,2 Prozent „eher zufrieden", so äußerten sich 2002 in Hoyerswerda diesbezüglich 6,2 Prozent „sehr zufrieden", und weitere 32 Prozent „eher zufrieden". Wiewohl diese auf die Polizeipräsenz bezogenen Zufriedenheitswerte weiterhin unter denen der Zufriedenheit mit der Arbeit der Polizei vor Ort und in Sachsen liegen, wird dennoch deutlich, dass die Präventionsmaßnahmen in Hoyerswerda, die nicht zuletzt in einer erhöhten Polizeianwesenheit in der Öffentlichkeit bestehen, wohl erkennbare Wirkungen zeigten.

Zugleich lassen die insbesondere mit der Arbeit und der Anwesenheit der Polizei gestiegenen Zufriedenheitswerte den vorsichtigen Schluss zu, dass es wohl vornehmlich an der Verbesserung der Polizeiarbeit lag, dass die Zufriedenheit der Bürger mit der Sicherheit vor Ort, aber auch darüber hinaus, in den letzten Jahren merklich gestiegen ist, wenngleich die Zufriedenheit mit der inneren Sicherheit im Kontext anderer lebensqualitätsrelevanter Zufriedenheitsaspekte immer noch deutlich zu wünschen lässt.

Ein weiterer wichtiger Indikator, der für ein verbessertes Sicherheitsgefühl in Hoyerswerda spricht, lässt sich anhand der Frage festmachen, ob sich die von uns befragten Personen an bestimmten Orten der Stadt unsicher bzw. belästigt oder bedroht fühlen würden (Tabelle 3).


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Lag der Anteil der Befragten, die angaben, dass sie sich in bestimmten Straßen oder an bestimmten Plätzen der Stadt unsicher oder bedroht fühlten, 1998 in Hoyerswerda noch bei 51 Prozent und in Görlitz 1999 bei 38,7 Prozent, so ging er 2002 deutlich auf 33,4 Prozent zurück. Dies ist ein sehr aussagekräftiger Indikator einer deutlich verbesserten subjektiven Sicherheitslage, die nicht zuletzt für eine effektive und erfolgreiche Präventionsarbeit und Aufklärung der Bürger spricht.

Neben den sicherlich erfreulichen Befunden deutlich verbesserter subjektiver Zufriedenheit mit der öffentlichen Sicherheit und geringerer Kriminalitätsfurcht im Zeitvergleich, die sich durch weitere Ergebnisse unserer Untersuchungen untermauern ließen, bleibt dennoch festzuhalten, dass das Zufriedenheitsniveau mit der öffentlichen Sicherheit weiterhin relativ niedrig erscheint. Dies wird vor allem deutlich, wenn man die entsprechenden subjektiven Zufriedenheitswerte im Zusammenhang mit der Zufriedenheit in anderen lebensqualitätsrelevanten Bereichen betrachtet. Um eine bessere diesbezügliche Einordnung und Bewertung vornehmen zu können, sollen im Weiteren einige für die
Lebensqualität der Menschen wichtige Lebensbereiche bzw. die subjektive Zufriedenheit im Hinblick auf diese dargelegt werden. Vorher soll aber noch aufgezeigt werden, welchen Stellenwert Fragen der Sicherheit im Vergleich zu anderen Problemen der Stadt haben.

Zum Stellenwert der Sicherheitsprobleme

Zu den drei wichtigsten Problemen der Stadt aus der Sicht der befragten Bürger ergaben sich folgende Befunde (Tabelle 4).


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Wie zu erwarten war, wird die Arbeitslosigkeit weiterhin als das mit Abstand wichtigste Problem angesehen. Rund 59 Prozent der Befragten sehen darin die größte Herausforderung, für knapp 71 Prozent stellt die Arbeitslosigkeit eines der drei wichtigsten Probleme der Stadt dar. Dieser Anteil liegt noch etwas höher als bei der Untersuchung 1998 als 66,5 Prozent der Befragten in der Arbeitslosigkeit eines der drei wichtigsten Probleme in Hoyerswerda betrachteten und deutlich höher als in Görlitz, wo die Arbeitslosigkeit im Jahre 1999 für knapp 53 Prozent eines der drei wichtigsten Probleme der Stadt darstellte.

Rund 14 Prozent der Befragten sehen im Verkehr, der Parkplatzsituation oder der Verkehrsinfrastruktur eines der drei wichtigsten Probleme. 1998 waren dies rund 15 Prozent und 1999 in Görlitz rund 19 Prozent. Diesbezüglich haben sich also kaum nennenswerte Veränderungen ergeben. Ähnliches gilt im Hinblick auf die Beurteilung der örtlichen Wirtschaftslage, der Lehrstellensituation usw. 2002 betrachteten 13,5 Prozent diesen Komplex als eines der drei wichtigsten Probleme der Stadt, 1998 waren es in Hoyerswerda 14 Prozent und 1999 in Görlitz 11 Prozent, die dies so beurteilten.

Im Hinblick auf die Sicherheitsproblematik wurde in der Auswertung eine Differenzierung zwischen Problemen der Sicherheit und Ordnung im engeren und im weitläufigeren Sinne vorgenommen. Probleme der Sauberkeit und Ordnung haben in diesem Rahmen das größte Gewicht. 6,5 Prozent stehen in Problemen der Sauberkeit und Ordnung das wichtigste, 20 Prozent eines der drei wichtigsten Probleme der Stadt. 1998 waren es allerdings noch knapp 24 Prozent, die darin eines der drei wichtigsten Probleme sahen, und in Görlitz waren dies sogar rund 41 Prozent. Knapp 13 Prozent zählen Fragen der Sicherheit und Ordnung im engeren Sinne zu den drei wichtigsten lokalen Problemen, 1998 waren dies in Hoyerswerda noch 17 Prozent und 1999 in Görlitz 19 Prozent der Befragten.

Noch deutlicher wird die abnehmende Problemrelevanz bei der Beurteilung der Kriminalität sichtbar. Betrachteten 1998 in Hoyerswerda 4,6 Prozent der Befragten die Kriminalität als das wichtigste und 25 Prozent als eines der drei wichtigsten Probleme der Stadt, so waren es 2002 nur noch 1 Prozent, die die Kriminalität als das wichtigste, und 7 Prozent, die diese als eines der drei wichtigsten Probleme ansahen. Im Jahre 2002 erwähnten in Hoyerswerda 7,7 Prozent Vandalismus, Rowdytum oder Gewalt unter den drei wichtigsten Problemen der Stadt, im Jahre 1998 betrug dieser Anteil noch 14,6 Prozent.

Probleme der Sicherheit und Ordnung im weitläufigeren, all diese Einzelaspekte zusammenfassenden Sinne, betrachten im Jahre 2002 rund 13,5 Prozent der Befragten als das wichtigste Problem, 18,8 Prozent als das zweitwichtigste und 15,0 Prozent als das drittwichtigste Problem der Stadt. Damit sind es insgesamt 47,3 Prozent, die Probleme der Sicherheit und Ordnung im weitergefassten Sinne zu den drei wichtigsten örtlichen Problemen zählen, so dass diesem Problemkomplex, neben der Arbeitslosigkeit, nach wie vor eine große Bedeutung beigemessen wird. Dennoch ist aber zugleich eine deutlich abnehmende Problemrelevanz im Zeitvergleich wie auch im Vergleich zu den Problembewertungen in Görlitz 1999 erkennbar. Zählten 1998 in Hoyerswerda noch 80,5 Prozent und in Görlitz 76 Prozent der Befragten Probleme der Sicherheit und Ordnung im weitläufigeren Sinne zu den drei wichtigsten Problemen, so waren es 2002 in Hoyerswerda wie eben erwähnt nur noch 47,3 Prozent.

Neben den bisher angesprochenen, gleichsam im Vordergrund stehenden Problemen, denen ein relativ großes Gewicht beigemessen wurde, fanden natürlich noch eine Reihe weiterer Problemkomplexe Erwähnung, zum Beispiel Infrastrukturprobleme, etwa mangelnde Straßenbeleuchtungen, oder Wohnungsbedingungen, Wohnungsleerstand und Ähnliches, oder mangelnde Freizeitangebote, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene und ältere Menschen, Schul- und Erziehungsprobleme usw.

Zusammenfassend kann man hierzu feststellen, dass die Problematik der Arbeitslosigkeit nach wie vor von überragender Bedeutung erscheint. Auch Probleme der Sicherheit und Ordnung werden weiterhin als wichtige Herausforderungen und Belas-tungen betrachtet, ihre Bedeutung ist in der relativen Gewichtung allerdings auffällig zurückgegangen. Deutlich an Relevanz zugenommen haben in der subjektiven Problemwahrnehmung der Bürger von Hoyerswerda indes Prozesse der Abwanderung und der Überalterung der Bevölkerung. Dies ist vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklungen in den letzten Jahren auch gut erklärbar und nachvollziehbar.

Subjektive Lebensqualitätswahrnehmung in verschiedenen Lebensbereichen

Zunächst soll die subjektive Zufriedenheit hinsichtlich verschiedener infrastruktureller Gegebenheiten wie Verkehr und Straßen, soziale Einrichtungen, kulturelle Infrastruktur und Angebote sowie medizinische Versorgung näher betrachtet werden. (Tabelle 5).



Mit der Verkehrsinfrastruktur, den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Straßenverhältnissen äußerten sich 2002 in Hoyerswerda 4,5 Prozent der befragten Bürger „sehr zufrieden" und weitere 50,5 Prozent
„eher zufrieden". Rund 39 Prozent sind damit „eher unzufrieden" und 4 Prozent „sehr unzufrieden". Mit rund 55 Prozent vorwiegend Zufriedener ist deren Anteil gegenüber 1998 deutlich rückläufig. Damals waren in Hoyerswerda nämlich über 63 Prozent mit den Verkehrsgegebenheiten vorwiegend zufrieden. In Görlitz äußerten sich über 64 Prozent der Befragten mit den Verkehrsverhältnissen überwiegend zufrieden. In diesem Lebensbereich ist also ein Rückgang des subjektiven Zufriedenheitsniveaus zu verzeichnen.

Was die sozialen Infrastruktureinrichtungen (Soziale Dienste, Kindergärten usw.) betrifft, erklärten sich 2002 in Hoyerswerda 9,3 Prozent der befragten Bürger „sehr zufrieden" und weitere 69,5 Prozent „eher zufrieden", lediglich 14,2 Prozent sind damit „eher unzufrieden" und nur 1 Prozent „sehr unzufrieden". Nahezu 79 Prozent sind also vorwiegend zufrieden, damit liegt die Zufriedenheit bei diesem Bereich noch geringfügig höher als 1998 mit knapp 78 Prozent vorwiegend Zufriedenen und höher als in Görlitz, wo sich 1999 rund 71 Prozent der Befragten mit der sozialen Infrastruktur der Stadt vorwiegend zufrieden äußerten.

Mit den kulturellen Einrichtungen und dem Kulturangebot in Hoyerswerda zeigten sich 14 Prozent „sehr zufrieden" und 55 Prozent „eher zufrieden". 23 Prozent waren damit indes „eher unzufrieden" und 6 Prozent „sehr unzufrieden". Bei der Befragung 1998 waren in Hoyerswerda lediglich rund 58 Prozent und bei der Untersuchung 1999 in Görlitz nur 51 Prozent mit den kulturellen Gegebenheiten in ihrer Stadt vorwiegend zufrieden, 2002 stieg dieser Anteil in Hoyerswerda indes auf 69 Prozent. Im Zeitvergleich wie auch im Vergleich zwischen beiden Städten ist also ein deutlicher Anstieg der Zufriedenheit mit den kulturellen Einrichtungen und dem Kulturangebot in Hoyerswerda zu erkennen.

Die Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung war bei der Befragung in Hoyerswerda 1998 sehr hoch. Hierbei spielte sicherlich der Vergleichshintergrund des Gesundheitswesens in der DDR-Zeit eine wichtige Rolle. Mit diesem für das unmittelbare Wohlergehen und die Lebensqualität der Menschen sehr wichtigen Bereich erklärten sich damals 36 Prozent der Befragten „sehr zufrieden" und weitere 53 Prozent „eher zufrieden". Auch in Görlitz zeigten sich 1999 mit der medizinischen Versorgung 29 Prozent der Befragten „sehr zufrieden" und weitere 62 Prozent „eher zufrieden". Bei der Untersuchung 2002 in Hoyerswerda liegt der Anteil der sehr Zufriedenen bei 25,5 Prozent und der der eher Zufriedenen bei 51,8 Prozent, während der der eher Unzufriedenen bei rund 18 Prozent und der sehr Unzufriedenen bei 3,7 Prozent zu verzeichnen ist. Zwar sind immer noch mehr als drei Viertel (77,3 Prozent) aller Befragten mit der medizinischen Versorgung überwiegend zufrieden, aber die Zufriedenheit ist dies bezüglich von einem sehr hohen Ausgangsniveaumerklich zurückgegangen.



An dieser Stelle kann festgehalten werden, dass bei der subjektiven Zufriedenheit mit bestimmten Infrastrukturgegegebenheiten sowohl positive Entwicklungen, so im Hinblick auf die soziale und kulturelle Infrastruktur, wie auch negative Veränderungen, im Hinblick auf die Verkehrsinfrastruktur und die medizinische Versorgung, zu konstatieren sind. Diese Veränderungen erscheinen zwar nicht dramatisch, aber doch unübersehbar. Als wichtiger Befund sollte auch vermerkt werden, dass sich die subjektive Zufriedenheit in all diesen Lebensbereichen überwiegend positiv darstellt und zumeist deutlich höher als die Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten der inneren Sicherheit liegt.

Ähnliches gilt auch, wenn man in den Vergleich zwei Globalindikatoren der subjektiven Zufriedenheit einbezieht, die zumeist mit vielen Einzelindikatoren mehr oder weniger eng korrelierennämlich die allgemeine Zufriedenheit mit der Lebenssituation und die Zufriedenheit mit den materiellen Lebensbedingungen (Tabelle 6).


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Mit ihrer gegenwärtigen Lebenssituation sind rund 10 Prozent der 2002 in Hoyerswerda Befragten „sehr zufrieden" und weitere 60 Prozent „eher zufrieden", 23 Prozent sind „eher unzufrieden" und etwas über 6 Prozent „sehr unzufrieden". Wichtig ist in diesem Zusammenhang die erkennbare Entwicklungstendenz. Im Jahre 2002 äußerten sich insgesamt 70 Prozent mit ihrer Lebenssituation vorwiegend zufrieden, 1998 waren dies in Hoyerswerda hingegen noch rund 75 Prozent und 1999 in Görlitz 77 Prozent.

Ebenso wie die allgemeine Lebenszufriedenheit zeigt auch die Zufriedenheit mit den materiellen Lebensbedingungen eine rückläufige Tendenz. Mit ihren materiellen Lebensverhältnissen erklärten sich 2002 in Hoyerswerda 13 Prozent „sehr zufrieden" und 52 Prozent „eher zufrieden". Diesen knapp zwei Drittel vorwiegend Zufriedenen stehen knapp 26 Prozent gegenüber, die „eher unzufrieden" mit ihren materiellen Lebensbedingungen sind, und 7 Prozent, die sich damit „sehr unzufrieden" zeigten. 1998 waren in Hoyerswerda knapp 70 Prozent und 1999 in Görlitz sogar 74 Prozent mit ihren materiellen Lebensbedingungen vorwiegend zufrieden. Damit ist auch unter diesem Gesichtspunkt ein leichter Rückgang der entsprechenden Zufriedenheitswerte seit den Untersuchungen 1998 (in Hoyerswerda) und 1999 (in Görlitz) zu erkennen.
Abschließende Bemerkungen



Der kleine Ausschnitt empirischer Befunde zur subjektiven Wahrnehmung verschiedener Aspekte der Sicherheit und Lebensqualität in zwei grenznahen Städten der Oberlausitz lässt drei wichtige Dinge erkennen.



Erstens: eine Reihe von Indikatoren und Befunden deuten auf eine Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls in den letzten Jahren hin und sprechen mithin auch für die Wirksamkeit entsprechender präventiver Maßnahmen.



Zweitens: ist allerdings gleichzeitig festzustellen, dass sich die Zufriedenheit mit der Sicherheitslage immer noch deutlich un-günstiger als die Zufriedenheit mit anderen lebensqualitätsrelevanten Bereichen und Aspekten darstellt.



Drittens: Dies obgleich die Zufriedenheit in wichtigen Lebensbereichen eher eine rückläufige Entwicklungstendenz aufweist, die zwar nicht dramatisch erscheint, aber doch deutlich ist. Insofern bleibt das subjektive Sicherheitsempfinden weiterhin ein belastender Faktor der Lebensqualität und bleiben Maßnahmen, die nachhaltig zur Verbesserung der „objektiven" und „subjektiven" Sicherheitslage beitragen, dringend geboten. Dies schließt auch und insbesondere den Bereich der Präventionsarbeit ein, in dem die erfreulichen Zwischenergebnisse vor Ort, in Hoyerswerda, wie im Freistaat Sachsen insgesamt zur intensiven Fortsetzung der Bemühungen auffordern und ermutigen.



Vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen erscheinen eine kontinuierliche, empirisch ausgerichtete Präventionsforschung, eine bessere institutionelle Verankerung von Präventionsanliegen und eine gründliche Berücksichtigung der Prävention in der Ausbildung der Polizei als durchaus geeignete Ansatzpunkte, um zu nachhaltigen Erfolgen auf dem Gebiet der Präventionsarbeit zu gelangen.


Literatur:

Burgheim, Joachim/Sterbling, Anton: Hoyerswerda: Modell kommunaler Kriminalprävention in Sachsen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung, Konstanz 1999

Burgheim, Joachim/Sterbling, Anton: Subjektive Sicherheit und Lebensqualität in Görlitz. Rothenburger Beiträge. Schriftenreihe der Fachhochschule für Polizei Sachsen (Band 4), Rothenburg/Oberlausitz 2000

Burgheim, Joachim/Sterbling, Anton: Entwicklung der Kriminalitätsfurcht in Sachsen. Ergebnisse einer Replikationsstudie in Hoyerswerda, in: Kriminalistik. Unabhängige Zeitschrift für die kriminalistische Wissenschaft und Praxis, 57. Jg., Heidelberg 2003 (S. 437 - 442).

Kury, Helmut/Obergfell-Fuchs, Joachim: Kriminalitätsfurcht und ihre Ursachen, in: Der Bürger im Staat, 53. Jg., Heft 1, Stuttgart 2003 (S. 9 - 18)

Landeskriminalamt Sachsen (Hrsg.): Sicherheitsgefühl der sächsischen Bürgerinnen und Bürger. Ergebnisse einer Befragung im Freistaat Sachsen 2002, Dresden 2003

Noll, Heinz-Herbert: Zustand der öffentlichen Sicherheit beeinträchtigt Wohlbefinden der Bürger. Befunde zur subjektiven Wahrnehmung und Bewertung der öffentlichen Sicherheit, in: Informationsdienst Soziale Indikatoren, Nr. 12, Mannheim 1994 (S. 5 - 8)

Präventionsrat der Stadt Lingen (Ems) unter wissenschaftlicher Begleitung von Manfred Tücke (Hrsg.): Kriminalität, Kriminalitätsfurcht und Möglichkeiten der Prävention in einer Mittelstadt. Regionale kriminologische Analysen der Stadt Lingen (Ems), Lengerich usw. 2000

Stadtverwaltung Hoyerswerda (Hrsg.): Strukturdaten der Stadt Hoyerswerda nach Stadt- und Ortsteilen, Hoyerswerda 2003
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Datenreport 2002. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2002

Sterbling, Anton: Gesellschaftlicher Wandel in zwei sächsischen Städten in den letzten Jahrzehnten, in: Timmermann, Heiner (Hrsg.): Deutsche FragenVon der Teilung zur Einheit, Berlin 2001 (S. 465-483)

Sterbling, Anton: Überlegungen zu einer Polizei-Universität, in: Kriminalistik. 55. Jg., 2002 (S. 282 - 289)

Sterbling, Anton: Zwei Städte in der Lausitz. Neue Entwicklungen und Wahrnehmungen in vergleichender Perspektive, in: Schmidt, Martin (Hrsg.): Die Oberlausitz und Sachsen in Mitteleuropa, Görlitz-Zittau 2003 (S. 412 - 423).

Sterbling,Anton/Burgheim, Joachim: Subjektive Wahrnehmung der Gefahren des internationalen Terrorismusempirische Teilergebnisse einer Bürgerbefragung, in: Die Polizei. Fachzeitschrift für öffentliche Sicherheit mit Beiträgen aus der Polizei-Führungsakademie, 94. Jg., Köln 2003 (S. 181 - 185)

Sterbling, Anton/Burgheim, Joachim: Nochmals Hoyerswerda: Lebensqualität und subjektive Sicherheiteine Wiederholungsuntersuchung, Rothenburger Beiträge. Schriftenreihe der Fachhochschule für Polizei Sachsen (Band 17), Rothenburg/Oberlausitz 2004

Thewes, Wilfried/Sterbling, Anton/Burgheim, Joachim (Hrsg.): Soziale Kompetenz als Schlüsselqualifikation des modernen Polizeiberufes. Fragen der Ausbildung und des Hochschulstudiums. Beiträge zum III. Hochschuldidaktischen Kolloquium an der Fachhochschule für Polizei Sachsen, Rothenburger Beiträge. Schriftenreihe der Fachhochschule für Polizei Sachsen (Band 9), Rothenburg/OL 2001

Polizei-Fachmesse GPEC in Leipzig

Die dritte internationale Fachmesse und Konferenz für Polizei- und Spezialausrüstung (International Exhibition and Conference for Police and Special Equipment - OPEC) findet vom 8. bis 10. Juni 2004 in Leipzig statt. Zu dieser Fachmesse, die bislang zwei Mal in Münster stattgefunden hatte, haben sich mit Stand von Mai 2004 rund 400 Aussteller aus 13 Staaten angemeldet; darunter auch das Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums. Unter den Ausstellern wird es vermehrt Ministerien und Ämter mit ihren Präsentationen geben. Als Neuheit und besonders interessantes Element wird ein Beschaffungszentrum als Kontaktstelle errichtet. Es liegt die Ausstellerzusage des amerikanischen Künstlers Dick Kramer vor, der seine taktischen Bilder und Polizeizeichnungen sowie ein spezielles GPEC®-Motiv präsentieren wird. Begleitet wird diese

Fachmesse durch ein Kongress- und Vortragsprogramm über Polizeiausrüstung, Sicherheitstechnik und Dienstleistung. Angesprochen sind die Bereiche Polizei, Zoll, Strafvollzug für die innere sowie Spezialeinheiten des Militärs für die äußere Sicherheit. Die GPEC General Police Equipment Exhibition & Conference® ist eine umfassende und spezielle Fachmesse mit begleitendem Kongress- und Vortragsprogramm für das Behördengeschäft mit Polizeiausrüstung, Sicherheitstechnik und Dienstleistungen. Dieser in Mitteleuropa einzigartige Branchentreffpunkt spricht vor allem Kräfte der Polizei, des Zolls, des Strafvollzugs und staatlicher Dienste für innere und äußere Sicherheit sowie Spezial- und lnfanterieeinheiten des Militärs an. Sie erreicht dabei Entscheidungsträger, Techniker, Taktiker, Beschaffer, Ausbilder und Nutzer auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene. GPEC® versteht sich als Leistungs- und Angebotsschau sowie als internationales Forum für Information und Austausch zwischen relevanten Behörden, Herstellern, Handel und Dienstleistern. Ein besonderes Merkmal der General Police Equipment Exhibition & Conference® besteht darin, dass diese Fachmesse nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, sondern ausschließlich für Fachbesucher aus Behörden nach strengen Zulassungs- und Zugangskontrollen.

GPEC® wurde erstmals im Jahr 2000 ausgerichtet. 205 Aussteller aus 12 Ländern (aus Europa sowie Israel, Kanada und USA) präsentierten Ihre Angebote 2.950 Fachbesuchern aus 35 Staaten. Die GPEC® 2002 führte in Münster schon 318 Aussteller aus 18 Staaten und 3.441 Fachbesucher aus 40 Staaten zusammen. Vertreter aus 577 deutschen und 82 ausländischen Dienststellen bzw. Behörden haben die GPEC® 2002 besucht. Mit dieser Resonanz hat sich die GPEC® als nicht öffentliche Veranstaltung fest etabliert. Die Verlegung der OPEC nach Leipzig wird mit der weiteren Internationalisierung des Themas Sicherheit unter den Aspekten EU-Erweiterung, Verlegung EU-Außengrenze, Europäische Grenzpolizei und NATO-Osterweiterung begründet. Die Schirmherrschaft haben der Sächsische Staatsminister des Innern, Horst Rasch, und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Ute Vogt, übernommen. Die Fachmesse ist ausschließlich Fachpersonal zugänglich. Informationen sind im Internet unter www.gpec.de und www.police-show.co zu erhalten.